Psychologie und Partnerschaft: Eva-Maria Manz (ema)

Dunhams bisheriges Leben wirkt in ihren Beschreibungen wie die Leidensjahre einer seltsamen Außenseiterin mit Zwangsstörungen aus einem Künstlerhaushalt in New York. Viele werfen ihr das alles vor: privilegiertes Aufwachsen, Luxusprobleme und jetzt auch noch Weltruhm. Kann sie so die Identifikationsfigur vieler planloser junger Frauen bleiben, zu der sie durch ihre Serie geworden ist? Wie kann eine wie sie wissen, was die jungen Frauen da draußen umtreibt? Das wird auffallend oft von Journalisten gefragt, die selbst nicht Lena Dunhams Generation angehören. Ihr Erfolg zeigt: sie kann.

 

Denn im Grunde ist nicht wichtig, ob Lena Dunham in einem gut gestellten Künstlerhaushalt aufgewachsen ist, sondern in welcher Wertegesellschaft. Und die hat sie, auch das wird im Buch noch einmal sehr viel deutlicher als in der Serie, mit vielen jungen Lesern in der westlichen Welt gemein. Die Eltern sind selbst so freizügig, dass es schwer sein dürfte, diese Generation in ihrer Radikalität überhaupt noch zu übertreffen oder das auch nur zu wollen. Dunhams Mutter zum Beispiel, die Künstlerin Laurie Simmons, hatte sich in den siebziger Jahren ständig selbst nackt fotografiert, ihren Körper mit der Linse der Kamera erforscht; Lena Dunham beschreibt das ausführlich. Es gibt nichts, was diese Eltern noch schockieren könnte.

Ganz schön viel Aufmerksamkeit

Wer Dunhams Buch liest, hat oft das Gefühl, hier erzähle eine einfach gern von sicht, hier wolle eine ganz schön viel Aufmerksamkeit. Lena Dunham selbst sagt: „Wenn ich euch mit dem, was ich gelernt habe, auch nur einen miesen Job leichter machen kann, euch nur einmal vor der Art von Sex bewahren kann, wo man die Turnschuhe lieber anlässt, um mittendrin wegrennen zu können, dann war jeder meiner Fehltritte es wert.“

Das klingt nach billiger Gebrauchsliteratur. Im Vorwort beschreibt Lena Dunham selbst ihr Buch als eine Mischung aus Memoiren und Frauen-Ratgeber. Das „New York Times Magazine“ sieht das anders: Was der Nachkriegswelt J. D. Salinger war und den Babyboomern Woody Allen, war dort zu lesen, das ist jungen Lesern heute vielleicht Lena Dunham.