Der Stammsitz Ludwigsburg ist am stärksten von den Sparplänen des Filterherstellers betroffen. Allein dort werden 275 Stellen gestrichen. Der Autozulieferer begründet die Einschnitte mit dem harten Wettbewerb und gesättigten Märkten in Europa.

Stuttgart - Der Autozulieferer Mann + Hummel streicht in Deutschland rund 500 Stellen. Betroffen ist vor allem die Produktion in Ludwigsburg, wo 275 Arbeitsplätze dem Rotstift zum Opfer fallen. Insgesamt beschäftigt das Familienunternehmen an seinem Stammsitz knapp 1900 Mitarbeiter, 700 davon sind in der Fertigung tätig. In einigen Produktionsbereichen könne in Ludwigsburg „heute nicht mehr zu wettbewerbsfähigen Preisen“ produziert werden, schreibt das Unternehmen in einer Mitteilung. Dies hat nicht zuletzt mit weitgehenden Sättigung der europäischen Märkte zu tun. Die Situation verschärft sich zusätzlich, wenn im kommenden Jahr die Fertigung von Saugrohren für Verbrennungsmotoren ausläuft. Derzeit trage dieser Bereich erheblich zum Werksumsatz bei. Doch es gebe keine Nachfolgeausträge, erläutert der Sprecher. „Saugrohre werden heute mit einer Technologie hergestellt“, fügt er hinzu. Auch künftig wird in Ludwigsburg produziert – aber „nur“ noch Luftfilter sowie Öl- und Kraftstofffilter.

 

Die Beschäftigten waren vorbereitet

Die Beschäftigten in Ludwigsburg wurden am Mittwoch auf einer Betriebsversammlung informiert; „es war eine emotionale Veranstaltung“, sagt der Sprecher. Als die Werksleitung – unter Anwesenheit von Firmenchef Alfred Weber – die Entscheidung erläuterte, sei es absolut ruhig gewesen. Es habe keine Zwischenrufe gegeben. Unvorbereitet waren die Beschäftigten nicht. Geschäftsleitung und Arbeitnehmervertreter verhandeln bereits längere Zeit über den Personalabbau; eine für Februar geplante Protestveranstaltung war damals aus Sicherheitsgründen kurzfristig abgesagt worden.

Nicht nur in Ludwigsburg streicht Mann + Hummel Stellen in der Produktion, sondern auch an den beiden Erstausrüstungswerken in Sonneberg/Thüringen und bad Harzburg/Niedersachsen. In Bad Harzburg wo künftig nur noch Saugrohre und Spritzwasserbehälter gefertigt werden sollen, fallen 150 der derzeit 350 Arbeitsplätze dem Rotstift zum Opfer. In Sonneberg sind 70 der 500 Stellen vom Abbau betroffen. Von dort kommen künftig Kunststoffspritzgußteile. Die Beschäftigten wurden darüber bereits vor wenigen Tagen in Betriebsversammlungen informiert.

Im Oktober läuft ein Abfindungsprogramm an

Der Personalabbau in Ludwigsburg wird zügig in die Wege geleitet. Von Oktober an bis Ende März 2016 läuft ein Abfindungsprogramm. Danach können von Kündigung betroffene Mitarbeiter in eine Transfergesellschaft wechseln, wo sie für einen anderen Arbeitsplatz außerhalb des Unternehmens qualifiziert werden sollen. Eine solche Transfergesellschaft darf für höchstens ein Jahr eingerichtet werden. Wenn es dann noch Mitarbeiter ohne neuen Job geben sollte, wird „notfalls eine zweite Transfergesellschaft“ gegründet, so der Sprecher. Ziel sei es, auf Kündigungen zu verzichten. Wegen der Altersstruktur am Standort sei dies auch realistisch. Etliche Mitarbeiter könnten zudem das gesetzliche Angebot für die Rente mit 63 nutzen. Betriebsratschef Ralph Kraut: „Trotz der für alle sehr schwierigen Situation haben wir mit der Werkleitung konstruktiv verhandelt. Der Verhandlungsstand gibt Hoffnung, dass wir für alle Kolleginnen und Kollegen ein vertretbares Ergebnis erzielen werden“.

Das Unternehmen strebt an, aus Ludwigsburg einen „hochmodernen Technologiestandort mit Produktion und weltweit tätigen Verwaltungsbereichen“ zu machen. Am Stammsitz entsteht derzeit für 30 Millionen Euro ein Technologiezentrum. „Der Standort Ludwigsburg wird durch die Verzahnung von Produktion, Entwicklung und Technikum auch in Zukunft ein wichtiger Innovationsmotor von Mann + Hummel bleiben“, wird Firmenchef Alfred Weber in der Mitteilung zitiert.