Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Sie habe es nicht mehr gewagt, auf der Straße zu fotografieren. „Es kann sein, dass sie die Kamera zerstören, auf jeden Fall löschen sie die Bilder.“ Journalisten mit Kameras würden überhaupt nicht mehr nach Cizre gelassen. Am Stadtrand lasse „er“ nun einen Park am Tigris errichten – dort, wo die Trümmer der Altstadt verstreut worden seien. Mit „Er“ ist Präsident Erdogan gemeint. „Die Leute in Cizre sagen, in den Trümmern sind immer noch Knochen unserer Leute. Wie sollen wir darüber spazieren?“ Für Aygül Aras stellt der Bau des Parks eindeutig eine Provokation dar. „Er will, dass die Kurden aus Cizre weggehen, sich zerstreuen. Nur wenige gehen, einige über den Tigris in den Irak, wo sie für die PKK arbeiten können. Aber die meisten wollen ihre Heimat nicht verlassen.“

 

Ein Ausflug bietet Erholung vom Elend

Trotz der Schikanen sei es möglich gewesen, dass zwei Witwen mit ihren Kindern aus Cizre mit ihr für eine Woche in ihre Heimatstadt Dersim reisen konnte. Das sei zwar riskant gewesen. „Aber für die Frauen und die sechs Kinder war es ein wundervolles Erlebnis. Insbesondere der älteste Sohn ist da wieder wie ein Kind gewesen. Er musste mit acht Jahren beginnen, die Familie zu ernähren, weil der Vater im Gefängnis war.“

Für sie selbst sei es vorerst die letzte Reise in das kurdische Gebiet gewesen, sagt Aygül Aras. „Es ist zu riskant“, sagt sie, denn sie sei sich sicher, dass ihr Name durch die Reisen, die sie für Freunde helfen Freunden gemacht hat, den Behörden mittlerweile durchaus bekannt sei. Und dass die deutsche Staatsbürgerschaft kein ausreichender Schutz mehr ist, sei ja bekannt.