Irene Baum ist sportlich, fit und braucht immer neue Herausforderungen. Deshalb hat sie mit 66 Jahren eine Trekkingtour im Himalayagebirge gemacht. Wie sie sich vorbereitet hat – und was das größte Abenteuer war.

Rems-Murr: Simone Käser (sk)

Als sie wieder in der Heimat gelandet war, brauchte Irene Baum knapp drei Wochen, bis sie sich wieder in der Zivilisation zurechtfand. Kein Wunder, die Backnangerin war richtig weit weg.

 

Nicht nur geografisch, sondern vor allem mental lagen wohl gefühlt Lichtjahre zwischen ihrem Alltag und der Zeit in Nepal: „Das war ein sehr einschneidendes und nachhaltiges Erlebnis. Die Natur, die Menschen, die Herausforderungen und die Einfachheit zeigen einem, was wirklich wichtig ist“, sagt die Frau, die mit 66 Jahren auf einer Trekkingtour im Himalaya unterwegs war. Lange hat sie darauf gewartet, mehr Zeit für Wanderungen und Unternehmungen zu haben. „Ich brauche Abwechslung, bin zum Glück gesund und genieße es, mich auszutoben und Verschiedenes auszuprobieren.“

Imposantes Panorama – unvergessliche Tour: Irene Baum im Himalaya Foto: privat

Schon im Berufsleben wurde es Irene Baum nicht langweilig

Schon im Berufsleben wurde es Irene Baum nicht langweilig. Erwachsenenbildung, Volkshochschulleitung, leitende Funktion in der technischen Akademie Wuppertal – sie war im Management unterwegs, hatte ständig neue Aufgaben und lernte viele neue Leute kennen. Genauso vielseitig gestaltete die Backnangerin zeitlebens ihre Freizeit. „Ich habe schon immer Ausgleichssport gemacht. Dann kam die Altersteilzeit und ich hatte endlich mehr Raum dafür.“

Allein auf Hüttentour in den Alpen

Also erfüllte sich die heute 67-Jährige einen Traum und ging auf Hüttenwanderung in den Alpen – alleine, obwohl ihr alle davon abrieten. „Es war herrlich und hat super geklappt. Man trifft ja ständig andere Wanderer und kann alles individueller gestalten“, sagt Irene Baum und erinnert sich, wie sie sich auf den schweren Rucksack, den es auf der Wanderung zu schultern galt, vorbereitet hat. „Ich habe mir ein Zehn-Kilo-Gewicht in den Rucksack gesteckt und bin damit durch Backnang gelaufen. Es war hart, aber man gewöhnt sich dran. Mit einem Profi-Rucksack ist es gut machbar.“

Genau diesen speziellen Rucksack packte die gebürtige Brandenburgerin dann auch für einen Trip der ganz anderen Art. Denn bei den Hüttenwanderungen ist sie auf den Geschmack gekommen und als ihr eine Freundin aus dem deutschen Alpenverein eine Trekkingtour im Himalayagebirge vorschlug, musste Irene Baum nicht groß überlegen. „Mein Mann und die Töchter haben mich nicht gern ziehen lassen. Aber sie fanden den Plan auch mutig und waren stolz“, sagt Irene Baum über ihre spontane Entscheidung, mal eben im derzeit größten Gebirge der Erde 5000 Höhenmeter zu bezwingen.

Trainiert hat sie mit einem zehn Kilo schweren Rucksack beim Marsch durch Backnang. Foto: privat

Also kehrte sie mit 66 Jahren dem Tiroler Hochgebirge mit Bächen, Wasserfällen, Steinböcken, Murmeltieren und blauem Enzian den Rücken und bestieg den Flieger Richtung Nepal. Nach einem Zwischenstopp und 17 langen Stunden landeten sie endlich und wurden von ihrem Guide in Empfang genommen. „Wir haben nur diesen Guide, der die Tour führt, und einen Träger gebucht. Um alles andere haben wir uns selbst gekümmert. Das macht mehr Spaß und ist weniger teuer als wenn alles von einer Organisation geplant wird“, erklärt Irene Baum. Das lohne sich besonders bei einer längeren Reise.

Und Irene Baum sowie Begleiterin Christa Kühner wollten das Abenteuer langsam angehen – 21 Wandertage sowie Tage zum Akklimatisieren und für Bus- und Jeepfahren von der Stadt ins Himalayagebirge und zurück planten die Frauen ein. „Die Höhen, das Essen, alles ist gewöhnungsbedürftig, deshalb haben wir alles großzügig bemessen.“ Aber es lief glatt. Die Frauen ließen sich auf die fremde und faszinierende Welt ein, hatten mehr Appetit denn je und kamen gut klar mit den Strapazen. „Natürlich war es teilweise hart und man war abends fix und fertig, wenn man in den Lodges war. Aber die Unterkünfte waren ok und man war glücklich und zufrieden. Ein echtes Abenteuer.“

„Ein echtes Abenteuer“ – Irene Baum hat viel Zeit zum Eingewöhnen eingeplant. Foto: privat

Abenteuerlich war schon die Anfahrt zum Startpunkt

Abenteuerlich war auch schon die Anfahrt zum Startpunkt der Gebirgswanderung. Erst ging es mit dem Bus, dann mit dem Jeep weiter. „Es war wackelig, voll und laut. Aber man gewöhnt sich daran und muss sich einfach denken, dass das jetzt dazugehört und man nicht jammern braucht“, sagt Irene Baum. Während die Backnangerin, die auch Mitglied in der städtischen Seniorenvertretung ist, erzählt, wird klar, dass sie hart im Nehmen ist. „Auf der Rückfahrt hat es so geruckelt, dass ich mir die Rippen geprellt habe. Und beim Abstieg bin ich ein paar mal ordentlich gerutscht. Aber das relativiert sich alles, bei dem, was man da erlebt.“

Im Himalayagebirge liegt mit dem Mount Everest der höchste Berg der Welt. Zu den Achttausendern zählt der Manaslu. Seine Umrundung gehört mit der Überschreitung des Larkya Passes auf 5100 Metern und dem Abstecher ins Tsum-Tal zu den besonderen Routen – und genau diese Route eroberte die 67-Jährige vergangenen Herbst in einer vierwöchigen Tour. Im Gepäck hatten sie und ihre Begleitung Kondition, Trittsicherheit, Medikamente und Willenskraft. Unterwegs trafen sie auf Gebetstempel, Einheimische, Naturschauspiele und Tiere in freier Wildbahn wie Yaks und Affen. „Nur den Schneeleoparden sahen wir nicht, aber vielleicht kommen wir wieder“, sagt Irene Baum, die stolz auf ihre Leistung ist. „Ich habe mit 66 Jahren Tagesetappen von neun Stunden mit schwerem Rucksack gepackt. Ich will andere motivieren und Mut machen. Jeder kann sich Herausforderungen stellen, in jedem Alter.“

Über ihre Erlebnisse bei der Trekkingtour spricht Irene Baum am Mittwoch, 17. April, um 17.30 Uhr im Seniorenbüro in Backnang.