Vertreter der acht Bezirksbeiräte entlang des Neckars haben ihre Ideen vorgestellt, wie man den Fluss erlebbar machen und renaturieren könnte.
Bad Cannstatt - Der Sitzungssaal im Rathaus von Bad Cannstatt ist gerammelt voll gewesen: Die Stadtplaner Hermann-Lambert Oediger und Wolfgang Maier haben gleich 70 Vertretern der acht Bezirksbeiräte entlang des Neckars ihre Ideen vorgestellt, wie man den Fluss wieder erlebbar machen und teilweise renaturieren könnte – genau 18 Projekte weist ihr Masterplan auf.
Kontroverse Diskussion
Grundsätzlich fanden die Vorschläge in allen politischen Lagern und in allen Bezirken großen Anklang. Wie der richtige Weg zum Ziel, die Stadt zum Fluss zu öffnen, aussehen müsste, wurde aber jetzt in Bad Cannstatt sehr kontrovers diskutiert. Sehr enttäuscht zeigten sich die Vertreter der Stadtbezirke Ober- und Untertürkheim, Hedelfingen, von Wangen und vom Osten: „Der gesamte obere Neckar hat fast nichts abbekommen“, beklagte sich der Hedelfinger Eberhard Schweizer (Grüne).
Wolfgang Maier vom Stadtplanungsamt räumte diesen Vorwurf ein; tatsächlich liegen nur drei der 18 Projekte am langen Abschnitt zwischen Obertürkheim und dem Osten. Er verwies aber auf die vielen Gewerbegebiete, die eine Grünplanung sehr schwierig mache. Dieses Argument ließen viele Bezirksbeiräte nicht gelten. So könnten die Radwege besser vernetzt werden, der angedachte Steg am Campingplatz nach Berg müsse schneller kommen, und auch die Situation am Leuze sollte bald verbessert werden. Selbst rund um den Hafen gebe es Möglichkeiten, so der Tenor. Die Stadtplaner versprachen, alle Grundstücke nochmals durchzugehen – Aussicht auf schnelle Verwirklichung konnten sie aber nicht machen.
Nesenbach bleibt unsichtbar
Eine Absage erteilten sie der Forderung, im Mündungsbereich des Nesenbachs bei der König-Karl-Brücke den Stuttgarter Bach wieder sichtbar zu machen. Ein natürlicher Bachlauf sei dort schon wegen des fehlenden Gefälles nicht mehr möglich; auch verliefen Leitungen im Untergrund, so Wolfgang Maier. Höchstens als „Artefakt“ könne dort irgendwann an den Nesenbach erinnert werden. Roland Schmid (CDU, Bad Cannstatt) bemängelte, dass im Masterplan kaum daran gedacht worden sei, das Leben auf dem Neckar zu befördern. Es seien keine Slipanlagen für Boote und kaum Anlegestellen eingeplant. Auch hier will die Stadt nacharbeiten.
Uferpark und Auwiesen haben Priorität
Nachfragen gab es auch wegen der Reihenfolge der Projekte. Im Moment hat ein Uferpark am Wasen und die Renaturierung der Auwiesen an der Aubrücke für die Planer Priorität. Diese beiden Maßnahmen seien ausgewählt worden, so Hermann-Lambert Oediger, weil die Stadt dort schon alle Grundstücke besitze. Der Gemeinderat hat dieses Vorgehen abgesegnet, indem er Planungsmittel für gerade diese beiden Projekte zur Verfügung gestellt hat.
Dieter Laube von den SÖS/Linken in Bad Cannstatt kritisierte, dass viele Projekte wegen der Stuttgart-21-Bauarbeiten auf Jahrzehnte hinaus blockiert seien, vor allem jene am Sailerwasen und am Wilhelmaufer. Wolfgang Maier konterte: Umgekehrt werde ein Schuh daraus. Am Neckarknie blockiere sich die Stadt mit dem Rosensteintunnel sowieso selbst. Und zwei große Projekte würden vermutlich gar von der Bahn bezahlt – als ökologische Ausgleichsmaßnahme für den Tiefbahnhof.