Der Anteil ausländischer Häftlinge in den Gefängnissen ist gestiegen - und damit werden auch die Sprachprobleme größer. Das Land Baden-Württemberg ergreift Maßnahmen, aber der Opposition fehlt ein umfassendes Konzept.

Stuttgart - Fast jeder zweite Häftling in baden-württembergischen Gefängnissen hat einen ausländischen Pass. Der Anteil der Ausländer legte im Vergleich zum Vorjahr von 46 Prozent auf jetzt 48,5 Prozent zu, berichten die „Stuttgarter Nachrichten“ (Freitag) unter Berufung auf Zahlen des Justizministeriums in Stuttgart. Ein Sprecher von Justizminister Guido Wolf (CDU) bestätigte die Angaben. Wolf sagte der Zeitung, für die Justizvollzugsbediensteten sei die Entwicklung eine Herausforderung. Die Zahl der Gefangenen, mit denen eine Verständigung nur noch per Dolmetscher möglich sei, nehme zu.

 

Gestiegen sei vor allem die Zahl der Gefangenen aus Gambia - von 178 auf 277 Häftlingen. Damit liege Gambia auf der Liste der häufigsten Herkunftsländer inzwischen hinter der Türkei (499) auf Platz zwei. Dahinter folgten Rumänien, Algerien, Italien, Georgien, Polen und das Kosovo. Insgesamt saßen Ende März 7420 Menschen in den Gefängnissen im Südwesten ein - 1,7 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Wolf: Mehr Bewerber mit Fremdsprachenkenntnissen eingestellt

Minister Wolf sagte am Freitag, das Land stelle für die Haftanstalten verstärkt Bewerber mit Fremdsprachenkenntnissen ein. „Wir haben 2017 mit Fraktionsmitteln ein landesweites Programm zur Stärkung der Sprachkompetenz der mittleren Dienste im Justizvollzug erstellt“, sagte er. „Ursprüngliches Ziel war es, bis Ende 2019 etwa 20 Prozent aller Bediensteten des mittleren Dienstes mit Gefangenenkontakt zu erreichen.“ Aufgrund des großen Interesses der Bediensteten werde diese Zielmarke voraussichtlich deutlich übertroffen.

FDP-Rechtsexperte Nico Weinmann sagte, seine Partei fordere ein Konzepte zum Ausbau der Haftplätze, zur Stärkung des stark belasteten Personals in den Justizvollzugsanstalten und zur Abschiebung straffälliger Ausländer. „Allerdings hat sich die grün-schwarze Koalition noch Ende letzten Jahres im Rahmen der Haushaltsberatungen geweigert, solche Konzepte vorzulegen“, kritisierte er.