Seit vielen Jahren reparieren Mitarbeiter der Neuen Arbeit in der Fahrradstation am Möhringer Banhof kaputte Drahtesel. Doch die Zukunft ist ungewiss.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Das war es wohl für die Fahrradstation am Möhringer Bahnhof. Seit vielen Jahren reparieren die Mitarbeiter des Sozialunternehmens Neue Arbeit in einer Baracke am Ende der Filderbahnstraße Fahrräder und bieten Parkplätze für die Drahtesel an.

 

Das Areal gehört derzeit noch der Bietigheimer Wohnbau und der Strenger Gruppe. Die Investoren haben die Fläche vor einiger Zeit von den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) gekauft. 400 000 Euro haben sie damals dafür bezahlt. Mittlerweile haben die beiden Unternehmen der Stadt das Grundstück angeboten, für nur 300 000 Euro. Die Idee war, dass sich die Bietigheimer Wohnbau und die Strenger Gruppe auf den Wohnungsbau am Möhringer Bahnhof konzentrieren. Die Stadt hätte dann auf ihrem eigenen Grundstück zum Beispiel einen Kindergarten bauen und die Fahrradstation unterbringen können.

Das Postgebäude ist vermietet

Doch die Stadt will das Grundstück nicht. So steht es in einem Protokoll von einer Ausschusssitzung des Gemeinderats. Die Verwaltung hat geprüft, ob ein Rückkauf des Grundstücks sinnvoll ist. Das Ergebnis ist schlicht und ergreifend: nein. Ein Kindergarten könne an dieser Stelle nicht gebaut werden, weil es nicht genügend Platz für eine Außenspielfläche gebe. Auch Wohnungen seien nicht möglich, weil die im Bebauungsplan festgeschriebene Menge an Wohnraum bereits mit der Bebauung anderen Flächen ausgereizt ist. Die Fahrradstation wäre also das einzige Argument für die Stadt, das für einen Rückkauf der Fläche sprechen würde. Und das ist zu wenig. Das widerspreche der städtischen Immobilienstrategie, heißt es in dem Protokoll. Denn die Strategie sei es, dass die Stadt keine Neubauten erstelle, um sie dann überwiegend an Dritte zu vermieten. Genau das wäre aber der Fall.

Im Gespräch war auch, die Fahrradstation im Postgebäude am Filderbahnplatz unterzubringen. Denn die Post gibt das Gebäude Ende Februar auf und sucht Nachmieter. Mittlerweile war sie wohl erfolgreich. Wer in das Gebäude einziehen wird, ist noch nicht durchgesickert. Sicher ist nur: Eine Fahrradstation wird es auch dort nicht geben. Andere Grundstücke stehen am Bahnhof nicht zur Verfügung.

Die Grünen haben das Thema aufs Tableau gebracht

Noch vor Kurzem klang das alles etwas anders. Die Grünen im Stuttgarter Gemeinderat hatten das Thema wieder aufgebracht. In einem Antrag forderten sie die Stadt auf, „alternative Standorte für die Fahrradservicestation und die dafür benötigten finanziellen Mittel darzustellen“. Das tat die Verwaltung dann auch im Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen. Ein Grundstück präsentierte sie freilich nicht. Petra Rühle zog nach der Sitzung dennoch eine positive Bilanz: „Wir haben der Stadt mit auf den Weg gegeben, dass sie weiter suchen soll. Ich hoffe auf ein ausreichendes Engagement der Verwaltung“, sagt die Grünen-Stadträtin. Sie ergänzte: Die Fahrradstation sei nicht nur ihrer Fraktion wichtig, sondern allen im Gemeinderat.

Jürgen Lohmann fände es „höchst bedauerlich“, wenn es am Möhringer Bahnhof künftig keine Fahrradstation mehr geben würde. „Die Fahrradstation ist eine wichtige Einrichtung für uns. Wir sind ein Stadtbezirk, in dem es viele Fahrräder gibt und die Möhringer Fahrradstation hat einen guten Ruf“, sagt der Bezirksvorsteher. Er findet es schade, dass die Stadt bei der Suche nach einem passenden Grundstück nicht fündig geworden sei.

Die Neue Arbeit hat noch Hoffnung

Hans-Ulrich Rabeneick hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Er ist bei der Neuen Arbeit für die Fahrradstationen verantwortlich und sagt: „Wir haben eine Kündigungsfrist von sechs Monaten. Und noch haben wir keine Kündigung erhalten.“ Noch sei also ein wenig Zeit, um vielleicht doch noch einen Lösung am zentral gelegenen Möhringer Bahnhof zu finden.