Von Mai an soll ein Vierteljahr lang versucht werden, die Lage am Bahnhofsvorplatz gezielt zu entspannen.

Bad Cannstatt - Streitereien und Pöbeleien sind auf dem Cannstatter Bahnhofsvorplatz an der Tagesordnung. Und selbst, wenn es ruhig bleibt: Einzelhändler stören sich an den Menschen mit und ohne Wohnung, die sich vor dem Bahnhof treffen und Alkohol konsumieren. Diese Klientel schade dem Geschäft und vertreibe die Kunden. Im November vergangenen Jahres haben Anrainer Unterschriften gesammelt und sich Hilfe suchend an den Bezirksbeirat Bad Cannstatt gewandt.

 

Der Runde Tisch, an dem Stadt- und Bezirksbeiräte, Vertreter der Polizei, des Gewerbevereins und der Straßensozialarbeit sitzen, hat sich daraufhin getroffen und überlegt, wie die Situation zu verbessern ist. „Das Problem ist, dass an dieser Stelle die Interessen von Einzelhandel, Politik und den Besuchern des Treffpunkts aufeinanderprallen“, sagt Klaus Obert vom Caritasverband, der Sprecher des Runden Tischs. Einen Königsweg gebe es nicht, vielmehr könne höchstens eine Mischung aus verschiedenen Einzelmaßnahmen helfen, den Zustand zu verändern. „Es ist aber eine Illusion zu glauben, Not und Elend ließen sich aus dem Stadtbild einer Großstadt entfernen“, dämpft Obert die Erwartungen. Trotzdem habe sich der Runde Tisch mehrheitlich dafür ausgesprochen, die Bänke vor dem Bahnhof abzubauen und durch Einzelsitze zu ersetzen. „Es wird nicht die Lösung für alle Probleme sein, ist aber einen Versuch wert“, sagt Obert. Gleichzeitig soll testweise die Tagesstätte Café 72 ihre Öffnungszeiten montags bis 18 und donnerstags bis 20 Uhr verlängert werden. Für eine Testphase von drei Monaten sei man optimistisch, die finanziellen Mittel vom Sozialamt zu erhalten, sagt der Sozialarbeiter Michael Knecht. „Während dieser Zeit werden wir beobachten, wie sich der Zustand am Bahnhof, in der Tagesstätte und der Umgebung verändert.“ Die Effekte sollen erfasst und ausgewertet werde, noch vor der Sommerpause werde man dem Bezirksbeirat erste Ergebnisse vorstellen. Voraussichtlicher Start des Projekts ist am 15. Mai.