Ein Heißluftballon explodiert über dem ägyptischen Urlauberparadies Luxor. 18 Ausländer und ihre Reiseleiterin sterben. Das Unglück ist nicht nur für die Opfer und ihre Familien eine Tragödie, sondern auch die angeschlagene Tourismusbranche.

Luxor - Erst gab es einem heftigen Knall. Sekunden später stand der Ballon in Flammen und raste zu Boden. 19 der 20 Touristen in der Passagiergondel verloren ihr Leben, als am Dienstagmorgen in Luxor Brenner und Gasflasche ihres Heißluftballons in etwa 300 Meter Höhe explodierten. Die meisten Leichen sind bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Mena stammen neun der Opfer aus Hongkong, vier aus Japan, zwei aus Frankreich, drei aus Großbritannien. Eine ägyptische Reiseleiterin befindet sich ebenfalls unter den Toten.

 

Der Pilot und zwei Briten konnten sich letzter Sekunde mit einem Sprung aus dem brennenden Wrack retten. Die britische Botschaft in Kairo hatte mitgeteilt, zwei ihrer Staatsbürger lägen im Krankenhaus, einer allerdings erlag wenig später seinen Verletzungen. Auch der Fahrer schwebt in Lebensgefahr. Der Gouverneur der Provinz Luxor untersagte vorübergehend allen Anbieten, Ballonfahrten zu starten.

Der Fotograf Christopher Michel, der von einem anderen Ballon aus Bilder machte, berichtete in der BBC, er habe einen Knall gehört und eine große Rauchwolke gesehen. Ein Hotelier auf der Westbank, wo sich der Startplatz befindet, sprach von einer lauten Explosion, die die Fensterscheiben habe erzittern lassen. Nach Angaben des Ballonfahrtanbieters könnte das Unglück durch ein Leck in der Leitung zwischen Gasflasche und Brenner ausgelöst worden sein.

Auch für seine Ballonfahrten ist Luxor inzwischen bekannt

Die Fahrten mit dem Heißluftballon zum Sonnenaufgang über dem Tal der Könige, dem Hatschepsut-Tempel oder den Kolossen von Memnon gehören zu den populärsten Attraktionen für Luxor-Besucher. Sie werden seit etwa 15 Jahren angeboten. In der Vergangenheit gab es zwar einige wenige Unfälle, bei denen aber niemand zu Tode kam. So streifte im Mai 2009 ein Ballon vor der Landung einen Handymast, 16 Touristen erlitten Arm- und Beinbrüche. 2008 stießen drei Ballons zusammen, sieben Personen wurden verletzt.

Umso härter trifft das katastrophale Unglück die seit zwei Jahren am Boden liegende Tourismusindustrie Ägyptens. Seit dem Sturz von Hosni Mubarak und den regelmäßigen Gewaltwellen im Land ist die Zahl der ausländischen Gäste stark zurückgegangen. Sie sank nach offiziellen Angaben von 14,7 Millionen Besuchern im Jahr 2010 auf gut neun Millionen in den beiden Folgejahren – statistische Angaben, die wohl geschönt sind. Selbst im oberägyptischen Luxor, der pharaonischen Hauptstadt Theben, mit seinen berühmten Tempeln und Königsgräbern, kämpfen viele Hotels mit Belegungsquoten von zehn bis 20 Prozent. Von den 270 Hotelschiffen, die auf dem Nil zwischen Luxor und Assuan verkehren, sind heute höchstens zehn im Einsatz. Auch in Kairo sind die Pyramiden von Gise praktisch verwaist. Verheerende Schlagzeilen machten zuletzt bewaffnete Banden nahe dem Tahrir-Platz, die in das an der Nil-Corniche gelegene Fünf-Sterne-Hotel Semiramis eindrangen, Gäste bedrohten, die Lobby verwüsteten und die Luxusgeschäfte im Erdgeschoss plünderten.

Die meisten Anbieter arbeiten professionell und zuverlässig

In Luxor teilen sich acht Ballonfirmen das Geschäft. Einige haben bei lokalen Tourismusmanagern keinen guten Ruf, da sie die Körbe überladen, mit Sicherheitsregeln lax umgehen oder da ihre Piloten an Bord gern den Macho spielen. Die Mehrheit der Firmen dagegen arbeitet zuverlässig und professionell, die Fahrer haben eine offizielle Ausbildung und müssen regelmäßig ein Sicherheitstraining der zivilen Luftfahrt absolvieren. Die Unglücksfirma Sky Cruise genießt einen guten Ruf. Der Reiseveranstalter Kuoni, bei dem die neun getöteten Chinesen gebucht hatten, gab an, man arbeite mit dem Unternehmen seit vielen Jahren ohne Probleme zusammen.