Kaffeedosen, Heiligenbilder, Gummitiere: Die Fotografin Rosa Schamal arrangiert Kitschiges und Profanes zu herrlich bizarren Kunstaltären.

Bauen/Wohnen/Architektur : Nicole Golombek (golo)

Stuttgart - Arturo Bispo do Rosário begann Dinge zu sammeln, nachdem Engel ihn aufgefordert hatten, alles aufzuheben, was am Jüngsten Tag gerettet werden solle. Überraschend viel hielt der Mann für ewigkeitswertig: „Insgesamt stellte er während seiner Zeit in der Irrenanstalt in Rio de Janeiro, in der er von 1938 bis zu seinem Tod 1989 wegen einer schizophrenen Psychose interniert war, fast 1000 Objektcollagen her.“ Das berichtet Peter Schneider in seinem Text zu dem Fotobuch „Altar“.

 

Reif für die Therapie

Horten mag zuweilen krankhaft sein, doch nicht jeder, der Dinge sammelt, ist reif für eine Therapie. Manchmal ist es eine unbestimmte Sehnsucht, einmal von etwas alles zu besitzen, eine vollständige Ordnung hergestellt zu haben. Menschen sammeln Dinge auch, weil sie durch sie an etwas erinnert werden. Oder weil sie originelle Bezüge zwischen Dingen herstellen, die sich überdies gut auf einem Teewagen oder einem Bücherregal machen. Die Fotografin Rosa Schamal widmet sich Sammlungen, die in der Art der Präsentation manchmal sakrale Züge annehmen.

Barbie oder Gummi

Dinge, ob Muscheln, Uhren, Barbiefiguren oder Gummitiere, „sprechen Prosa wie ihre Besitzer“, notiert Peter Schneider: „Sie verdoppeln, ergänzen oder konterkarieren das, was der Bewohner eines Haushalts sagt. Die Gegenstände, die in einem allfälligen Privataltar versammelt sind, sind durchaus Teil dieses Gemurmels der Dinge. Aber sie reden anders: poetisch.“ Auch wenn die Interpretation der Poesie manchmal nur deren Besitzer gelingt.

Info zum Fotobuch

Altar. Fotografien von Rosa Schamal. Mit einem Essay von Peter Schneider. Buchgestaltung von Manuel Süess. Edition Patrick Frey, Zürich. 88 Abb., 40 Euro.