Der slowenische Basketballstar trifft bei der EM, wie er will. Nicht nur in seiner Heimat zieht der 23-Jährige die Fans in seinen Bann.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Auf der Tribüne vergoss Vater Sasa Tränen der Freude, auf dem Feld lächelte Sohnemann Luka vor Glück. Die Emotionen nahmen ihren Lauf am Mittwochabend bei der Familie Doncic, in der Lanxess-Arena von Köln. Zum Abschluss der Vorrunde sicherte sich Slowenien den Gruppensieg, doch was heißt Slowenien in diesen Tagen? Der Wahnsinn hat einen Namen: Luka Doncic. Erst besiegte der 23-Jährige Deutschland mit 37 Punkten fast im Alleingang, keine 24 Stunden später wiederholte er dieses Kunststück gegen Frankreich – und setzte noch einen drauf: 47 Punkte. Das ist die zweithöchste Marke in der langen EM-Historie, übertroffen nur von einem Belgier namens Eddy Terrace, der in den Annalen von 1957 einmal sogar 67 Zähler aufweist – gegen Albanien allerdings. Doch was Doncic im blauen Trikot der Slowenen (nicht dem seines Clubs Dallas Marvericks) ablieferte, war schon unmenschlich.

 

In Slowenien ist Doncic ein Volksheld

Gegen die Franzosen stand er fast 39 Minuten auf dem Feld, pausierte nur einmal kurz, als er behandelt werden musste, denn attackiert wurde er von den Franzosen um Defensiv-Star Rudy Gobert mehr als heftig. Doch er ließ sich nicht abschütteln, auch wenn Doncic nicht gerade einen Astralkörper besitzt. In den Katakomben erinnerte der Vater, einst selbst Profi, an früher, als man gegen zwei Jahre ältere Spieler schon erahnen konnte, was für ein großes Potenzial in dem Jungen steckt.

Groß ist leicht untertrieben. Seine Qualitäten begeistern Anhänger von China bis Argentinien, wie Vater Doncic von Fans in aller Welt erzählte. Das Trikot mit der Nummer 77 jedenfalls beherrschte die Lanxess-Arena – mehr noch als das eines deutschen Spielers. Zu Hause ist er ein Volksheld, trotz anderer Sportstars wie der Radprofis Primoz Roglic oder Tadej Pogacar. Wie weit Doncic die Reise noch trägt? Slowenien ist Titelverteidiger und in der Form ihres Wunderkindes nur schwer zu stoppen. Wie sagt Gordon Herbert respektvoll: „Er ist jemand, für den man bezahlen würde, um ihn zu sehen.“

Keine Sorge: Der Bundestrainer bekam die Doncic-Lehrstunde gegen Deutschland umsonst – leider.