Der Pokal hat seine eigenen Gesetze – speziell im deutsche Basketball, wo nur sieben Teams teilnehmen. Das könnte sich möglicherweise ändern, was zum Beispiel die Tübinger freuen würde.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Ludwigsburg - Die Saison der MHP Riesen Ludwigsburg kann sich bisher wirklich sehen lassen, auch wenn der Vorsitzende Alexander Reil stets betont: „Erreicht haben wir bisher nichts.“ Zumindest keinen Titel geholt. Der wäre zum Beispiel im Pokal möglich, doch da hängen für die Riesen die Körbe im wahrsten Sinne des Wortes hoch. Denn in der sogenannten Qualifikation für das Top Four muss die Mannschaft am Sonntag (15 Uhr) zum Tabellenzweiten Alba Berlin, gegen das die Riesen zuletzt in der Liga 67:86 verloren haben. Doch wie heißt es so schön: Der Pokal hat seine eigenen Gesetze.

 

Und diese Floskel trifft in Deutschland auf keinen Wettbewerb so sehr zu wie den im Basketball. Der wird im Schnelldurchlauf absolviert. Drei Spiele reichen zum Titel. Einer in der Quali am Wochenende und dann zwei beim Endturnier – im Halbfinale und Finale. Ein Modus, der immer wieder zu Diskussionen geführt hat. Bambergs Meistertrainer Andrea Trinchieri hat es beim vergangenen Endturnier in Berlin drastisch formuliert: „Das ist Mist!“ Und eine Reform angeregt – zum Beispiel mit acht Teams, wie in Spanien.

Wettbewerb mit 16 Clubs?

Solche Ideen werden jetzt auch von offizieller Seite aufgegriffen. Als Denkanstoß, nicht mehr und nicht weniger, das betont Ludwigsburgs Vorsitzender Reil in seiner Funktion als BBL-Präsident: „Ein neuer Modus muss sportlich und wirtschaftlich attraktiver sein.“ Und genau da beginnt die Krux: Angedacht ist eine Art Liga-Pokal mit den 16 Bundesligisten (ohne die beiden Aufsteiger), die dann eine K.-o.-Runde spielen, beginnend mit dem Achtelfinale. Allerdings (wohl) ohne Top Four. Und genau das hat sich inzwischen als Event etabliert, natürlich auch, weil der Ausrichter – in diesem Jahr Ulm – gesetzt ist, hinzu gesellen sich die drei Sieger der Qualifikation.

Um die überhaupt zu erreichen, müssen die Vereine allerdings in eine sportliche Vorleistung gehen, und die ist durchaus anspruchsvoll. In den Genuss kommen die sechs Mannschaften, die nach der Vorrunde die besten Plätze belegen (wobei die Spiele gegen den Ausrichter nicht mit in die Wertung eingehen). So ist zumindest gewährleistet, dass die aktuell besten Teams den Titel ausspielen. Der Haken: Pokal-Überraschungen, die zum Beispiel im Fußball das Salz in der Suppe sind, gibt es nicht. Und gab es auch kaum. „Das waren vier Prozent der Spiele“, sagt Ludwigsburgs Zweiter Vorsitzender Marko Beens zu einer Analyse in der Vergangenheit.

Tübingen begrüßt Reform

Mag sein – doch Tübingens Manager Robert Wintermantel hat aus seiner Zeit als Spieler beim Zweitligisten TV Langen andere Erfahrungen. „Ich kann mich erinnern, dass wir einmal zwei Bundesligisten in den ersten Runden ausgeschaltet haben.“ Aber auch er gibt zu, dass die Spiele zum Teil sehr schlecht besucht waren, was mit ein Grund war, das alte Modell zu beerdigen. Doch Reil sagt: „Ich finde es richtig, den Modus in regelmäßigen Abständen zu analysieren.“ Genau das geschieht nun, denn vor allem die sogenannten kleineren Vereine wie Tübingen haben während der Saison außer den 34 Ligaspielen nichts zu bieten, während sich die Europapokal-Teilnehmer vor Spielen kaum retten können. So kommen die Riesen schon jetzt auf 23 Partien mehr als die Tigers aus Tübingen. „Ich fände das neue Modell eine sportliche Bereicherung“, sagt deshalb Wintermantel als Befürworter, weiß aber auch: „Es muss sich natürlich rechnen.“

Zum Beispiel über einen Generalvermarkter, der sich Übertragungsrechte (in welcher Form auch immer) sichern könnte. Dann müsste aber immer noch ein Plätzchen gefunden werden für zwei zusätzliche Termine. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Fragt sich, wie es mit dem Willen aussieht. Die BBL-Clubs entscheiden mit einfacher Mehrheit. „Ich habe schon damals gegen den aktuellen Modus gestimmt“, sagt Wintermantel. Vielleicht hat er beim nächsten Votum mehr Glück.