Stadtplaner sind selten Machtpolitiker. Das macht es ihnen nicht einfacher, kommentiert LKZ-Redaktionsleiter Thomas K. Slotwinski.

Wer aus der freien Wirtschaft in eine öffentliche Verwaltung wechselt, muss sich umstellen. Statt kurzer Entscheidungswege und oft flacher Hierarchien gibt es bürokratische Vorschriften und Arbeitsabläufe, die nicht immer ein kreatives Handeln befördern. Wenn dann noch die politische Ebene dazu kommt, wird es besonders kompliziert.

 

So dürfte es auch zwei Bauexperten aus unserer Gegend ergehen: Jürgen Katz leitet in Weil der Stadt als Beigeordneter das Bauamt, ehedem war er Chef eines großen Planungsbüros mit 100 Leuten. Klaus Brenner wiederum war selbstständiger Architekt, bevor er die Seiten wechselte. Während aber im eher beschaulichen Ebersbach die Dinge vergleichsweise schnell umzusetzen waren, ist die Situation in Leonberg schon komplexer.

Mittelzentrum mit hoher Strahlkraft

Die Stadt mit nicht ganz 50 000 Einwohnern ist mehr vom urbanen Großraum geprägt als vom ländlichen Gebiet. Obwohl Leonberg vor 50 Jahren der Status als Kreisstadt per Gebietsreform genommen wurde, hat die Stadt weiterhin die klassischen Aufgaben eines Mittelzentrums mit hoher Strahlkraft ins Umland. Das wiederum bringt die klassischen Probleme mit sich: hohes Verkehrsaufkommen, wachsende Einwohnerzahlen, ein entsprechender Bedarf an Wohnraum und Infrastruktur von Schulen, Kindergärten bis hin zu Freizeiteinrichtungen.

Alles muss geplant und umgesetzt werden. Doch was scheinbar einfach klingt, hat es zumeist in sich: Es gibt kaum ein Bauvorhaben, das nicht auf Widerspruch stößt. Das können Partikularinteressen von Anwohnern sein oder auch ideologisch motivierte Kritik aus den politischen Gremien.

Der Chef des Baudezernats gerät da leicht zwischen alle Stühle. Besonders dann, wenn der Gemeinderat eine heterogene Struktur wie in Leonberg hat. Da geht es dann oft nicht mehr um eine pragmatische Lösung, die möglichst vielen Menschen gerecht wird, sondern um das Durchsetzen individueller Präferenzen einzelner Stadträte.

Mehr Entschiedenheit wäre hilfreich

Klaus Brenner ist nicht der Typ, der mit starken Worten solcherlei Debatten beiseite wischt. Er sei „auf keinen Fall autoritär“, hatte er im ersten Interview mit unserer Zeitung vor zehn Jahren gesagt. Dieser an sich sympathische Wesenszug ist im harten politischen Geschäft, das mittlerweile selbst auf kommunaler Ebene üblich ist, nicht immer hilfreich. Würde der Baubürgermeister bei bestimmten Themen ein Stück entschiedener auftreten, würde dies dem Durchsetzen seiner Vorstellungen gewiss dienlich sein.

Denn dass der Chefplaner, dessen Arbeit von der Leichtigkeit der italienischen Architektur und den Ideen Frei Ottos geprägt ist, fachlich der richtige Mann ist, um der zerrissenen Leonberger Innenstadt Struktur und Profil zu geben, das steht außer Frage.