Immer mehr Menschen gehen demonstrieren. Deshalb wird das Landesmuseum Württemberg zu 500 Jahren Bauernkrieg auch die heutigen Proteste ins Visier nehmen.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Christina Haak ist stolz: Sie leitet erst seit dem vergangenem Jahr das Landesmuseum Württemberg, kann aber bereits eine positive Entwicklung verkünden. Die Besucherzahlen seien im Alten Schloss in Stuttgart um 62 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, erklärte sie nun auf der Jahrespressekonferenz des Museums. Auch in der Dependance im Museum der Alltagskultur in Waldenbuch habe man um 43 Prozent zugelegt. Im Detail muss die Direktorin die Zahlen allerdings relativieren, denn 2022 brachte Corona den Kulturbetrieb zeitweise zum Erliegen, sodass eine Steigerung kaum verwunderlich ist. Die Besucherströme der Vor-Corona-Zeit scheint man nicht mehr zu erreichen. Studien machten deutlich, dass viele Menschen ihre Kulturbesuche aus finanziellen Gründen reduziert hätten, so Haak. „Das kommt auch bei uns an.“

 

In Ausstellungen und auf Instagram wird der Protest beleuchtet

In diesem Jahr startet das Landesmuseum dennoch mit zahlreichen Projekten rund um die historischen Bauernkriege durch. Das 500-jährige Jubiläum wird nicht nur 2025 in einer historischen Sonderausstellung im Kloster Schussenried gewürdigt, sondern bereits im Sommer mit einem digitalen Projekt bedacht. Unter dem Titel „#LAUTseit1525“ werden im Web und auf Instagram historische Charaktere und deren Alltag vorgestellt – etwa die Stuttgarterin Magdalena Scherer. Künstliche Intelligenz wird dabei helfen, die historischen Figuren lebendig werden zu lassen.

Ein besonderes Experiment verspricht die Ausstellung „PROTEST!“ zu werden, die ab 26. Oktober im Alten Schloss zwar Bezüge zum Bauernkrieg erstellen wird und zeigt, was die Bauern damals auf die Straße trieb. Vor allem will man aber in einen Austausch mit dem Publikum gehen und von dessen Erfahrungen ausgehen. Um zu beleuchten, welche Strukturen, Gefühle und Ausdrucksmittel hinter Demos, Streiks oder Mahnwachen stecken, wird es unter anderem interaktive Angebote geben zum Beispiel zum Thema Gewalt. Außerdem werden so genannte Explainer vor Ort sein, um Diskussionen zu initiieren.

Kinder ab vier Jahren und Familien können sich in der Mitmachausstellung „Zoff!“ spielerisch mit dem Thema Streit befassen. Was das Familienleben an sich ausmacht, das will die Ausstellung „We are Family“ beleuchten, die am 16. Mai im Museum der Alltagskultur in Waldenbuch eröffnet wird.