Ein Sachverständiger hat erhebliche Schäden am Astwerk entdeckt, vor allem Pilzkrankheiten und Totholz gelten als ernsthafte Gefahr. Die Stadt Fellbach will Anwohner bei einem Informationsrundgang über den drohenden Kahlschlag aufklären.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Fellbach - Die Erhaltung des Baumbestands auf dem früheren Freibad-Areal ist vielen Fellbachern ein wirklicher Herzenswunsch. Um das Naturidyll mit seinen stattlichen Linden und Kastanien ranken sich die Jugenderinnerungen ganzer Jahrgänge, Generationen von Badegästen haben in der Sommerhitze den Schatten der Baumriesen gesucht. Dass viele Fellbacher mit dem 2013 eröffneten Spaßbad F3 nie so richtig warm geworden sind, liegt auch am eingeprägten Bild: Die Bäume im neuen Badepark sind viel zu klein, als dass sich die Menschen unter ihnen wie einst wohlfühlen könnten.

 

Doch der Baumbestand, sagten die Leute, solle erhalten bleiben

Auch deshalb lösten die Planungen für ein großes Wohnbauprojekt auf dem alten Freibadgelände vor gut zwei Jahren nicht nur in der Bürgerschaft große Skepsis aus. Nicht, dass jemand gegen die 750 neuen Appartements auf dem 4,2 Hektar großen Areal wirklich etwas einzuwenden gehabt hätte. Doch der Baumbestand, sagten die Leute, solle erhalten bleiben. Der Aufschrei war groß, als die Bauexperten im Fellbacher Rathaus auch für die Errichtung einer unterirdischen Tiefgarage in einem ersten Entwurf deutlich mehr Bäume abholzen wollten als erwartet. Erst als die Stadt versprach, dass der befürchtete Kahlschlag ausbleiben wird, rang sich auch die Lokalpolitik durch, dem Projekt den Segen zu geben.

Nun allerdings scheint der Verzicht auf eine große Abholzaktion nur noch eine leere Worthülse zu sein

Bei der Entwicklung des Quartiers, so der feste Wille der Stadträte, solle zwar schon Wohnbau und kein naturnaher Park entstehen. Auf eine durchgrünte Neubausiedlung allerdings wollte Fellbach bei der Bebauung achten. Der Siegerentwurf des von der Stadt eigens ausgeschriebenen Architektenwettbewerbs hatte auch deshalb die Nase vorn, weil die Tübinger Planer schon für den Lärmschutz in Erinnerung an die einstige Liegewiese ein kleines „Freibadwäldchen“ umsetzen wollten. Außerdem versprach das Rathaus, wirklich nur die Bäume umsägen zu lassen, die den geplanten Häusern komplett im Weg stehen – alle anderen sollten gehegt, gepflegt und erhalten bleiben.

Wie viele Bäume der Motorsäge zum Opfer fallen, kann das Rathaus nicht konkret benennen

Nun allerdings scheint der Verzicht auf eine große Abholzaktion nur noch eine leere Worthülse zu sein. Allerdings nicht wegen der Wohnbaupläne, sondern wegen des trockenen Sommers. Wegen fehlender Niederschläge und hoher Temperaturen sind auch auf dem Freibadareal offenbar viele Bäume so geschädigt, dass sie nun aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Vor allem Pilzkrankheiten und Totholz hat der von der Stadt beauftragte Baumgutachter Martin Müller an Stämmen und in Wipfeln entdeckt. Das geht aus einer Mitteilung hervor, mit der das Fellbacher Rathaus einen Informationsrundgang auf dem Freibadareal am Donnerstag, 13. Februar, ankündigt. Wohl auch wegen des emotionsgeladenen Hintergrunds sind die Anwohner eingeladen, sich vor Ort selbst ein Bild von den Schäden zu machen. Beginn des Rundgangs ist um 16.30 Uhr, Treffpunkt am alten Haupteingang des Freibads. Neben dem externen Gutachter werden auch Solveig Birg vom Grünflächenamt der Stadt und die Fellbacher Baubürgermeisterin Beatrice Soltys teilnehmen, um interessierten Bürgern eine Auskunft zum Krankenstand der Bäume zu geben. Wie viele Bäume der Motorsäge zum Opfer fallen, kann das Rathaus nicht konkret benennen. Laut Stadtsprecherin Sabine Laartz soll es um fast zwei Dutzend Bäume und eventuell auch Buschwerk gehen. Vor allem abgestorbene Äste gelten als Gefahr. „Es ist wirklich bitter, aber wir haben gar keine Wahl“, sagt Laartz.