Die Verwaltung sieht Einsparpotenziale durch die Eingliederung der dezentralen Servicedepots in die Kernstadt. In den Teilorten regt sich Widerstand.

Nürtingen - Mindestens 1,5 Stellen könnten gespart werden, würden die Bauhöfe der Nürtinger Ortschaften Neckarhausen, Raidwangen, Zizishausen, Reudern und Hardt dem zentralen Bauhof in der Nürtinger Kernstadt einverleibt. Diese Feststellung, die bei einer Untersuchung vor gut acht Jahren die Gemeindeprüfungsanstalt getroffen hat, ist nach Einschätzung der Stadtverwaltung „auch heute noch weitgehend aktuell und zutreffend.“ Weitere Einsparmöglichkeiten werden bei Gebäuden und Maschinen gesehen. Der Gemeinderat will daher nun die Ortsteilbauhöfe auf den Prüfstand stellen.

 

Die betroffenen Teilorte aber lehnen eine Fusion der Bauhöfe ab. „Wir sehen keine Möglichkeit, noch weiter zu zentralisieren, um dadurch wirtschaftliche Effekte zu erzielen“, sagt Marietta Weil. Die Ortsvorsteherin von Reudern und Raidwangen erinnert daran, dass die Bauhöfe von Neckarhausen und Raidwangen seit dem Jahr 2006 eng zusammenarbeiten, um Synergien zu nutzen. Die Arbeitsabläufe seien seither „optimal organisiert“. Der Ortsvorsteher von Hardt und Neckarhausen, Bernd Schwartz, pflichtet ihr bei: „Die Zusammenarbeit zwischen unseren Bauhöfen kann man als modellhaft bezeichnen.“

Mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut

Für die Ortschaften ist die lokale Verankerung ihrer Bauhöfe ein unschätzbarer Vorteil. Die beiden Mitarbeiter in Raidwangen und die drei Beschäftigten in Neckarhausen etwa erledigten viele Arbeiten unbürokratisch auch auf Zuruf. Die Teams seien mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut und eingespielt. Gerade für den Winterdienst seien kurze Wege und Reaktionszeiten wichtig. Marietta Weil und Bernd Schwartz bezweifeln, dass im Fall einer Zentralisierung bei Schnee und Glätte der Räum- und Streudienst noch in derselben Qualität wie bisher funktionieren würde. In einer gemeinsamen Stellungnahme kommen die Nürtinger Ortsvorsteher zu dem Schluss: „Eine Kosteneinsparung ließe sich nur durch die Absenkung der Standards beziehungsweise durch die Senkung der Qualität der Arbeit verweisen.“

In den Ortschaften wird argumentiert, dass Großgeräte wie Bagger, Häcksler und Lastwagen mit Kran bereits beim Zentralbauhof in der Weberstraße konzentriert worden sind. Die kleinen Bauhöfe verfügten neben Traktoren lediglich über Kleingeräte wie Rasenmäher oder Freischneider. Laut den Ortsvorstehern helfen die Mitarbeiter der eigenen Bauhöfe auch bei Hausmeistertätigkeiten in städtischen Gebäuden aus. Das müsste in einer neuen Betrachtung mitberücksichtigt werden, fordern die Ortsvorsteher. Das Gutachten der Gemeindeprüfungsanstalt halten sie für nicht mehr aussagekräftig genug.

Zentralisierung auch mit Vorteilen verbunden

Laut dem Technischen Beigeordneten Andreas Erwerle hingegen bedingt die dezentrale Aufstellung „Doppelstrukturen mit geringen Auslastungen“. Schon jetzt könnten die kleinen Bauhöfe bestimmte Arbeiten nur mit Unterstützung der Zentrale leisten. „Personell bedingt sehen wir beispielhaft bei der Spielplatzunterhaltung teilweise erhebliche Defizite in den Ortschaften“, heißt es in Erwerles Stellungnahme. Für ihn wären mit einer Zentralisierung „ausschließlich Vorteile“ verbunden. Eine veränderte Organisation würde von der Bevölkerung „nicht bewusst – und schon gar nicht negativ“ wahrgenommen, ist sich Andreas Erwerle sicher.

Bernd Schwartz und Marietta Weil überzeugt das nicht. Sie betonen zwar ihre Bereitschaft zu einem konstruktiven Dialog, aber nach ihrer Überzeugung wäre eine Zusammenlegung der Bauhöfe kein Beitrag zur Haushaltskonsolidierung. Für sie überwiegen deutlich die Nachteile einer Fusion. „Wir sind gerne zu Optimierungen bereit, aber an der Grundstruktur wollen wir nicht rütteln“, beschreiben die beiden Ortsvorsteher ihre Verhandlungsposition.