Jüngere Familien mit mittlerem Einkommen können sich immer seltener eine eigene Immobilie leisten. Die Bausparkasse Schwäbisch Hall sagt, wie Bauen günstiger gehen könnte.

Stuttgart - Niedrige Zinsen und steigende Immobilienpreise machen es für junge Menschen immer schwerer, den Wunsch nach den eigenen vier Wänden umzusetzen. Nach einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) erwerben vor allem Ältere und Haushalte mit höherem Einkommen Wohneigentum, während sich jüngere Familien mit mittlerem Einkommen immer weniger eine eigene Immobilie leisten können. Demnach ist die Wohneigentumsquote bei den 65- bis 74-Jährigen in den vergangenen zehn Jahren von 51 auf 58 Prozent gestiegen. Hingegen ist die Quote bei den 25- bis 34-Jährigen im selben Zeitraum von 17 auf zwölf Prozent gesunken. Statistisch liegt das Alter, in dem erstmals eine Immobilie erworben wird, bei 48 Jahren. „Das ist die Zeit in Familien, in der die Kinder kurz davor sind, aus dem Haus zu gehen“, sagt Reinhard Klein, Chef der Bausparkasse Schwäbisch Hall.

 

Fehlendes Eigenkapital, fehlendes Bauland und ein zu geringes Immobilienangebot spiegeln sich auch in der Wohneigentumsquote wider, die hierzulande bei 45 Prozent stagniert. Damit rangiert Deutschland im europäischen Vergleich auf den hinteren Rängen.

Neubauten und Modernisierungen für den Klimaschutz

„In Deutschland wird seit Jahren zu wenig gebaut“, sagt Klein und verweist zudem darauf, dass bis 2030 auch rund drei Millionen altersgerechte Wohnungen fehlen. Mehr Neubauten und mehr Modernisierungen würden beim Klimaschutz helfen. „Der Gebäudebereich ist der größte Energieverbraucher in Deutschland“, betont Klein. Ihm zufolge lenken Dieselskandal und Fahrverbotsdiskussionen von diesem Thema ab. „Durch Sanierung eines Gebäudes kann dessen Energieverbrauch um bis zu 80 Prozent gesenkt werden“, sagt der Schwäbisch-Hall-Chef. Er frage sich, „ob wir nicht die falsche Diskussion führen.“

Die Nachfrage nach Wohnraum bleibt weiter hoch. Zwar geht die Bevölkerung zurück, aber die Zahl der Haushalte steigt. „Der Trend zu kleineren Haushalten treibt die Wohnraumnachfrage noch für Jahrzehnte und konterkariert damit den demografischen Wandel“, sagt Klein. Zudem wollen die Baby-Boomer, also die Jahrgänge 1955 bis 1965, im Alter mehr Wohnraum. Die Folge sei, dass die Preise weiter steigen werden.

Um mehr Menschen in die eigenen vier Wände zu bringen, fordert Klein, mehr Bauland auszuweisen und Gebäude aufzustocken. „In Wien leben beispielsweise doppelt so viele Menschen auf einem Quadratmeter wie in München.“ Zudem sollten die Bauvorschriften, die seit 1990 von 5000 auf über 20 000 gestiegen sind, ausgedünnt werden. Das würde Bauen vereinfachen und günstiger machen. Eine vernünftige Eigenkapitalausstattung sei zwingend. „Ohne Sparen und Konsumverzicht geht es nicht“, sagt Klein. Er begrüßt, dass die Bundesregierung durch eine Nachbesserung der Wohnungsbauprämie gezielt Sparanreize schaffen will.

Zusammenarbeit mit den Genossenschaftsbanken

Die Bausparkasse Schwäbisch Hall hat im vergangenen Jahr ihr Neugeschäft gesteigert. Die Bausparvolumen der Neuabschlüsse, bei denen die Abschlussgebühr bezahlt ist, stieg um 2,3 Prozent auf 26,7 Milliarden Euro. Mit einem Anteil von mehr als 30 Prozent bleibt Schwäbisch Hall Marktführer in Deutschland. Die durchschnittliche Bausparsumme liegt bei Schwäbisch Hall bei 56 000 Euro.

In der Baufinanzierung, dem zweiten Kerngeschäftsfeld, stieg das Neugeschäft um 3,6 Prozent auf 15,1 Milliarden Euro. Klein führt den Erfolg auch auf die gute Zusammenarbeit mit den Genossenschaftsbanken zurück. Das sei „ein echter Wettbewerbsvorteil“. Die niedrigen Zinsen drücken allerdings auf den Gewinn. Das Ergebnis vor Steuern ist um 11,7 Prozent auf 295 Millionen Euro zurückgegangen. Gleichwohl ist Klein zufrieden. Angesichts der Niedrigzinssituation sei das „eine ziemlich starke Leistung“.

Für 2019 ist Schwäbisch Hall optimistisch. Ziel sei, das Neugeschäft leicht zu übertreffen. Im zweiten Halbjahr wird die Bausparkasse ihren ersten Pfandbrief herausgeben. Damit erweitere man die Refinanzierungsbasis. Zudem arbeitet die Bausparkasse „mit Hochdruck am Umbau der IT-Landschaft“, sagt Klein. Weil immer mehr Kunden auf der Suche nach einer Baufinanzierung auf das Internet und freie Vermittler zurückgreifen, hat Schwäbisch Hall die Vermittler-Plattform Baufinex gestartet. Die Genossenschaftsbanken könnten dort ihre gesamte Produktpalette anbieten. Schon heute werde rund ein Viertel des Neugeschäfts über eine Plattform abgeschlossen, sagt Klein. 2025 soll es jede zweite Immobilienfinanzierung sein.