Der unter den Anwohnern umstrittene neue Betriebshof der Abfallwirtschaft Stuttgart in der Gingener Straße nimmt Gestalt an. Beim Tag der offenen Baustelle warfen die Bürger kritische Blicke auf die Neubauten. Sie fürchten Lärm- und Geruchsbelästigungen.

Bisher konnten die Anwohner der Gingener Straße und der Umgebung nur von außen beobachten, wie die Gebäude auf dem Betriebsgelände der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) kontinuierlich in die Höhe wachsen. Bis zu 170 Mitarbeitende sollen von 2024 an im neuen, 19 Millionen Euro teuren Betriebshof beschäftigt sein. Vorige Woche löste AWS-Geschäftsführer Markus Töpfer sein Versprechen ein, ermöglichte Interessierten kritische Blicke in die Rohbauten und beantwortete Fragen.

 

Was die Bürgerinnen und Bürger mit eigenen Augen sahen, bestätigte Architektin Eider Yarritou. „Wir liegen voll im Zeitplan, haben das Glück, dass wir viel mit Beton und Holz bauen und deswegen bisher kaum Lieferprobleme haben.“ Das Kellergeschoss und das erste Geschoss des künftigen dreigeschossigen Verwaltungsgebäudes sind errichtet, die Decke werde nun betoniert und auch der Rohbau der künftigen Parkhalle für die Müllfahrzeuge ist bereits gut zu erkennen. „Sie ist eine Art Carport. Unter einem großen Dach werden künftig die orangefarbenen Müllfahrzeuge abgestellt werden.“ Vom Wangener Betriebshof werden die Müllfahrzeuge zu ihren Einsatzgebieten rollen und am Abend ihre Mehrtonner wieder unter dem Wangener Dach abstellen.

2,5 Meter hohe Lärmschutzwand

Die Anwohner fürchten Lärm durch die Zu- und Abfahrt der Müllfahrzeuge. „Die Fahrzeuge fahren wenige Meter am Gelände der Wilhelmsschule Wangen vorbei“, merkte Ortschronist Martin Dolde an. Töpfer konnte den Befürchtungen etwas Wind aus den Segeln nehmen. Die Müllfahrzeuge werden das Gelände gegen 6.30 Uhr – also einige Zeit vor Unterrichtsbeginn – verlassen und erst am frühen Nachmittag wieder nach Wangen zurückkehren. In der dann während der Arbeitszeit leeren Fahrzeughalle können die Beschäftigten, die mit einem Privatwagen kommen, diesen unterstellen, entkräftete Töpfer die Bedenken der Anwohner, das das Viertel zugeparkt werde. Doldes Anregung, die Abfahrt der Lastwagen vom Schulgelände wegzurücken, will Töpfer prüfen. „Da wir über das Gelände der Straßenverkehrsgenossenschaft reden, müssen sie das eigentlich mit dem Eigentümer besprechen“, bat er.

Kehrmaschinen ausgelagert

Auch sonst werde zusätzlich kaum zusätzlicher Lärm nach außen dringen. Geräuschvolle Tätigkeiten wie die Demontage von alten Müllbehältern würden in geschlossenen Räumen erledigt, die Aufbewahrung des Sammelguts der Straßenkehrmaschinen wurde extra in den Hafen verlegt und eine 2,5 Meter hohe Lärmschutzwand aus Holz umgebe das Gelände auf der Anwohnerseite.

Ab Dezember soll mit den Fassadenarbeiten und dem Dachausbau begonnen werden. „Die Dächer werden begrünt und erhalten eine Fotovoltaikanlage“, so Töpfer. Schließlich befassen sich die AWS-Verantwortlichen mit der Frage, ob die Müllfahrzeuge künftig elektrisch angetrieben werden.

Man werde den Bau und Betrieb weiter kritisch beobachten, äußerten die Anwohner, schienen aber mit den Antworten und der offenen Kommunikation der Abfallwirtschaft zufrieden.