Die Gemeinde Hemmingen ist bei ihren Plänen, die Hauptstraße 4 samt der Umgebung umzugestalten, einen großen Schritt weitergekommen. Eine Fraktion ist aber unzufrieden.

Was passiert mit dem Gebäude in der Hauptstraße 4? Die Hemminger fragen sich das seit mehr als zehn Jahren. Nun, nachdem der Gemeinderat im März vor einem Jahr beschlossen hat, einen Wettbewerb zur Grundstücksvergabe mit anschließender Bebauung auf den Weg zu bringen, steht der Siegerentwurf fest. Das Gebäude mit Baujahr etwa 1870 soll einem Wohn- und Geschäftsgebäude mit Tiefgarage weichen.

 

In seiner jüngsten Sitzung sollte der Gemeinderat dem Siegerentwurf zustimmen und die Verwaltung bevollmächtigen, in die Vertragsverhandlungen zur Grundstücksvergabe einzutreten. Doch alles kam anders: Johannes Michel, der „glückliche Architekt, der sich durchsetzen konnte“, wie er sagte – im Team mit der HEH Wohnbau –, stellte zwar wie vorgesehen die Pläne öffentlich vor. Nichts beschlossen, jedoch diskutiert haben die Gemeinderäte danach aber nichtöffentlich, auf Antrag der CDU-Fraktion.

CDU hatte sich Wettbewerb anders vorgestellt

Als Grund nannte der Vorsitzende Walter Bauer einige offene Fragen, auch grundsätzlicher Art und in Bezug auf den gesamten Prozess. Die CDU habe es sich anders vorgestellt, wie der Wettbewerb ablaufe und sei nicht bereit gewesen, zu entscheiden, sagte Walter Bauer später außerdem auf Anfrage unserer Zeitung. Er betonte, dass die Hauptstraße 4 „ein markanter Punkt mitten im Ort“ sei. Es bestehe kein Zeitdruck, „weil die Gemeinde Herr des Verfahrens ist“.

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Zwar hatte die CDU – wie die SPD – 2018 per Antrag zum Haushalt einen Wettbewerb gefordert, erweitert um den „Parkplatz Adlergasse“. Der Antrag sei aber von einem ergebnisoffenen Wettbewerb ausgegangen, hatte Martin Pfeiffer damals ausgeführt. So habe der Gemeinderat im Mai 2021 in nichtöffentlicher Sitzung gegen die Stimmen der CDU den Auslobungstext für einen Investorenwettbewerb zur Gestaltung der Ortsmitte beschlossen. Die Festlegung des Textes, so ein Teil der Kritik der CDU, die auch Bürgerbeteiligung wünschte, umfasse nur ein Teilgebiet und lasse bezüglich der Nutzung oder alternativer Ideen keinen Spielraum.

Neubebauung im kommenden Jahr?

Der Bürgermeister Thomas Schäfer (CDU) war auf den Antrag vorbereitet, die Diskussion zunächst hinter verschlossener Tür zu führen. Eine nichtöffentliche Behandlung sei möglich, wenn es das öffentliche Wohl oder berechtigte Interessen Einzelner erfordern würden, begründete der Rathauschef. „Das öffentliche Wohl ist bei der angedachten Realisierung eines solchen Projekts gegeben, und wenn es noch Vorberatungsbedarf gibt, kann dieser auch nach Gesetz nichtöffentlich erfolgen.“

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Thomas Schäfer ist weiter guter Dinge. Die Verwaltung müsse noch einige Fragestellungen beantworten, „dann wird das Thema wie geplant öffentlich behandelt und zum Abschluss gebracht“. Er rechnet damit, dass die Gemeinde im Laufe des Jahres das Grundstück verkauft. Im Herbst könnte das Gebäude abgerissen, kommendes Jahr mit der Neubebauung begonnen werden.

Architekt: Meilenstein für die Gemeinde

Der Siegerentwurf der Ludwigsburger AMP Architekten plant zwei versetzt angeordnete Baukörper mit Giebeldach, die leicht verdreht zueinander stehen. „Das Haus soll so dastehen, als wäre es schon immer da“, sagte der Architekt Johannes Michel mit Blick auf die älteren Gebäude in gewachsener Umgebung. Er habe mit historischen Strukturen gearbeitet und zum Beispiel auf Gauben und Dachaufbauten verzichtet, weil die früher untypisch gewesen seien.

Die Hülle ist aus Holz. Er wolle für die Gemeinde einen Meilenstein hinstellen, sagte Johannes Michel. Es gibt zehn Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen, 37 private wie öffentliche Parkplätze, davon sechs oberirdisch, und Gastronomie. Sie hat in Richtung Hauptstraße eine Außenterrasse, was die Aufenthaltsqualität stärken soll.

Auch das Alte Rathaus im Blick

Im Jahr 1986, im Rahmen der Ortskernsanierung, hatte Hemmingen das Gebäude gekauft und wollte es abreißen lassen. Was aber nicht geschah. Stattdessen diente das Haus bis zum Jahr 2010 als Wohngebäude. Seit März 2015 ist ein Teil an eine Hobbykünstlerin vermietet. Einige Ideen und Entwürfe gab es für das Gebäude, die allerdings in der Schublade liegen blieben, weil es keine Einigung gab, wie die weitere Nutzung aussehen soll. Zu den Plänen für die Umgestaltung des Areals gehört auch das Alte Rathaus, aus dem der Polizeiposten ausgezogen ist.