Eine Gruppe junger Filderstädter hat sich einen Bauwagen gekauft und ihn auf ein Privatgrundstück gestellt – dummerweise im Landschaftsschutzgebiet. Nun muss er wieder weg.

Harthausen - Die Sonne ist rausgekommen und taucht die Felder zwischen Harthausen und Grötzingen in ein warmes Licht. In der Ferne ist die Silhouette der Schwäbischen Alb auszumachen. „Man sieht auch die Burg Hohenneuffen und die Burg Teck“, sagt Luca Lang und sucht den diesigen Horizont ab. Menschen gehen auf den Wirtschaftswegen spazieren, ein Pferd wird an einer Leine vorbeigeführt. Es ist ein schönes Fleckchen, deswegen haben Luca Lang und seine Freunde hier auch ihren Bauwagen abgestellt. „Rückzugsort“ nennt der 21-jährige Auszubildende aus Harthausen das kleine Mobil mit den türkisfarbenen Holzwänden, „hier stören wir keine Nachbarn“.

 

Das Grundstück gehört Luca Langs Tante. Ihr habe die Pflege des Grünstreifens zunehmend Mühe gemacht, also haben die sechs jungen Leute, denen der Bauwagen gehört, gesagt, dass sie das Mähen und Heckeschneiden übernehmen, wenn sie hier parken dürfen. Win-win für beide Seiten. Und dennoch muss der Wagen wieder weg.

Laut dem Baurechtsamt befindet er sich unzulässigerweise im Landschaftsschutzgebiet. Das Amt hat eine Frist bis Ende März 2021 gewährt. Luca Lang ist konsterniert. Seine Tante habe sich extra zuvor telefonisch bei der Stadtverwaltung erkundigt, „dort hat man gesagt, wenn es unser Grundstück ist, dürfen wir dort machen, was wir wollen“. Die Krux: Erst nach dieser Aussage habe die sechsköpfige Gruppe – hauptsächlich Studenten und Azubis – zusammengelegt, den Kauf getätigt und den Anhänger mit einem Traktor in Weil im Schönbuch abgeholt. Am Vatertag erst sei das gewesen. Mehr als 2000 Euro hätten die jungen Filderstädter in den Bauwagen investiert und auch schon kleine Schönheitsreparaturen gemacht. „Die Arbeit als Gruppe war richtig cool“, sagt Luca Lang. Der Beschluss des Baurechtsamts habe alle getroffen.

Warum die Information zunächst eine andere war

Dessen Leiter Wolfgang Kaiser sagt gegenüber unserer Zeitung: „Eine Alternative sehe ich auf dem Grundstück nicht, so leid es mir tut.“ Dass die Information zunächst eine andere gewesen sei, bestreitet er nicht. Luca Langs Tante sei damals ins – nicht zuständige – Ordnungsamt verbunden worden, dort habe man schlicht aneinander vorbeigeredet. Dauerhafte bauliche Einrichtungen sind im Landschaftsschutzgebiet grundsätzlich ausgeschlossen, betont er, „alles, was das Landschaftsbild verändert“. Ausnahmen seien nur etwa bei Haupterwerbslandwirten möglich. Neben dem Bauwagen sei man auch bereits auf andere Verstöße in dem Gebiet aufmerksam geworden.

Die Suche nach einem dauerhaften Standort wird wahrscheinlich schwer

Nun sucht die Clique händeringend nach einer neuen Wiese im Raum Harthausen. „Nicht direkt am Wohngebiet und so, dass man gut hinkommt“, erklärt der 21-jährige Simon Staib aus Bernhausen. Auch einen Facebook-Aufruf hat Luca Lang schon veröffentlicht. „Natürlich wären wir bereit, eine Pacht zu zahlen und würden uns selbstverständlich um den Erhalt der Wiese kümmern“, heißt es dort. Der Baurechtsamtsleiter Wolfgang Kaiser allerdings befürchtet, dass sich die Gruppe schwertun dürfte, „wir haben relativ viele Landschaftsschutzgebiete im Außenbereich in Filderstadt“.

Die jungen Leute geben die Hoffnung trotzdem nicht auf. Sollte ihr Aufruf allerdings keinen Erfolg haben, muss der Bauwagen verkauft werden. Luca Lang betont: „Da würde uns das Herz bluten.“

Wer Kontakt zu den jungen Leuten aufnehmen will, hat unter dieser Mailadresse die Möglichkeit dazu: luca_lang@yahoo.com.