Zwei Jahre hat Franck Ribéry für Olympique Marseille gespielt. Mit dem FC Bayern tritt er am Mittwoch in der Champions League bei seinem alten Club an.

Marseille - Wenn Franck Ribéry die wichtigsten technischen Errungenschaften der Menschheit benennen sollte, würde das Handy wohl kaum fehlen in seiner Aufzählung. Vermutlich würde es sogar neben der Playstation ganz weit oben kommen. Der Franzose telefoniert gerne und viel, kaum einen Fußballprofi des FC Bayern München erwischt man so oft mit dem Handy am Ohr wie Ribéry.

 

In den vergangenen eineinhalb Wochen sind wohl noch ein paar Gesprächspartner dazugekommen – und zwar aus Marseille. Dort hatte Ribéry vor seinem Engagement beim FC Bayern zwei Jahre lang gespielt. Nun kehrte er am Dienstag in die Stadt am Mittelmeer zurück, wo die Münchner am Mittwoch das Viertelfinalhinspiel in der Champions League bei Olympique Marseille bestreiten. Die Mannschaft hat sich seit Ribérys Wechsel 2007 jedoch radikal verändert, kaum ein Profi aus dem Kader steht seit mehr als fünf Jahren beim französischen Vizemeister unter Vertrag, und doch genießt der Nationalspieler auch beim jetzigen Team noch einen ausgezeichneten Ruf.

Ribéry kehrt zurück zu seinen Wurzeln

Die Dienstreise nach Südfrankreich, gibt Ribéry zu, „ist schon etwas Besonderes. Ich hatte dort zwei schöne Jahre. Die Stadt ist sehr fußballverrückt.“ Allerdings sei es auch „ein bisschen komisch“, nun im Stade Vélodrome erstmals seit seinem Abschied gegen Olympique anzutreten. In Marseille hatte er sich zum Spitzenspieler entwickelt, die Mannschaft zweimal in das Pokalfinale geführt sowie einmal auf Rang zwei der Meisterschaft. Außerdem gelang Ribéry damals der Sprung in das Nationalteam. In 60 Ligaspielen erzielte er für Olympique Marseille elf Tore – so viele allerdings wie allein in dieser Saison beim FC Bayern.

Nicht nur die Torquote zeigt, dass seine Karriere in München noch einen Schub bekam. Trotz einiger Verletzungen gehört der 28-Jährige zu den prägenden Spielern der vergangenen fünf Jahre. Dass er sich aktuell auf einem so konstant hohen Niveau wie noch nie beim FC Bayern bewegt, liegt auch an Jupp Heynckes. Der 66-Jährige redet viel mit Ribéry: „Franck ist ein Wohlfühlspieler“, sagt der Trainer: „Er braucht Vertrauen. Das bekommt er von mir.“

Sobald es „atmosphärische Störungen gibt, ist er nicht gut“, weiß Heynckes. Er gewährt dem Fußball-Filou daher nicht nur Freiheiten auf dem Platz, sondern bestärkt ihn sogar in seiner oft unorthodoxen Spielweise. Obendrein nimmt der Trainer die emotionalen Reaktionen des Offensivmannes nicht persönlich. Als Ribéry nach der Auswechslung in Basel im Achtelfinale wort- und grußlos am Trainer vorbeiging, blieb Heynckes ruhig, wie auch während der gesamten Krise im Februar.

„Er schreit nicht herum oder kritisiert einzelne Spieler“, erzählt Ribéry, der nichts auf Heynckes, den väterlichen Trainer, kommen lässt. Der habe ihm den Spaß am Fußballspielen zurückgegeben. „Wir gehören zusammen“, sagt Ribéry. Andererseits erwartet Heynckes von dem Franzosen („Ich will wieder einer der Besten in der Welt werden“) wie von allen Profis der Offensivabteilung, dass sie auch in der Defensive mithelfen.

Gegen Lyon sah der Mittelfeldmann 2010 Rot

Dieser Tage hatten die beiden sicher wieder einiges zu bereden. Dabei ging es Heynckes um die richtige Dosierung der Kräfte seiner Nummer sieben für die Partie in Marseille. An sein bisher einziges Champions-League-Duell mit einem Club aus seiner Heimat hat Ribéry keine besonders gute Erinnerung. Im Halbfinale 2010 gegen Olympique Lyon agierte er übermotiviert, attackierte nach rund 30 Minuten den gegnerischen Stürmer Lopez ungewöhnlich rüde und sah deshalb die Rote Karte. Ribéry verpasste damit nicht nur das Rückspiel, sondern auch noch das Finale. Vor dem Spiel am Mittwoch prophezeit Franz Beckenbauer, in der Runde 1990/91 Trainer von Olympique, Ribéry einen heißen Tanz: „Er ist kein Freund mehr. Er ist Gegner – und die werden gnadenlos ausgepfiffen.“