Der Schmidt-Max verkörpert im Bayerischen Fernsehen die Sendung „Freizeit“. Der Handwerker tritt jetzt öfters als Schauspieler in Aktion.

München - Schön manchmal, wenn man seinen Gesprächspartner schon beobachten kann, bevor der einen wahrgenommen hat. Max Schmidt zum Beispiel, den alle den Schmidt-Max nennen, weil man in Bayern halt oft den Nachnamen vor dem Vornamen nennt, der Schmidt-Max also war in dem kleinen Café, in dem wir uns verabredet hatten, längst vor dem Interview mit allen anderen Besuchern am Ratschen. Hat sich mit dem einen, der ungefähr gleichaltrige Kleinkinder hat wie er, über Schlafmangel ausgetauscht, bei der anderen den Hund getätschelt und mit der Bedienung die Wetterlage – leichter Schneefall – analysiert. Ganz locker und geradeaus und gerade so, als wäre man mit ihm mitten in einer Sendung von „Freizeit“, dem Magazin, das er bisher alle zwei Wochen donnerstags im Bayerischen Fernsehen moderierte und das dort nach der Änderung des Programmschemas jetzt am Sonntag um 21.15 Uhr läuft.

 

45 Minuten lang geht es in der beliebten Sendung ums Kulturwandern oder Traktorfahren, um Eisherstellung oder Volksbiathlon, und die meisten Zuschauer schalten wahrscheinlich vor allem ein, um den charmanten Schmidt-Max beim Kräutersammeln, Bungee-Jumpen oder Schiffbauen zu sehen. Aber natürlich sind auch die Themen wichtig, „es gibt fast nix, was ich mir nicht vorstellen könnte“, sagt der 44-Jährige, nachdem er sich auf einen Cappuccino an den Tisch gesetzt hat.

Weil die für das Konzept seit 1991 zuständigen Redakteure Herbert Stiglmaier und Frank Meißner längst Freunde geworden seien, arbeite man bei „Freizeit“ sozusagen Hand in Hand. Mit solch festem Rückhalt geht der „Präsentator“, wie er sich selbst bezeichnet, jedes Mal ganz entspannt an sein Sujet heran, lässt sich auf ganz unterschiedliche Menschen ein, erklärt Sachverhalte mit Witz und macht so zum Beispiel Lust darauf, mit einem Floß die Isar hinunterzufahren oder mit einer Feuerköchin ein Frischluftmahl zuzubereiten. Ist seine bayerische Art für das Gelingen dieses Konzepts eigentlich ausschlaggebend?

Der Dialekt als Zugang

„Mit dem Dialekt hat man natürlich auch gewisse Zugänge in der Gesellschaft“, sagt der Schmidt-Max, was für ihn heiße, dass er in der Mundart von Gleich zu Gleich mit jedem sprechen könne, egal ob er Dachdecker sei oder Professor. Das schätze und liebe er, „des is ned so verstellt“. Er empfinde es „als Glück, in einer Familie groß geworden zu sein, die sehr münchnerisch ist“, erzählt er. Sein Urgroßvater hatte einen Stand auf dem Viktualienmarkt, schon der hieß Schmidt-Max, wie später auch der Großvater und der Vater. Der Junior wurde in München geboren, ist dann, mit Eltern und einer Schwester, im Umland, in Ottobrunn, aufgewachsen, und später, so schnell er konnte, wieder an seinen Ursprungsort zurückgezogen.

Hilft ihm auch seine Bodenständigkeit bei seiner Arbeit vor der Kamera? Gerade war der Weg vom Schmidt-Max dorthin nämlich nicht verlaufen, aber dafür umso abwechslungsreicher. Zwar hat er schon in der Schule in der Theatergruppe mitgemacht, „da hob i scho gmerkt: I mog des“. Außerdem schaute er im Fernsehen gerne die bayerischen Serien, von „Pumuckl“ über „Münchner Gschichten“ bis „Kir Royal“. Vor allem Franz Xaver Bogners „Irgendwie und sowieso“ hatte es ihm angetan: „Das war cool, damit konnte ich mich identifizieren.“ Die Schauspielschule zu besuchen war nach dem Abschluss trotzdem nicht direkt auf seinem Schirm, er lernte technischer Zeichner für Klima- und Lüftungstechnik und ging nebenher in der Freizeit auf die Bühne.

Bis heute betreibt er neben seiner Medienarbeit mit einem Freund eine kleine Firma für Modellbau, „basteln, bauen, mit de Händ was machen, des find i unheimlich guad“, sagt er. Trotzdem wollte er irgendwann noch stärker seine zweite Seite ausprobieren, „solche Entscheidungen sind hart, weil da auch ein Risiko dabei ist, und man muss natürlich schon dem Leben vertrauen, dass des dann auch funktioniert“.

Musiker als Paraderolle

Er arbeitete ein paar Jahre in der Werbefilmbranche, und über kleine humoristische Einspielfilme, die ein Kumpel mit ihm produziert hatte, wurde die „Freizeit“-Redaktion auf ihn aufmerksam und wählte ihn schließlich 2003 für den Moderatorenposten aus. Auf ähnlich unkonventionellem Weg ist vor Kurzem auch seine Schauspielerkarriere ans Laufen gekommen. Über eine Schauspielagentur bekam er zunächst einige Nebenrollen vermittelt, dann hat sein altes Idol Franz Xaver Bogner ihn für eine Hauptrolle in zunächst drei Folgen seiner Serie „München 7“ verpflichtet, die im kommenden März gesendet werden. Auch in dem ZDF-Drama „Jeder Tag zählt“ ist er in einem größeren Part neben Katharina Böhm und Bernhard Schir zu sehen, und im neuen Film von Hans Steinbichler, „Hattinger – Der Chiemseekrimi“ spielt er neben Edgar Selge einen Musiker.

Während der Dreharbeiten im Sommer, erzählt Max Schmidt, habe ihn nach einer langen Glückssträhne das Pech erwischt. Der sensible Charakterdarsteller Selge schoss ihn mit einer aus Versehen geladenen Gaspistole unabsichtlich so heftig ins Bein, dass es einen „richtigen Fetzen rausgerissen hat“. Nachdem sein Haxen wieder verheilt ist, vermag der zuversichtliche Ur-Bayer aber selbst diese Geschichte ins Positive zu wenden. „Meistens hat ja alles im Leben doch auch eine gute Seite“, sagt er und lacht. „Wenn einem schon jemand ins Bein schießt, dann sollte es doch der wunderbare Kollege Edgar Selge sein.“