Warum werden dann Karla Borger und ihre neue Partnerin Margareta Kozuch vom Verband nicht unterstützt?
Sie wollen ihren eigenen Weg gehen und glauben fest an das, was sie tun. Das müssen wir akzeptieren. Aber der Verband ist der Meinung, dass das Umfeld, das die beiden sich aufgebaut haben, nicht reichen wird, um ihr höchstes Level zu erreichen.
Was denken Sie?
Ich war nicht Teil der Entscheidung. Und ich habe mit Karla Borger und Margareta Kozuch auch noch nicht gesprochen.
Sie sind seit mehr als zwei Monaten Chef-Bundestrainer und hatten noch keinen Kontakt zu zwei Ihrer stärksten Spielerinnen?
Die Diskussionen mit den beiden haben schon zu einer Zeit begonnen, als ich noch nicht Chef-Bundestrainer war. Aber ich gebe Ihnen recht: Wir müssen dazu kommen, dass ich Teil dieser Diskussionen werde.

Das Potenzial nicht umgesetzt

Was trauen Sie dem Duo Borger/Kozuch zu?
Margareta Kozuch war eine der besten deutschen Hallenspielerinnen, aber das war Angelina Grün auch, als sie in den Sand wechselte. Dort konnte sie ihr Potenzial nicht umsetzen. Halle und Beach sind im Volleyball zwei völlig unterschiedliche Sportarten. Viel wird davon abhängen, ob Margareta Kozuch mental bereit ist, ein neues Spiel zu lernen, technisch und taktisch.
Borger/Kozuch wurde vom Verband der Status des Nationalteams verweigert. Welche Konsequenzen hat das für die beiden?
Sie bekommen weniger Unterstützung. Finanziell, aber zum Beispiel auch, was Physiotherapie und Scouting bei Turnieren angeht. Und Nationalteams genießen ein Vorrecht bei der Nominierung für Turniere, bei denen es eine Länderquote gibt.
Es könnte also sein, dass sie zu manchen Turnieren nicht zugelassen werden?
Ja. Allerdings werde ich Nationalteams nur dann nominieren, wenn sie in der Lage sind, auch eine gute Performance zu zeigen.
Was können Borger und Kozuch tun?
Erfolgreich spielen. Dann ist alles kein Problem, sondern eine gute Sache für den deutschen Beachvolleyballsport.

Viele wollen nach Tokio

Die beiden haben ihr Projekt auf Tokio 2020 ausgerichtet. Ist das ein realistisches Ziel?
Es gibt viele Teams, die zu den Olympischen Spielen wollen. Dorthin zu kommen, ist für die beiden sicherlich möglich. Aber in Tokio auch eine Medaille zu holen, ist wieder ein anderes Thema.
Viele Athleten lieben am Beachvolleyball das Gefühl der Freiheit und die Chance, ihr eigenes Ding durchzuziehen. Wieso will der Verband ausgerechnet diese Sportler in ein zentralistisches System pressen?
Weil sich Beachvolleyball verändert hat. Es wird immer schwieriger, auf eigene Faust erfolgreich zu sein. Deshalb reagieren nun viele Nationen, das ist keine deutsche Idee. Ich bin überzeugt: Je größer und kompetenter ein Trainer-Team und je professioneller das Umfeld, umso größer ist die Chance auf Erfolge. Ein Teil der Spieler muss allerdings noch lernen, diesem System zu vertrauen.