Sie sei „auf gutem Weg“ aus der Krise, heißt es allenthalben über die Beamtenhochschule in Ludwigsburg. Doch nun gibt es neue Führungsturbulenzen: einer der beiden Dekane gibt nach nur einer Amtsperiode auf.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - An der Beamtenhochschule in Ludwigsburg gibt es neue Turbulenzen in der Führung. Nach nur einer Amtszeit gibt der Dekan einer der beiden Fakultäten wieder auf. Der für die Ausbildung von Steuerbeamten zuständige Professor Elmar Vogl wird im laufenden Jahr nicht erneut kandidieren. Entsprechende Informationen unserer Zeitung bestätigte der Rektor der Hochschule, Professor Wolfgang Ernst. Vogls Entschluss beruhe auf „verschiedenen, persönlichen Gründen“, sagte er; amtsbezogene Motive seien nicht ausschlaggebend gewesen und auch nicht als Grund genannt worden.

 

Vogl selbst wollte sich auf Anfrage nicht äußern. Nach Informationen aus der Hochschule hatte er sich in einem internen Rundschreiben zu Weihnachten unzufrieden mit dem Klima an der Hochschule gezeigt. Leider sei es nicht gelungen, trotz der „schwierigen Rahmenbedingungen“ in der Fakultät „wieder zu einem kollegialen Miteinander zurückzukehren“, wurde er zitiert. Damit verliert die nach der Führungskrise um die frühere Rektorin Claudia Stöckle neu installierte Hochschulleitung ein wichtiges Mitglied. Vogls Amtszeit endet im September. Interessenten für seine Nachfolge wurden aufgerufen, sich noch im Januar zu melden.

Sonderermittlerin berichtet im U-Ausschuss

Der Rückzug des Dekans nährt neue Zweifel, inwieweit sich die Verwaltungshochschule wirklich „auf einem guten Weg“ befindet. Dies ist offenkundig die Sprachregelung in den Gremien. Die Hochschulratsvorsitzende Gudrun Heute-Bluhm, im Hauptberuf Geschäftsführerin des Städtetages, hatte die Formulierung in der jüngsten Sitzung des Untersuchungsausschusses des Landtages zu den Turbulenzen verwendet. Auch die vom Ausschuss nach Ludwigsburg entsandte „Ermittlungsbeauftragte“ Heike Haseloff-Grupp hatte sie sich zu eigen gemacht.

Die frühere Präsidentin des Landessozialgerichts soll am kommenden Montag von dem Gremium gehört werden. Ziel sei es, bereits vor der Veröffentlichung des Abschlussberichtes „einen Einblick in ihre Arbeit zu geben“, ließ die Ausschussvorsitzende Sabine Kurtz (CDU) mitteilen. Haseloff-Grupp sei „sehr gewissenhaft vorgegangen“ und habe sowohl positive wie auch eher kritische Rückmeldungen berücksichtigt, lobte Kurtz. Im Ausschuss war teilweise der Eindruck entstanden, es gebe eine gewisse Diskrepanz zwischen dem positiven Fazit der Beauftragten und den negativen Rückmeldungen an sie.

Unzufriedenheit in Ludwigsburg normal?

Laut dem Bericht von Haseloff-Grupp hat die Hochschule „zur sachlichen Arbeit zurückgefunden“. Die Krise sei „im Wesentlichen befriedet“, die Diskussionskultur nach einem Tiefpunkt wieder versachlicht. Der Rektor arbeite „sehr zukunftsorientiert“ und versuche, Missstände anzugehen. Wichtig wäre es für die Beauftragte, dass das Untreue-Verfahren wegen rechtswidriger Zulagen bald zum Ende komme. Noch wird allerdings justizintern um den Umfang der Anklage gerungen, Verhandlungstermine stehen bisher nicht fest. Zudem brauche die Hochschule „etwas Ruhe in Bezug auf die negative Berichterstattung in der Presse“. Diese führe teilweise zur Demotivation von Mitarbeitern und verunsichere dabei auch die Studierenden.

Die Unzufriedenheit in Ludwigsburg ist für die Ex-Gerichtschefin keine Besonderheit, sondern entspreche dem Üblichen bei solche Personalkörpern. Teilweise rühre sie aus der Vergabe der Zulagen, die bis heute zu Missstimmungen führe. Auch seien „die Querelen der Vergangenheit zumindest bei einigen noch präsent“.

Gemischte Einschätzungen zum Rektor

In den Rückmeldungen an Haseloff-Grupp gibt es dem Vernehmen nach neben Lob teils deutliche Kritik. Mehrfach wird etwa festgestellt, dass die Verwaltungshochschule in Kehl deutlich besser da stehe; dort werde man motiviert, in Ludwigsburg eher demotiviert. Auch die Amtsführung des Rektors findet ein geteiltes Echo. Er sei nur schwer ansprechbar und nicht für Kritik empfänglich, heißt es. Für seinen Umgang mit Kritik erntet er von anderen aber auch Anerkennung. Frühere Unruhestifter seien im Hintergrund weiter aktiv, wird berichtet. Haseloff-Grupp durfte laut einer Landtagssprecherin vorab keine Auskünfte zu ihrem Abschlussbericht geben.