Eine Befragung zum Verkehrsverhalten der Korntal-Münchinger offenbart die Probleme in der Stadt. Die Verwaltung will sie angehen – im kommenden Jahr.

Korntal-Münchingen - Den Weg zur Arbeit oder in den Supermarkt legen die Korntal-Münchinger am häufigsten mit dem Auto zurück, bevorzugt parken sie in Wohngebieten. Sie wünschen sich kostenlose Parkplätze am Bahnhof Korntal und mehr Beleuchtung: Das sind einige Ergebnisse der Haushaltsbefragung, die jetzt vorliegen. Verkehrsplaner des Aalener Büros Brenner Bernard hatten die Bürger im Oktober nach ihrem Verkehrsverhalten gefragt. Sie wollten wissen, welche Verkehrsmittel sie für welche Zwecke nutzen oder was sie von der Situation für Fußgänger und Radler halten. Ihre Bedürfnisse sollen in die Verkehrsplanung und somit in das Mobilitäts- und Parkraumkonzept der Stadt einfließen. Die Verkehrsplaner werteten fast 1900 Fragebögen aus, damit erfassten sie knapp 4000 Einwohner.

 
Welche Verkehrsmittel nutzen die Bürger am häufigsten?
Das eigene Auto (43 Prozent), vor allem, um Einkäufe zu erledigen, um zur Arbeit zu kommen und für Freizeitaktivitäten. Weitere sechs Prozent der Befragten sind als Mitfahrer dabei. „Der Anteil des motorisierten Individualverkehrs liegt mit insgesamt 51 Prozent in der Größenordnung vergleichbarer Städte“, sagt der Verkehrsplaner Robert Wenzel. Zu Fuß geht ein Viertel der Befragten, jeder Zehnte fährt Fahrrad oder E-Bike. Öffentliche Verkehrsmittel nutzen 14 Prozent. Laut Wenzel liegt der „typischerweise hohe ÖPNV-Anteil“ unter anderem an der S-Bahn-Anbindung.

Im Stadtteil-Vergleich sind in Münchingen und Kallenberg die Hälfte der Befragten bevorzugt mit dem eigenen Auto unterwegs, wohingegen es in Korntal nur rund jeder Dritte ist. Dafür gehen mehr Korntaler zu Fuß – jeder Dritte – als Münchinger und Kallenberger (jeder Fünfte).

Wo parken besonders viele Bürger?
Die Parksituation am Bahnhof Korntal bewerten die Bürger laut Wenzel „überwiegend als schlecht“. Dabei sind die gebührenpflichtigen Park-and-Ride-Plätze maximal zur Hälfte und damit vergleichsweise „gering“ ausgelastet. Das mag daran liegen, dass sich die Bürger kostenlose Parkplätze am Bahnhof wünschen. Vielleicht aus Protest, vielleicht um Geld zu sparen, parken viele Bürger in Wohngebieten um den Bahnhof herum. Dort sind die Parkplätze uneingeschränkt nutzbar. Der Verkehrsplaner Wenzel spricht auch von „hohen Auslastungen“ der Wohnstraßen im Umfeld der Korntaler Stadtmitte – in der Görlitz-, Saal-, Garten- und Goerdelerstraße.
Die Parkplätze im Münchinger Ortskern sind relativ stabil zu etwa drei Vierteln ausgelastet. Von 15 Uhr an gibt es in der Markgröninger Straße keine freien Parkplätze mehr, auch Am Spitalhof und in der nördlichen Stiegelstraße sind die Plätze begehrt. Im Kallenberger Zentrum parken die Bürger oft die Kelterstraße komplett zu.
Was kritisieren die Bürger?
Der Verkehrsplaner Wenzel sagt, dass Korntal-Münchingen mit 25 Prozent einen vergleichsweise hohen Fußgängeranteil habe. Allerdings bemängeln die Bürger eine schlechte Beleuchtung, zu wenig abgesenkte Bordsteine und zu viele zugeparkte Kreuzungen und Einmündungen.
Dagegen sei der Anteil des Radverkehrs vergleichsweise niedrig, sagt Wenzel. Wohl deshalb, weil die Bürger die Situation im Radverkehr „überwiegend als schlecht“ einschätzen. So finden sie das Radfahren „gefährlich“, kritisieren fehlende Radwege – besonders in Münchingen – oder dass die Radwege insgesamt nur unzureichend von Schnee befreit würden. Beim Busverkehr sind den Befragten die Tickets zu teuer, andere äußern sich unzufrieden mit der Taktung am Abend und an den Wochenenden.
Was sagen die Gemeinderäte?
Aus Sicht einiger Räte habe die Befragung „nichts Neues“ ergeben. Joachim Winter (CDU) merkte an, dass sich in Münchingen und Kallenberg die Busse oft verspäteten. Isolde Onken von den Grünen sagte: „Der Radverkehr muss gefördert, und für Fußgänger müssen bessere Möglichkeiten geschaffen werden.“ Die Liberale Viola Noack betonte bereits in ihrer Haushaltsrede: „Eine Reduzierung von Kundenparkplätzen darf nicht zur Debatte stehen.“
Wie geht es weiter?
Aus den Ergebnissen will der Bürgermeister Joachim Wolf (parteilos) „konkrete Maßnahmen“ ableiten. Dazu müsse man Inhalte und Ziele formulieren. Das soll in den nächsten Monaten geschehen. Mit dem Mobilitäts- und Parkraumkonzept will die Stadt Schadstoffe reduzieren, um die eigenen Klimaschutzziele und die des Kreises zu erreichen, und allen Verkehrsteilnehmern gerecht werden. Vor allem will die Kommune den Autoverkehr senken, indem sie öffentliche Verkehrsmittel und den Radverkehr stärkt. Zudem will sie die Parksituation besonders am Bahnhof und in der Umgebung verbessern. Um das Konzept zu erstellen, werden neben Bürgern auch lokale Akteure wie die Agendagruppen, der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) oder Unternehmen eingebunden. 2019 will die Stadt das Konzept umsetzen.