Hat das seine spätere Arbeit beeinflusst? „Ich glaube ja, es gab so viele Dinge, die ich nicht gleich verstand, aber die dann doch in mir rumort haben.“ Erzählt „Let’s go“ auch von diesem Rumoren, davon, dass die Vergangenheit nicht vergeht? Ja, darum gehe der Film, um die fortdauernden Nachwirkungen des Dritten Reichs, aber er habe sich nie darum gerissen, diese Thematik wieder und wieder zu bearbeiten. „Bei ,Die weiße Rose‘ dachte ich, diese Geschichte muss man erzählen – ohne zu ahnen, wie schwer man mir das von offizieller Seite her machen würde. Aber diese Gegnerschaft hat mich und meinen Co-Autor Mario Krebs eher noch angespornt. Ich habe mich regelrecht in das Thema reinverbissen.“ Die verdrängten Ereignisse, sagt der Regisseur, der früh vor der Kamera stand, dann aber gegen den Willen seines Vaters auf eigene Kosten Medizin studierte und einige Jahre praktizierte, bevor es ihn zur darstellenden Kunst zurückzog, kämen ihm vor wie versteckte Tumore, die man behandeln müsse.

 

Entfaltete das beim Patienten, der deutschen Gesellschaft, die gewünschte Wirkung? „Man kann mit Filmen ja nicht viel erreichen, aber zumindest wird erreicht, dass man Fragen stellt“, sagt Verhoeven. In seinem allerjüngsten Film „Glückskind“ kehre er übrigens in die Gegenwart zurück. „Das ist ein ganz gefährliches Thema, am Rande des Kitschs. Ein Penner findet ein Baby im Müll und kriegt sein Leben in den Griff.“ Dieser Kerl, sagt er „hat nie Verantwortung getragen, und dann trifft er auf dieses hilflose Wesen. Und alles wird anders. Ich kann mir vorstellen, dass so etwas wirklich passiert, dass Menschen einen Anstoß von außen brauchen, um zu sich zu kommen.“

Manfred Hattendorf von der zuständigen SWR-Fernsehfilmredaktion habe die Formulierung gefunden, „dass der Mann durch dieses Kind schön wird. Diese Sichtweise gefällt mir sehr, sehr gut.“