Es war Dominik Graf, der klar gesehen hat, dass der Sohn kroatischer Eltern wie gemacht ist, um Männer zwischen Brutalität und Verletzlichkeit zu spielen, in Milieus, in denen das Testosteron schwer in der Luft hängt. Graf verhalf ihm 2002 als Zuhälter in „Hotte im Paradies“ zum Durchbruch. Fortan war Maticevicć erste Wahl, wann immer sich deutsche Regisseure ins Zwielicht begaben. Doch seine besten Rollen spielt er fast immer für Graf, ob in der Serie „Im Angesicht des Verbrechens“ oder im Tatort „Aus der Tiefe der Zeit“.

 

Männerfreundschaften, Banden-Ethos, Ehrenkodex – der Berliner ist auch privat mit solchen Themen vertraut, ist er doch im verrufenen Arbeiter-Stadtteil Gropiusstadt aufgewachsen. „In einer Bande war ich selbst nie, aber natürlich kenne ich das“, betont er im Gespräch, während passend dazu sein Berliner Dialekt plötzlich immer deutlicher hörbar wird. „Und vielleicht hat das außer mit dem Stadtteil auch mit Prägung zu tun, als Gastarbeiterkind.“ Sein bester Freund von damals, ein Türke, ist das auch heute noch. Und überhaupt staunt man, wie viele Sätze Maticevicć sagt, die wohl auch die meisten der von ihm gespielten Figuren unterschreiben würden: „Was für mich unter Männern wichtig ist, ist tatsächlich die Loyalität unter Freunden. Beieinanderstehen und sich den Rücken decken. Und die Frage, die eben auch unser Film stellt, ist: Wie weit kann man gehen, bevor die Freundschaft bricht? Bei mir kommt das an einem Punkt, an dem ich mich verraten fühle. Da kann es dann schon vorkommen, dass ich eiskalt werde und diese Person aus meinem Leben schließe.“

Für ihn spricht nichts dagegen, ein Mann zu sein

Dass er mit solchen Aussagen womöglich sein Macho-Image nur noch weiter zementiert, stört Maticevic, der acht Jahre lang mit seiner Kollegin Miranda Leonhardt liiert war und aktuell Single ist, nicht: „Ich kann mit solchem Schubladendenken so gar nichts anfangen. Schon allein weil ja gar nicht alle meine Rollen diesem Muster entsprechen. Das Image kommt von außen, wahrscheinlich auch, weil ich eben nicht aussehe wie der Schwiegersohn-Typ. Macho ist ja letztlich meistens nur eine andere Beschreibung für Mann – und für mich spricht nichts dagegen, ein Mann zu sein. Es ist in solchen Fällen nur sehr oberflächlich und von außen betrachtet.“

Tatsächlich braucht es nur eine so beeindruckend intensive Darstellung wie in „Wir waren Könige“, um als Zuschauer wieder zu vergessen, dass der Grimme-Preisträger außer Gangstern auch Clemens Brentano verkörperte (in Grafs „Das Gelübde“) und in „Effi Briest“ ebenso mit von der Partie war wie in Caroline Links „Im Winter ein Jahr“. Oder eben markige Zitate wie dieses „Den Geruch einer Frau kann nichts übertreffen“, über das man bei der Online-Recherche als Erstes gestolpert war. Darauf nochmals angesprochen muss Maticevicć herzlich lachen. Künftig werde er nur noch zu Protokoll geben, dass er gerne backt. Das sei genauso wahr. Und während er sich diesen Scherz erlaubt, ertappt man sich bei dem Gedanken: wenn jemand das Backen auf der Leinwand zu einer eindringlichen Erfahrung machen könnte, dann er.