Das nur aus Frauen bestehende Mannheimer Ensemble trat dabei, wie es im Iran gefordert wird, mit Kopftüchern auf und nutzte die Möglichkeiten der Vorlage. „Hier macht keiner einen Schritt, ohne dass ich es merke“, droht ihre Figur, die nach dem Tod des Ehemannes Töchter und Haushalt mit eiserner Faust regiert, in einer Szene – unterbrochen vom Lachen eines Publikums, für das allgegenwärtige Überwachung keine theatrale Zuspitzung, sondern Realität ist. Nach der Aufführung stand plötzlich eine Iranerin in der Garderobe und bedankte sich, dass die Deutschen mit dieser Produktion nach Teheran gekommen sind. „Das hat uns alle sehr berührt“, sagt Heesters.

 

Vielleicht sind Episoden wie diese der Grund, warum sie noch auf der Bühne steht. Auch wenn sie die Defizite des Gegenwartstheaters nicht verkennt. „Es gibt Häuser, bei denen dürfen Aufführungen nicht länger als zwei Stunden dauern, weil sonst die Zuschauer unruhig werden. Ich werde dagegen sofort unruhig, wenn es langweilig wird.“ Schuld hat also nur das Publikum? Natürlich nicht, betont sie. Aber es sei „desinteressierter“ geworden. „Das ist das Glück, wenn man in Jugendvorstellungen auftritt. Da spielt keiner mit seinem Handy, und man denkt: Hey, die hören ja zu.“

Ein Leben mit und für das Theater

Was sich in diesem Moment artikuliert, ist die Suche nach einer Hinwendung, die dem Resultat und nicht den Machern gilt. Das Theater ist ihr ein unmittelbares Gemeinschaftserlebnis, ein Gesamtwerk von Darstellern und Publikum. Selbst die heiligsten Worte der Schauspielerwelt spricht sie so legato aus, dass auch Zuhörer mit Pathosphobie nicht durch explodierende Konsonanten verschreckt werden. Und von Bühnenjubiläen hält sie, die kürzlich in Wien ihr sechzigstes hätte begehen können, auch nichts. „So etwas feiere ich nicht. Warum auch?“

Diese Zurücknahme der eigenen Person hat ihr auch die Rolle als erste weibliche „Tatort“-Ermittlerin verleidet. In nur drei Episoden stand sie von 1978 bis 1980 als Mainzer Oberkommissarin Marianne Buchmüller für den damaligen Südwestfunk vor dem Kamera. Dafür wurde sie, nicht nur von der gerade entstehenden Frauenbewegung, verehrt und zur Galionsfigur erhoben. Gewollt hat sie das nicht, ihre Popularität wurde zur Belastung. Trotz guter Quoten hörte sie schließlich auf. Dass man ihren Versuch diskreditierte, der Figur ein Eigenleben zu verleihen („Da waren viele empört“), nahm sie noch hin. Als aber für das Fernsehpublikum die Grenzen zwischen Rolle und Darstellerin verschwanden und sie mit „Frau Buchmüller“ angesprochen wurde, zog sie die Reißleine.

Eine Iranerin in der Garderobe

Das nur aus Frauen bestehende Mannheimer Ensemble trat dabei, wie es im Iran gefordert wird, mit Kopftüchern auf und nutzte die Möglichkeiten der Vorlage. „Hier macht keiner einen Schritt, ohne dass ich es merke“, droht ihre Figur, die nach dem Tod des Ehemannes Töchter und Haushalt mit eiserner Faust regiert, in einer Szene – unterbrochen vom Lachen eines Publikums, für das allgegenwärtige Überwachung keine theatrale Zuspitzung, sondern Realität ist. Nach der Aufführung stand plötzlich eine Iranerin in der Garderobe und bedankte sich, dass die Deutschen mit dieser Produktion nach Teheran gekommen sind. „Das hat uns alle sehr berührt“, sagt Heesters.

Vielleicht sind Episoden wie diese der Grund, warum sie noch auf der Bühne steht. Auch wenn sie die Defizite des Gegenwartstheaters nicht verkennt. „Es gibt Häuser, bei denen dürfen Aufführungen nicht länger als zwei Stunden dauern, weil sonst die Zuschauer unruhig werden. Ich werde dagegen sofort unruhig, wenn es langweilig wird.“ Schuld hat also nur das Publikum? Natürlich nicht, betont sie. Aber es sei „desinteressierter“ geworden. „Das ist das Glück, wenn man in Jugendvorstellungen auftritt. Da spielt keiner mit seinem Handy, und man denkt: Hey, die hören ja zu.“

Ein Leben mit und für das Theater

Was sich in diesem Moment artikuliert, ist die Suche nach einer Hinwendung, die dem Resultat und nicht den Machern gilt. Das Theater ist ihr ein unmittelbares Gemeinschaftserlebnis, ein Gesamtwerk von Darstellern und Publikum. Selbst die heiligsten Worte der Schauspielerwelt spricht sie so legato aus, dass auch Zuhörer mit Pathosphobie nicht durch explodierende Konsonanten verschreckt werden. Und von Bühnenjubiläen hält sie, die kürzlich in Wien ihr sechzigstes hätte begehen können, auch nichts. „So etwas feiere ich nicht. Warum auch?“

Diese Zurücknahme der eigenen Person hat ihr auch die Rolle als erste weibliche „Tatort“-Ermittlerin verleidet. In nur drei Episoden stand sie von 1978 bis 1980 als Mainzer Oberkommissarin Marianne Buchmüller für den damaligen Südwestfunk vor dem Kamera. Dafür wurde sie, nicht nur von der gerade entstehenden Frauenbewegung, verehrt und zur Galionsfigur erhoben. Gewollt hat sie das nicht, ihre Popularität wurde zur Belastung. Trotz guter Quoten hörte sie schließlich auf. Dass man ihren Versuch diskreditierte, der Figur ein Eigenleben zu verleihen („Da waren viele empört“), nahm sie noch hin. Als aber für das Fernsehpublikum die Grenzen zwischen Rolle und Darstellerin verschwanden und sie mit „Frau Buchmüller“ angesprochen wurde, zog sie die Reißleine.

Ein Leben mit und für das Theater, ein Werdegang, in dem sich die Geschichte des deutschen Fernsehens mit der einer Familie verbindet, die über ein Vierteljahrhundert im Licht der Öffentlichkeit stand: Stoff für eine Autobiografie hätte sie genug. Die Frage, warum sie keine schreibt, beantwortet sie mit kantiger Deutlichkeit. „Niemand braucht die. Und ich am wenigsten.“ Es steht zu befürchten, dass es ihr ernst ist.