Auf der Suche nach Menschen, Sprengstoff oder Drogen sind Hunde schon für die Polizei im Einsatz. Im Südwesten suchen die Spürnasen nun auch nach etwas anderem.

Sechs Schäferhunde sind künftig für die Suche nach Datenträgern bei der Polizei im Südwesten im Einsatz. Innenminister Thomas Strobl (CDU) und Bernd Sorg, Polizeivizepräsident des Polizeipräsidiums Einsatz in Göppingen, stellten das Projekt am Freitag in Göppingen vor. „Die Digitalisierung verändert die Welt und natürlich auch die Verbrechenswelt“, sagte Strobl. Die Hündin Kyra zeigte bei dem Termin ihr Können und erschnüffelte einen USB-Stick.

 

Die sieben Spürhunde sollen unter anderem bei Ermittlungen zu Wirtschaftskriminalität, Kinderpornografie und Organisierter Kriminalität helfen. Ausgelegt ist das Projekt auf ein Jahr, nach dieser Testphase werde über eine Ausweitung entschieden, sagte Strobl. Die Spürhunde sind in den Polizeipräsidien Aalen, Karlsruhe, Konstanz, Offenburg, Reutlingen und Stuttgart im Einsatz. Bei Bedarf könne man sie aber im ganzen Land anfordern.

Ausbildung der Polizeihunde dauert 50 Tage

Elektronische Speichermedien nehmen im Rahmen der Kriminalitätsbekämpfung in den letzten Jahren an Bedeutung zu, sind gleichzeitig aber oftmals schwer aufzufinden“, erklärte vorab ein Sprecher des zuständigen Polizeipräsidiums Einsatz. Das liege etwa an der geringen Größe der Datenträger – für Menschen schwierig, für Kyra kein Problem.

Hunde können auf verschiedene Gerüche konditioniert werden. Beim Trainings- und Kompetenzzentrum Polizeihundeführer in Göppingen dauert die Ausbildung laut Innenministerium 50 Tage. Unter anderem für die Suche nach Drogen, Sprengstoff oder Personen werden die Tiere im Südwesten schon eingesetzt.

„Welcher Geruch gesucht wird, also zum Beispiel Rauschgift oder Datenträger, spielt vom Grundsatz her nur eine untergeordnete Rolle“, erklärte der Polizeisprecher. Konditioniert wurden die sechs Schäferhunde demnach auf USB-Sticks, Festplatten, Handys, Smartphones, SD-Karten, SIM-Karten und CDs. Aber wonach riecht das? „Was der Hund riecht, wissen wir nicht so genau“, sagte Verena Roth, stellvertretende Leiterin des Trainings- und Kompetenzzentrums Polizeihundeführer. „Man geht davon aus, dass die Speicherplatte das geruchsleitende Element für den Hund ist.“ Wunder dürfe man nicht erwarten, aber die Hunde seien ein weiteres Hilfsmittel.

Beweistyp Datenträger wird immer wichtiger

Für das Speichern von Daten gibt es inzwischen Alternativen zu USB-Sticks und Co: Cloud-Anwendungen. Das Polizeipräsidium Einsatz sieht darin keinen Hinderungsgrund für den Einsatz der Datenträgerspürhunde. „Die Erfahrung zeigt, dass trotz Cloud-Lösungen im Bereich der Kriminalität “klassische Datenträger„ Anwendung finden, sodass ein weiteres Einsatzmittel zum Aufspüren solcher Datenträger trotzdem sinnvoll erscheint“, sagte der Sprecher.

Jörg Kinzig, Direktor des Instituts für Kriminologie der Universität Tübingen, stimmt ihm zu. „Da Datenträger in unserem alltäglichen Leben derzeit noch stark präsent sind, ist zu erwarten, dass sie auch auf längere Zeit noch für polizeiliche Ermittlungen sehr bedeutsam sein werden“, sagte er vorab. Den Beweistyp Datenträger bewertete er als wichtig. „Mit ihm können zum Beispiel finanzielle Transaktionen aller Art, aber auch Verbindungen zwischen einzelnen Personen erkannt und nachvollzogen werden“, führte er aus. Außerdem sei diese Art von Beweis nicht so störanfällig wie etwa ein Zeugenbeweis.

Allein ist das Land mit den auf Elektronik konditionierten Hunden nicht. Unter anderem in Bayern und Nordrhein-Westfalen gibt es sie bereits.