Die Gesellschaft für deutsche Sprache verkündet die am häufigsten gewählten Vornamen 2017. Und viele fragen sich: Wann nennen die Bundesbürger ihre Kinder wieder wie in den 1970er Jahren?

Wiesbaden - Manchmal juckt es einen geradezu, an einem Spielplatz laut „Marie“ zu rufen – nur, um zu sehen, wie viele Mädchen dann ihr Köpfchen heben. Es werden viele sein. In den nächsten Jahren sogar noch mehr: Denn Marie hat ihren Spitzenplatz als beliebtester Vorname auch im Jahr 2017 verteidigt. Bei den Jungen gab es dagegen einen Wechsel: Der noch 2016 begehrte Name Elias landete auf Platz vier, dagegen werden in zwei bis drei Jahren besonders viele Maximilians im Sandkasten anzutreffen sein – der beliebteste Vorname im Jahr 2017. Das ergab eine Auswertung der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden. Auf den zweiten Plätzen landeten – wie bereits im Vorjahr – Sophie und Alexander.

 

Die Zeit ist eben noch nicht reif für eine neue Namensmode. Dabei hat die GfdS bei der Auswertung dieses Mal viel Aufwand betrieben, um nicht doch einen neuen Trend zu übersehen. Erstmals hat sie nämlich die Daten von rund 700 Standesämtern ausgewertet und damit nach eigenen Angaben 87 Prozent aller vergebenen Namen erfasst. In den vorigen Jahren dagegen verließ sie sich nur auf Tendenzbefunde. „Es ist eben so, dass kurze Vornamen mit weichem Klang nach wie vor beliebt sind“, sagt Frauke Rüdebusch, Sprachwissenschaftlerin und Vornamenberaterin bei der GfdS.

Ein Allerweltsnamen ist aus psychologischer Sicht nicht verkehrt

Vielleicht haben die Eltern von der Studie aus Oldenburg gelesen, nach der Kinder mit Namen Chantal, Mandy oder Kevin von Lehrern eher benachteiligt werden. Oder sie haben die Untersuchung aus Berlin im Kopf, die Kindern mit unbeliebten Vornamen eine düstere Zukunft vorhersagt: So haben Mikes und Marvins angeblich eher schlechte Karten bei der Partnerwahl, rauchen mehr und sind nicht so selbstbewusst wie ein Felix oder eine Hannah.

Dann doch lieber einen Allerweltsnamen wählen? Das ist aus psychologischer Sicht nicht verkehrt: Menschen, das haben wiederum Psychologen schon 2004 herausgefunden, helfen einander bereitwilliger, wenn sie erfahren, dass sie denselben Namen haben.

Aber es braucht auch die Ausreißer: Rund 40 000 Namen wurden nach Angaben der GfdS einmalig vergeben. „Darunter finden sich viele Doppelnamen“, sagt Frauke Rüdebusch. Sophia-Isabelle etwa oder Noah-Adrian. Aber auch Zungenbrecher, die meist aus Afrika oder Asien stammen: So wurden 2017 auch an Mädchen Namen vergeben wie Olaedosinachi oder Kamalambigai.

Mohamed ist im Bundesland Bremen der zweitbeliebteste Jungennamen

Das mag sich noch fremd anhören, aber damit muss sich die Gesellschaft anfreunden: „Mit der Globalisierung ist die Vielfältigkeit der Namen gewachsen“, sagt Rüdebusch. So ist der Name Mohamed im Bundesland Bremen der zweitbeliebteste Jungennamen. Im Jahr davor rangierte er auf Platz neun, bundesweit ist er auf Platz 25.

Doch nicht mehr lange, dann werden wieder Ulrichs, Andreasse, Brigittes und Monikas in Kitas auftauchen. „Erfahrungsgemäß wiederholen sich Vornamen-Moden“, sagt Rüdebusch. Noch seien diese Namen von der Elterngeneration besetzt und unattraktiv. „Die Namen der Großelterngeneration dagegen erwecken wieder Interesse: Sie sind nicht mehr so oft gehört, klingen bekannt und sind zudem Teil einer Tradition.“