Christoph Sonntags „Stiphtung“ hat 15 Flüchtlingskindern, die in Stuttgarter Unterkünften wohnen, einen Knigge-Kurs ermöglicht. Bei einem Drei-Gänge-Menü hat die Knigge-Expertin Gudrun Weichselgartner-Nopper den Kindern die wichtigsten deutschen Sitten und Tischregeln beigebracht.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Stuttgart - Flädlesuppe mit besonders langen Pfannkuchenstreifen ist nicht gerade eine einfache Speise, wenn es darum geht, sie ordentlich zu essen. Dies hat auch Dunya erfahren. Das 13-jährige Mädchen aus Afghanistan ist eines der 15 Flüchtlingskinder, die bei dem Ferienerlebniskurs am Restaurant Weitmanns Waldhaus der „Stiphtung Christoph Sonntag“ dabei war. Die Flüchtlingskinder zwischen sieben und 13 Jahren haben während eines Drei-Gänge-Menüs einen Kurs über deutsche Sitten von der Knigge-Expertin Gudrun Weichselgartner-Nopper erhalten.

 

„Wir können nicht die ganze Welt retten“, sagt Christoph Sonntag (52), der bei dem Kurs als Ehrengast dabei war. „Darum helfen wir mit unserer Stiftung dort, wo es uns gerade in den Sinn kommt.“ Ihm sei es wichtig, dass die Kinder spürten, dass es in Deutschland eine Willkommenskultur für Flüchtlinge gebe: „Wir wollten den Kindern einen schönen Tag bereiten.“ Außerdem möchte der Kabarettist bei den Kindern Ehrgeiz wecken: „Sie haben uns erzählt, dass sie später einmal Ärztin, Erfinder oder Tänzerin werden wollen. Deshalb habe ich versucht, ihnen zu vermitteln, dass sie dafür zwingend die deutsche Sprache noch besser erlernen und die Schule erfolgreich beenden müssen. Der Knigge-Kurs ist nur ein Werkzeug für etwas viel Größeres, was wir erreichen wollten.“ Die Idee für den kulturellen Einblick in deutsche Sitten sei spontan bei einem Treffen seiner Ehefrau Elisabeth Sonntag mit der Gastronomin Conny Weitmann und der Knigge-Expertin Gudrun Weichselgartner-Nopper entstanden.

Knigge-Expertin erklärt Flüchtlingskindern deutsche Sitten

„Zuerst habe ich den Kindern die wichtigsten deutschen Sitten erläutert, also das richtige Grüßen, wie man sich die Hand gibt und sich vorstellt“, sagt Weichselgartner-Nopper. „Danach haben die Kinder den Tisch gedeckt und ich habe ihnen gezeigt, wo was auf dem Tisch stehen muss.“ Danach ging es ans Essen: „Als Vorspeise gab es Flädlesuppe mit extra langen Pfannkuchenstreifen, um es den Kindern nicht allzu einfach zu machen“, sagt die Knigge-Expertin. Weiter ging es mit Spaghetti, Putengeschnetzeltem und sogenannter Oma-Soße: „Das ist ein uraltes Rezept meiner Mutter“, berichtet die Gastronomin. „Es ist eine Tomatensoße, die eigentlich jedes Kind mag, mit viel Sahne, kleinen Tomaten und Parmesansplittern.“

Während des Menüs durfte die 13-jährige Dunya die Gastgeberin mimen. „Ich war die älteste von allen Kindern und habe daher auch die Begrüßungsrede für Christoph Sonntag gehalten“, berichtet Dunya, die seit einem Jahr mit ihrer Familie in der Flüchtlingsunterkunft an der Nordbahnhofstraße lebt. „Als Gastgeberin durfte ich auch das Startsignal geben, wann wir anfangen dürfen zu essen“, berichtet sie stolz. „Und von der Knigge-Expertin haben wir gelernt, dass sich der Gastgeber dafür die Serviette auf seinen Schoß legen muss.“

Weitere Erlebnistage für Flüchtlingskinder sind geplant

Die 15 Kinder, die an dem Knigge-Kurs teilnehmen durften, stammen aus den drei Flüchtlingsunterkünften an der Nordbahnhofstraße, der Hedelfinger Straße und der Schemppstraße. „Wir haben Kinder ausgewählt, die bereits ausreichende Sprachkenntnisse haben“, sagt Murat Dirican, der pädagogische Hausleiter der Unterkunft an der Nordbahnhofstraße. „Die jungen Gäste stammen aus unterschiedlichen Ländern, viele aber aus Afghanistan oder dem Kosovo.“

„Mich hat die Veränderung der Kinder über den Tag hinweg sehr beeindruckt“, sagt Sonntag am Ende des Nachmittags. „Als die Kinder kamen, waren sie sehr scheu und wollten nur bei denen sitzen, die sie bereits kennen.“ Daraufhin habe die Knigge-Expertin die Gruppe für die Sitzordnung durchgemischt. „Und am Ende des Tages merkt man gar nicht mehr, wer woher stammt, weil alle miteinander spielen und reden. Dies ist ein kleines Beispiel für gelungene Integration.“ Sonntag kündigte an, dass es weitere solcher Erlebnistage für Flüchtlingskinder geben werde.