Die Beratungsstelle Release will Jugendliche bereits in Diskos auf die Gefahren von Drogen aufmerksam machen. Die Anzahl der Personen, die eine Beratung brauchen, steigt stetig.

Stuttgart - Üblicherweise freuen sich Geschäftsführer, wenn die Zahlen ihres Betriebs auf konstant hohem Niveau bleiben und nicht ruckläufig sind. Bei Ulrich Binder, dem Geschäftsführer der Drogenberatungsstelle, ist das anders: Er würde sich sehr darüber freuen, wenn er stark rückläufige Zahlen bei der Betreuung von Suchtkranken verkünden könnte. „Wir bewegen uns allerdings weiterhin auf einem konstant hohen Niveau“, sagte er bei der Vorstellung der Zahlen und Fakten des vergangenen Jahres und meint damit die Anzahl der Personen, die im Jahr 2014 die Dienste der Drogenberatungsstelle in Anspruch genommen haben. Die Gesamtzahl ist im Vergleich zum Vorjahr zwar leicht zurückgegangen: 2014 haben 2160 Personen die Drogenberatung und das Team Release U21 aufgesucht, 2013 waren es 2307 Personen. Allerdings: „Im Zehnjahresvergleich steht das Jahr 2014 an zweiter Stelle“, sagt Binder. Besonders das Release-U21-Team, das sich um junge Menschen im Alter von unter 21 Jahren und deren Angehörige kümmert, hat immer mehr zu tun.

 

Viele Schulklassen und Jugendgruppen kommen

Vor zehn Jahren wurde das U21-Beratungsangebot in Stuttgart eingerichtet, seit dem hat sich die Klientenzahl verdreifacht: Waren es im Jahr 2005 gerade mal 227 Personen, die das Angebot in Anspruch genommen haben, sind es im vergangenen Jahr 624 Personen gewesen. „Dieser Bereich boomt bei uns enorm“, sagt Binder. Es kämen insbesondere viele Schulklassen und Jugendgruppen zu mehrstündigen Präventionskursen, die in der Beratungsstelle angeboten würden, so Binder.

Außerdem wird das Frühinterventionsprogramm für erstauffällige Drogenkonsumenten „Fred“ weiterhin stark frequentiert: Im vergangenen Jahr haben 144 Jugendliche an dem acht Stunden dauernden Programm teilgenommen, das sich an junge Cannabiskonsumenten richtet, die zum ersten Mal polizeilich auffällig geworden sind. „Die Staatsanwaltschaft schlägt den jungen Personen dann die Teilnahme an dem Programm vor – als Alternative zu höheren Strafen“, sagt Binder. Seit Januar ist außerdem ein Partydrogenprojekt Teil von Release U21. Bei diesem leisten Mitarbeiter der Beratungsstelle direkt vor Ort Präventionsarbeit – also am Wochenende in Clubs oder Discos. Ursprünglich hätte das Projekt schon im September vergangenen Jahres an den Start gehen sollen, allerdings habe es Finanzierungsprobleme gegeben, sagt Binder: „Das Projekt kostet uns 125 000 Euro jährlich und ist auf drei Jahre angelegt.“ Da die Stadt das Projekt finanziell nicht unterstütze, sei Release auf Stiftungsgelder und Spenden angewiesen. „Da dauert es ein bisschen, bis man so eine große Summe zusammen hat“, so Binder.

Release hofft auf mehr Geld von der Stadt

Apropos Geld: Binder hofft ab dem Jahr 2016 auf mehr Zuschüsse für Release U21 von der Stadt, die ab Herbst neu über den Doppelhaushalt beraten wird. „Wir brauchen eine weitere 100 Prozent Stelle, sodass wir auf dann 5,6 Mitarbeiter in dieser Einrichtung kommen“, sagt der Release-Geschäftsführer. Die Präventionsarbeit liegt Binder dabei besonders am Herzen. Er glaubt daran, dass man die Jugendlichen möglichst früh erreichen muss, um Schlimmeres wie etwa Beschaffungskriminalität oder Inhaftierungen zu verhindern. Vor allem geht es Binder aber um Aufklärung, denn: „Viele Jugendliche wissen gar nicht, dass Cannabis in Deutschland illegal ist“, so der Release-Geschäftsführer.