Der Stuttgarter Felix von Cube war ein Pionier des Bergsteigens, außerdem Naturforscher und Arzt. Auch sein Enkel Thomas packt immer wieder den Rucksack und folgt den Spuren seines Ahnen.

Stuttgart/Kirchheim - Im vergangenen Jahr hat Thomas von Cube mit zwei seiner Töchter drei Wochen auf Korsika verbracht. Für die Kirchheimer Familie war es mehr als nur ein Urlaub. Es war auch eine Reise zu ihrer eigenen Geschichte. Die drei Ausflügler begaben sich auf die Fährte eines Mannes, den viele als Bergsteigerpionier und Naturforscher kennen. Für Thomas von Cube ist es vor allem der Opa, an den er sich nur vage erinnern kann. Und für die 24-jährige Maja und ihre 20 Jahre alte Schwester Charlotte ist es der Urgroßvater, den sie von vielen Geschichten kennen, die man sich im Familienkreis erzählt. Auf Korsika verfolgten sie die Spur des Vorfahren, auch wenn allein schon die Überfahrt mit der Fähre kaum zu vergleichen war mit dem wilden Wellenritt, den Felix von Cube (1876 bis 1964) vor mehr als hundert Jahren dort erlebte. Seine Aufzeichnungen hat er später in der „Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins“ veröffentlicht.

 

„Eine stürmische Nacht ist’s. Unsere ,Insulaire’ hat harte Arbeit, stampft gegen die Wogen und ächzt in allen Fugen. Endlich um 1 Uhr kommt das große Blinkfeuer von Cap Corse in Sicht, um 3 Uhr passieren wir das kleine rote Feuer der Marine von Macinaggio und gegen 5 Uhr morgens rasselt unser Anker in den Grund. Eine Stunde später – es ist der 9. Oktober 1902 – betreten wir den Boden von Korsika.“

Noch vor seinem 60. Geburtstag wollte Thomas von Cube jenen korsischen Gipfel besteigen, der seinen Nachnamen trägt. Pic von Cube – so hat der Rat des korsischen Städtchens Asco die 2247 Meter hohe Felspyramide zu Ehren des berühmten Stuttgarter Bergsteigers benannt – obwohl Felix von Cube ausgerechnet diesen Berg nie erklommen hatte. Drei Mal – in den Jahren 1899, 1902 und 1904 – nahmen er und seine Freunde vom Akademischen Alpenverein München die Strapazen auf sich, um die wilde Bergwelt der Mittelmeerinsel zu entdecken. Bei ihren Expeditionen bestiegen sie 38 Gipfel, davon 17, auf die bis dahin kein Mensch einen Fuß setzte. Von Cube nannte diese Erstbesteigungen seine „größten bergsteigerischen Erfolge“. Er bezwang dort Berge wie die Punta Minuta (2556 Meter), den Capu Larghia (2503 Meter) oder den Capu Tafunatu (2343 Meter) auf Routen, die Kennern heute noch gehörig Respekt einflößen. Die Plackerei begann damals schon mit dem Anmarsch.

„Wir beschließen, den Flußübergang zu bewerkstelligen und dann jenseits unser Biwak aufzuschlagen. Den Maultieren wird die Last abgenommen; die einzelnen Säcke müssen über steile Granitplatten zum Ufer hinabbefördert werden. Dann entkleiden wir uns, denn der Fluss ist tief und reißend. Vorsichtig wird das Gepäck hinübergetragen. Emsig arbeitet unser Treiber mit – er findet Gefallen am Abenteuerlichen! Besondere Mühe kostet es jedoch, die Tiere zum Überschreiten des Flusses zu bewegen, was endlich mit manchem ,Hü’ und ,Tsa’ gelingt.“