Wo hält sich der Mann versteckt, der eine junge Frau in Berlin eine U-Bahntreppe hinuntertrat? Der Bulgare wird nun per Haftbefehl gesucht. In seiner Heimat halte er sich nicht auf - heißt es.

Berlin - Die Berliner Staatsanwaltschaft hat gegen den mutmaßlichen Haupttäter der brutalen Fußtritt-Attacke in Berlin-Neukölln Haftbefehl erlassen. Nach dem 27-jährigen Bulgaren werde weiter gefahndet, teilte die Generalstaatsanwaltschaft Berlin am Donnerstag mit. Er ist untergetaucht. Die bulgarischen Polizei hat nach eigenen Angaben bisher allerdings keine Hinweise darauf, dass sich der Mann in seiner Heimat aufhält. „Es gibt keine Information, dass die Bulgaren aus der Videoaufzeichnung (...) sich in Bulgarien befinden“, sagte der Chef der bulgarischen Polizei, Hristo Tersijski, am Donnerstag dem Staatsradio in Sofia.

 

Seit vergangener Woche suchen die Berliner Ermittler mit der Aufnahme einer Überwachungskamera öffentlich nach dem Täter, der Ende Oktober einer 26-Jährigen im U-Bahnhof Hermannstraße in den Rücken trat. Mehrere Männer, die ihn begleiteten, schritten nicht ein. Das Opfer stürzte mehrere Stufen hinab und brach sich den Arm.

Am Montag war bereits einer der Männer vom Tatort identifiziert und vorübergehend festgenommen worden. Er hat laut Staatsanwaltschaft ausgesagt und zugegeben, dass er dabei war. Eine Beteiligung an einer gefährlichen Körperverletzung konnte ihm aber nicht nachgewiesen werden. Der Mann wurde deshalb am Dienstag wieder entlassen. Gegen ihn wird aber weiter ermittelt. Möglich ist ein Verfahren wegen unterlassener Hilfeleistung.

Bulgarische Polizei arbeitet mit deutscher zusammen

Die bulgarische Polizei arbeite in dem Fall bereits mit Deutschland zusammen, sagte Polizeichef Tersijski. Bulgarien habe aber noch keinen europäischen Haftbefehl erhalten - deswegen werde dort auch noch nicht breit gefahndet. Der Mann soll sich zum letzten Mal vor etwa einem Monat in seiner Heimat aufgehalten haben, berichtete der bulgarische Fernsehsender Nowa Telewisija. Er sei bereits für Diebstahl, Raub und Hooliganismus bestraft worden.

Auch nach Informationen aus dem Familienkreis des mutmaßlichen Täters soll er sich nicht in Bulgarien aufhalten. „Er sagte (am Telefon), er wäre in Deutschland“, sagte die Mutter seiner Lebensgefährtin dem Sender Nowa Telewisija. Die Schwiegereltern kümmerten sich in seinem Haus in der Stadt Warna am Schwarzen Meer um die drei Kinder des Paars. Es arbeite in einem Restaurant in Deutschland.

Der unvermittelte Angriff hat in Deutschland eine Debatte über Gewalt im öffentlichen Raum ausgelöst. Das Video der Attacke wurde tausendfach angeklickt und in sozialen Medien geteilt. Es löste auch in bulgarischen Internetforen große Empörung aus.

Nach Angaben des Bundesjustizministeriums ist ein europäischer Haftbefehl notwendig, damit bulgarische Behörden in ihrem Land nach Verdächtigen fahnden können. Das gelte für Taten, die in beiden Ländern strafbar sind. Die deutsche Staatsanwaltschaft könne im Fall einer Festnahme die Auslieferung beantragen. Bulgarien könne den Fall aber auch selbst verhandeln.