Aber der Fokus liegt in „The Grandmaster“ nicht auf der Romanze, sondern auf der Darstellung der Martial-Arts-Kultur einer längst vergangenen Ära. Dabei verbindet Wong die artistische Kunstfertigkeit seiner Darsteller mit dem eigenen, kongenialen Gespür für Bildkompositionen und dynamische Schnittfolgen. Selten hat man Kampfszenen gesehen, in denen Körper, Bewegung und filmische Gestaltungsmittel eine solch kontemplative Energie auf die Leinwand bringen. Mit Tony Leung und Ziyi Zhang gingen am Donnerstagabend zwei der beliebtesten Stars des asiatischen Kinos über den roten Teppich des Berlinale-Palastes am Potsdamer Platz, und das ist auch als ein Bekenntnis des Festivals zu werten, das an prominenter Stelle der blühenden Filmkunst des Fernen Ostens den Vorzug vor der amerikanischen und europäischen Konkurrenz gegeben hat.

 

Hollywood stand dann aber gleich am ersten Wettbewerbstag mit Gus Van Sants „Promised Land“ auf dem Menü. Matt Damon, der hier auch als Co-Drehbuchautor und Produzent eingestiegen ist, spielt den gewieften Handelsreisenden Steve, der für einen milliardenschweren Energiekonzern durch die ländliche US-Provinz fährt und den Farmern ihr Land abschwatzt. Tief darunter befinden sich nämlich Ölvorkommen, die mit einer wenig umweltverträglichen Methode aus dem Erdreich geborgen werden sollen. Steve ist selbst auf einer Farm aufgewachsen, und er weiß, wie man mit der Landbevölkerung umgeht, die von der Wirtschaftskrise schwer gebeutelt ist. Die Millionen, die sein Unternehmen über der Region ausschütten will, wären für die Leute ein Segen. Aber als ein alter Lehrer in der Bürgerversammlung auf die Gefahren des Abbaus hinweist und auch noch ein penetranter Umweltaktivist in der Dorfkneipe anlandet, schwenkt die Stimmung im Ort um.

Wunderbare lichtklare Bilder

„Promised Land“ erzählt von den Auswirkungen der Rezession zunächst aus der Perspektive eines Krisengewinnlers, bis sich die Figur immer mehr in die Verantwortung gegenüber der Dorfgemeinschaft hineinziehen lässt. Van Sant hat hier kein politisches Plädoyer im Sinn, sondern wägt die Interessenkonflikte der Farmer in ihrer Notlage relativ differenziert ab. Der Läuterungsprozess seines kapitalistischen Raubritters stellt allerdings keine wirkliche Überraschung dar, weil jeder weiß, dass Matt Damon immer ein feiner Kerl ist und bleiben wird. Damon sieht in dem Film eine Zustandsbeschreibung der amerikanischen Identität. Das US-Publikum sah das nicht und ließ den Film an der Kinokasse floppen. Ins politische Profil, das sich die Berlinale in Abgrenzung zu Cannes und Venedig gerne gibt, hingegen passt „Promised Land“ bestens.

Das gilt auch für den polnischen Beitrag „In the Name of . . .“ von Malgoka Szumowska, der von einem katholischen Priester erzählt, der in der Provinz ein Jugendheim leitet und mit den eigenen homosexuellen Neigungen kämpft. Ganz und gar nicht als Skandalfilm hat Szumowska diesen verhalten und in wunderbar lichtklaren Bildern erzählten Film angelegt. „Ich kann mir keinen einsameren Menschen vorstellen als einen Priester“, erklärte die Regisseurin in der Pressekonferenz ihren Ansatz.

Aber der Fokus liegt in „The Grandmaster“ nicht auf der Romanze, sondern auf der Darstellung der Martial-Arts-Kultur einer längst vergangenen Ära. Dabei verbindet Wong die artistische Kunstfertigkeit seiner Darsteller mit dem eigenen, kongenialen Gespür für Bildkompositionen und dynamische Schnittfolgen. Selten hat man Kampfszenen gesehen, in denen Körper, Bewegung und filmische Gestaltungsmittel eine solch kontemplative Energie auf die Leinwand bringen. Mit Tony Leung und Ziyi Zhang gingen am Donnerstagabend zwei der beliebtesten Stars des asiatischen Kinos über den roten Teppich des Berlinale-Palastes am Potsdamer Platz, und das ist auch als ein Bekenntnis des Festivals zu werten, das an prominenter Stelle der blühenden Filmkunst des Fernen Ostens den Vorzug vor der amerikanischen und europäischen Konkurrenz gegeben hat.

Hollywood stand dann aber gleich am ersten Wettbewerbstag mit Gus Van Sants „Promised Land“ auf dem Menü. Matt Damon, der hier auch als Co-Drehbuchautor und Produzent eingestiegen ist, spielt den gewieften Handelsreisenden Steve, der für einen milliardenschweren Energiekonzern durch die ländliche US-Provinz fährt und den Farmern ihr Land abschwatzt. Tief darunter befinden sich nämlich Ölvorkommen, die mit einer wenig umweltverträglichen Methode aus dem Erdreich geborgen werden sollen. Steve ist selbst auf einer Farm aufgewachsen, und er weiß, wie man mit der Landbevölkerung umgeht, die von der Wirtschaftskrise schwer gebeutelt ist. Die Millionen, die sein Unternehmen über der Region ausschütten will, wären für die Leute ein Segen. Aber als ein alter Lehrer in der Bürgerversammlung auf die Gefahren des Abbaus hinweist und auch noch ein penetranter Umweltaktivist in der Dorfkneipe anlandet, schwenkt die Stimmung im Ort um.

Wunderbare lichtklare Bilder

„Promised Land“ erzählt von den Auswirkungen der Rezession zunächst aus der Perspektive eines Krisengewinnlers, bis sich die Figur immer mehr in die Verantwortung gegenüber der Dorfgemeinschaft hineinziehen lässt. Van Sant hat hier kein politisches Plädoyer im Sinn, sondern wägt die Interessenkonflikte der Farmer in ihrer Notlage relativ differenziert ab. Der Läuterungsprozess seines kapitalistischen Raubritters stellt allerdings keine wirkliche Überraschung dar, weil jeder weiß, dass Matt Damon immer ein feiner Kerl ist und bleiben wird. Damon sieht in dem Film eine Zustandsbeschreibung der amerikanischen Identität. Das US-Publikum sah das nicht und ließ den Film an der Kinokasse floppen. Ins politische Profil, das sich die Berlinale in Abgrenzung zu Cannes und Venedig gerne gibt, hingegen passt „Promised Land“ bestens.

Das gilt auch für den polnischen Beitrag „In the Name of . . .“ von Malgoka Szumowska, der von einem katholischen Priester erzählt, der in der Provinz ein Jugendheim leitet und mit den eigenen homosexuellen Neigungen kämpft. Ganz und gar nicht als Skandalfilm hat Szumowska diesen verhalten und in wunderbar lichtklaren Bildern erzählten Film angelegt. „Ich kann mir keinen einsameren Menschen vorstellen als einen Priester“, erklärte die Regisseurin in der Pressekonferenz ihren Ansatz.

Zur Missbrauchsdebatte, mit der sich die katholische Kirche seit geraumer Zeit konfrontiert sieht, bleibt der Film gezielt auf Distanz. Hier geht es nicht um Pädophilie, sondern um Homosexualität, deren vermeintliche Sündhaftigkeit den katholischen Geistlichen immer wieder in die schmerzhafte Selbstverleugnung hineintreibt. Auch „In the Name of . . .“ versteht sich nicht als politisches Statement, sondern als emotionale Tragödie, die vor allem durch ihren sensiblen Erzählton und den fabelhaften Hauptdarsteller Andrzej Chyra überzeugt. Im erzkatholischen Polen dürfte der Film trotzdem Skandalpotenzial entwickeln und kann dort die Rückendeckung eines internationalen Festivals wie der Berlinale sicher gut gebrauchen.

Stuttgart -