Besa em Städtle in Bietigheim Scheunen-Flair, das auch die lokalen Rapper-Größen zu schätzen wissen

Stephan Muck hat den Besen vor zwei Jahren von Vater Franz übernommen. Foto: Simon Granville

Der Besa em Städtle in einer mittelalterlichen Scheune mitten in Bietigheim gehört noch zu den traditionellen Besenwirtschaften, die nur zweimal im Jahr geöffnet haben dürfen. Ausgeschenkt werden darf hier nur der eigene Wein.

Es gibt sie noch: Die traditionellen Besenwirtschaften, die nur wenige Tage im Jahr ihre Keller oder Scheunen öffnen und die Gäste einzig mit selbsterzeugten Weinen nebst einfachen Speisen bewirten. Eine gastronomische Nische mit strengen Vorschriften. So dürfen diese Besen unter anderem über höchstens 40 Sitzplätze verfügen sowie maximal zweimal im Jahr und insgesamt höchstens vier Monate geöffnet sein. Sie gelten als „Wirtschaft auf Zeit“ und benötigen nach deutschem Gaststättenrecht keine Konzession. Einer dieser traditionellen Besen ist der Besa em Städtle mitten im Herzen von Bietigheim-Bissingen – und er wartet mit ganz besonderem Scheunen-Flair auf. Charme, den auch die Bietigheimer Rapper Bausa und Rin schon das ein oder andere Mal genossen haben.

 

Der Raum strotzt vor Gemütlichkeit

Große Schilder, die auf den Besen hinweisen, erwartet man in Bietigheim vergeblich. Wer in den Besa em Städtle will, muss schon genauer hinschauen. Mitten in der Stadt, umgeben von Wohnhäusern und engen Gassen findet man ein Scheunentor. Ganz minimalistisch prangt hier der Name an der Tür. Öffnet man diese, steht man in einem Raum, der vor Gemütlichkeit strotzt. Lichter, Steinwände, alte Steinböden, Weinfässer und viele alte Accessoires rund um das Thema Landwirtschaft zaubern eine einzigartige Stimmung – und das schon seit 27 Jahren.

Viel verändert hat sich seit dieser Zeit nicht. Aus gutem Grund. „Es ist eben eine alte Scheune und wir wollen genau diesen Charme beibehalten“, sagt Stephan Muck, der vor zwei Jahren bei der Oberbürgermeisterwahl in Bietigheim angetreten war und 44 Prozent erhalten hat. Wäre er damals gewählt worden, wäre es eventuell das Aus des Besens gewesen. So aber hat er die Geschicke seines Vaters Franz Muck übernommen. Sein Vater war es auch, der den Besen am 23. März 1995 eröffnete. „Mein Vater hat auf der Bank gearbeitet, wollte sich dann aber selbstständig machen. So ist er in den Weinbau eingestiegen“, berichtet Stephan Muck. Eine Freundin seiner Oma war damals in der Erbengemeinschaft des heutigen Familien-Anwesens und hatte kurzerhand die Idee: „Er soll das Haus kaufen und einen Besen aufmachen.“ 1987 bekam er schließlich die Zusage, 1994 startete man das Projekt „Besen em Städtle“.

Mama Marianne steht heute noch in der Küche

Nach einem Umbau konnte es dann losgehen. Für die ganze Winzerfamilie. „Mein Vater hat den Besen geführt, meine Mutter gekocht und mein Bruder und ich waren im Service“, erzählt der 52-Jährige. Vieles davon ist heute noch so. Mama Marianne steht nach wie vor in der Küche und „ist für ihren Weltklasse-Kartoffelsalat bekannt“, Bruder Jens hilft ein bis zweimal in der Woche aus. Einzig Papa Franz hat sich in den Teilzeit-Ruhestand verabschiedet. Dafür lenkt jetzt eben Stephan Muck die Geschicke – und hat Freude daran. Zweimal im Jahr öffnet er das Scheunentor für mehrere Wochen. Ausgeschenkt wird dabei nach wie vor nur der Wein aus dem eigenen Weingut – und dieser fließt zum Teil aus Fässern an der Wand.

Der Wein kommt unter anderem aus Holzfässern an der Wand

Rot, rosé, weiß prangt an den Fässern, an denen ein Zapfhahn hängt. Natürlich lagert der Wein nicht in der Wand, sondern im Keller und wird nach oben gepumpt. Ein Hingucker ist es dennoch. Ein Viertele dieses Weines liegt bei 3,50 Euro. Ein Krug mit einem Liter Wein kostet elf Euro. Es gibt aber auch Flaschenweine. Hier ist der Preis höher. Ein Viertele Lemberger, der im Holzfass gereift ist, kostet beispielsweise 5,50 Euro, eine Weißwein-Cuvée fünf Euro. Zu Essen gibt es die typischen Besen-Klassiker: Schlachtplatte, Ripple mit Kraut, Besa-Toast, Vesper. Aber auch Grünkern-Küchla mit Kartoffelsalat, Besen-Rösti oder vegetarischen Maultaschen finden sich auf der Speisekarte.

Der Besen em Städtle in der Turmstraße 14 in Bietigheim hat das nächste Mal vom 12. Januar bis 6. März geöffnet. Ab vier Personen darf man auch einen Tisch reservieren.

Eingekehrt

Serie
 Im Landkreis Ludwigsburg gibt es zahlreiche Besenwirtschaften. Vom guten alten Besen, in dem tatsächlich noch wie einst das Viertele im Wohnzimmer ausgeschenkt wird, bis hin zu vollkonzessionierten Eventgaststätten, die neben Kraut- und Schweinebauch auch moderne Gerichte servieren. Wir haben uns einmal bei einigen Besen umgeschaut.

Heute
 Der Besa em Städtle in Bietigheim besteht seit 1995 und hat zweimal im Jahr über einen längeren Zeitraum geöffnet. Der Besen befindet sich in einer mittelalterlichen Scheune und wird von Stephan Muck geführt. Eröffnet hat ihn damals sein Vater Franz.

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