Der Geruch von Landluft ist unverkennbar. Sobald Besucher von Steffis Hofcafé die Autotür aufschlagen, ist klar: Hier gibt es Kühe. Einige davon, erst ein paar Wochen alt, gucken Neuankömmlingen schon neugierig entgegen. Irgendwie muss die Milch für den Cappuccino ja entstehen.
Im Café angekommen, riecht es dann ganz anders: Es ist Donnerstag, Backtag, und aus der Küche strömt der Duft frischer Tortenböden. Hier hilft die ganze Familie mit: Die Mutter und eine Tante von Betreiberin Steffi Schwaderer stehen in der Backstube, während sich die Eltern von Ehemann Denis Schwaderer um die Tiere kümmern. „Es ist uns wichtig, die Sachen selbst zu machen“, erklärt Denis Schwaderer.
Schon beim Bau des Cafés haben alle mit angepackt. „Wir haben Anfang 2020 angefangen, das hier zu bauen und vieles selbst gemacht“, erzählt der 36-Jährige. Die Coronazeit hatte die Eröffnung des Cafés verzögert – davon hat sich die Familie nicht entmutigen lassen. Das Ergebnis wurde im August 2021 eröffnet und kann sich sehen lassen: Das Hofcafé ist geräumig, hell, modern und sauber. Vielleicht am besten gefällt Denis Schwaderer die Terrasse: „Man kann sich raussetzen, hört kein einziges Auto, sondern nur Vogelgezwitscher. Da kommt Urlaubsfeeling auf“, schwärmt der Landwirt. Von der Terrasse aus blickt man auf eine Blumenwiese und den Gemüsegarten der Familie. Wer mag, darf zudem auch in die Aufzuchtboxen für Kälber oder durch die Fenster des Kuhstalls linsen. Kommen Eltern, müssen diese sich hier keine Sorgen machen, ihre Kinder herumspringen zu lassen – Verkehr gibt es hier auf dem Feldweg, zwischen den Backnanger Teilorten Waldrems und Nellmersbach, so gut wie keinen.
Mit der Aroniabeere fing es für Steffis Hofcafé an
Was auch bedeutet, dass das Café nicht auf Laufkundschaft hoffen darf. „Als wir eröffnet haben, kamen als Gäste Verwandte, Freunde und Bekannte“, erinnert sich Steffi Schwaderer. Diese Zeiten sind längst vorbei. Vor einiger Zeit brachte sogar das SWR-Fernsehen einen Betrag über das besondere Café irgendwo im Nirgendwo. „Die Sendung war noch nicht vorbei, schon hat bei uns das Telefon mit den ersten Anfragen geklingelt“, sagt Denis Schwaderer. Inzwischen kommen viele Stammgäste – „beim Schnitzeltag am Freitag sollte man vorher reservieren“, rät Stefanie Schwaderer.
Die gelernte Hauswirtschafterin und der Landwirt in dritter Generation verbinden mit dem Café viele ihrer Passionen: „Ich habe eigentlich schon mein Leben lang gerne gebacken“, sagt die 38-jährige Steffi Schwaderer. „Meine Mutter hat mir sehr viel beigebracht.“ Die Initialzündung zum Café war dann die vitamin- und mineralstoffreiche Aroniabeere, welche die Schwaderers schon länger anbauen. „Bei der Aronia hat es wenig Sinn, sie kommentarlos ins Regal im Großhandel zu stellen. Deshalb wollten wir sie direkt vermarkten“, erklärt Denis Schwaderer. So entstand die Idee, neben dem Hof einen Hofladen einzurichten. Doch bei Aronia-Produkten wie Bonbons, Marmelade, Saft Schnaps oder getrockneten Beeren blieb es nicht. „Mein Vater macht sehr guten Most, den wollten wir ebenfalls anbieten – und dann haben wir uns gedacht, warum nicht auch Vesper“, sagt Steffi Schwaderer. So wuchs die Vision – bis zum kompletten Café.
Im Hofladen und in den draußen aufgestellten Automaten können die Besucher zudem Milch, Eier, Obst, Gemüse, Wurst und Eis kaufen – alles selbst oder zumindest regional erzeugt. Auch handgemachte Dekoartikel finden sich in den Regalen des Hofladens. Im Café selbst herrscht übrigens Selbstbedienung, geöffnet ist – meistens – freitags bis sonntags, das Hofcafé hat jeweils bis 22 Uhr geöffnet. Bei all dem Geschäft mit dem Café, dem Laden und dem Milchviehbetrieb darf die Familie natürlich nicht zu kurz kommen: Die Schwaderers haben drei Kinder im Alter von sieben, neun und elf Jahren, damit für sie auch noch genug Zeit ist, bleibt das Café an zwei Sonntagen im Monat konsequent zu. „Das schreiben wir aber immer rechtzeitig auf der Webseite“, sagt Steffi Schwaderer. Auf der Homepage des Hofcafés stehen auch die genauen Öffnungszeiten, Kontaktdaten zur Reservierung sowie die komplette Speisekarte.