So gut wie jede freie Minute widmet Sarah ihren drei Lieblingen Balou, Spot und Lado. Und bei den drei Herren handelt es sich eben nicht um herkömmliche Haustiere, sondern um Alpaka-Hengste.
Gutschein für Wanderung
Ihre Liebe zu der aus den südamerikanischen Anden stammende Kamelart ist eher zufällig entstanden. Zum 15. Geburtstag hat Sarah einen Gutschein für eine Alpaka-Wanderung rund um Oberstenfeld bekommen. „Davor wusste ich gar nicht was Alpakas sind“, erzählt die junge Frau und lacht. Doch beim Anblick der Pakos mit ihren leicht hervorstehenden Kulleraugen war es schnell um sie geschehen. „Ich bin danach dann immer wieder zum Züchter, habe mitgeholfen, war auch beim Scheren dabei und wollte dann einfach auch ein eigenes Tier.“
Dass sie inzwischen nicht nur eines, sondern drei hat, das geht auf das Konto von Papa Holger Stolz und Oma Ingeborg Jetter. Die Botschaft an die Tochter und Enkelin: Bei guten Noten wird der Alpakatraum wahr. Ganz schön leichtfertig, denn Sarah kam 2021 prompt mit einem guten Fachhochschul-Reifezeugnis nach Hause.
Alpakas zu finden, ist nicht einfach. Sie werden, erzählt Mama Sandra Jetter, quasi schon „aus dem Bauch heraus verkauft“. Doch Sarah hatte Glück und stieß im Internet auf einen Züchter in Rottenburg. Balou – benannt nach dem tanzenden und gutmütigen Bär aus dem Dschungelbuch – war elf Monate als sie ihn kennenlernte und schon vom ersten Moment an, hatten die beiden einen ganz besonderen Draht zueinander.
Das erste Dreivierteljahr kam Balou bei den Bottwartal-Alpakas in Oberstenfeld unter. Seit vergangenem Jahr kann der Hengst auf einem etwa 15 Ar großen Grundstück unterhalb des Kleinbottwarer Götzenbergs grasen – zusammen mit Spot und Lado. „Alpakas sind Herdentiere, deshalb konnten wir Balou nicht allein lassen“, erklärt Sarah und strahlt als die drei ihr nach einem kurzen Pfiff freudig entgegengelaufen kommen. Der dunkelbraune Lado ist mit seinen fünf Jahren der Chef im Ring. Spot, ein dreijähriger Hengst mit einem seltenen gefleckten Fell, ist Sarahs „Knutschkugel“.
Stall mit Kamera
Jeden Morgen lässt die 18-Jährige, die im elterlichen Betrieb eine Ausbildung zur Elektronikerin für Gebäude- und Systemtechnik macht, die Alpakas aus ihrem Stall. Bevor es zur Arbeit geht wird gemistet, die Außentoilette geputzt und an ganz heißen Tagen bekommen Balou, Lado und Spot auch eine kühle Dusche. Wenn sie selbst einmal nicht kann, springt die Familie ein. „Ohne sie wär das so alles nicht möglich“, weiß Sarah. Auch Opa Otto Jetter packt mit an und holt mit der Enkelin immer das Heu.
Im Stall fehlt es an nichts. Es gibt eine extra Beleuchtung und ein kleines Fenster mit Panoramablick. Alpakas sind recht robuste Tiere, doch sollte es einen strengen Kälteeinbruch nach dem Scheren im März geben, kann auch eine Heizung angeworfen werden. Und natürlich hat Holger Stolz auch eine Kamera eingebaut, sodass Sarah ihre Liebsten immer im Blick hat. Egal, ob im nur ein paar Meter entfernten Wohnhaus oder aus dem Urlaub.
Futter gibt es abends. Allerdings nicht irgendeines. „Ich habe von jedem ein großes Blutbild machen lassen und darauf basierend hat jeder seinen eigenen Futterplan“, erzählt die 18-Jährige, die längst zur Expertin für die Haltung der Herdentiere geworden ist. Das ergänzende Müsli mixt Sarah für ihre drei Herren selbst zusammen – unter anderem aus verschiedenen Kräutern, Leinöl- und Schwarzkümmelpellets und roter Beete.
Und dann wären da ja auch noch die Blätter vom Apfelbaum im Garten des Wohnhauses, in dem die drei immer wieder zu Besuch sind. Vor allem an den Wochenenden holt Sarah ihre Lieben gern in den Kreis der Familie. Den Weg kennen sie. Schon von der Straße aus biegen die drei in Richtung Gartentor ein und als Sarah sie von der Leine nimmt und das Tor öffnet, wird sogar ein kleiner Spurt eingelegt. Als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt grasen Balou, Lado und Spot kurz drauf in Sichtweite der Kaffeetafel dann oder stibitzen im Gemüsegarten. Einen Rasenmäher hat die Familie jedenfalls das ganze Jahr noch nicht gebraucht.
Alpakas auf Insta
Blog
In einem Blog auf Instagram (@drei.alpakas) nimmt Sarah Jetter ihre inzwischen über 3600 Follower mit in die Welt ihrer drei Alpakas. Zu sehen sind die drei Hengste zusammen mit der 18-jährigen Steinheimerin auch in einem Beitrag, den das SWR-Fernsehen für die Landesschau gedreht hat.
Wolle
Einmal im Jahr, im März, schert Sarah Jetter ihre Hengste. Die Fasern der Alpaka-Wolle sind besonders fein und dabei gleichzeitig stark und robust. Jede Faser besitzt isolierende Hohlräume. Das hat zur Folge, dass die Wolle sehr leicht ist, aber dennoch sehr wärmt. Familie Jetter-Stolz hat sich aus der Wolle von Balou, Lado und Spot schon Bettdecken machen lassen. „Im Winter geben sie wunderbar warm“, schwärmt Mama Sandra Jetter, „und im Sommer sind sie angenehm kühl.“
Äpfel
sollten Alpakas nicht essen. Zumindest nicht in größeren Mengen. Sarah Jetter sammelt das Fallobst auf der Koppel jeden Morgen und Abend auf.