Seit über einem Jahr lebt Can Dündar in Berlin im Exil. Von Deutschland aus kämpft der ehemalige Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung „Cumhyriet“ für die Pressefreiheit in der Türkei – und fühlt sich dabei manchmal auch sehr einsam.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Berlin - Was für eine Woche. Seit vergangenen Donnerstag ist Can Dündar für den Friedensnobelpreis nominiert. Am selben Tag beantragte die türkische Justiz via Interpol seine Auslieferung. Das Auswärtige Amt hat bereits abgewinkt. Aber ein anschaulicheres Bild für Dündars Situation gibt es nicht. Zwischen diesen Extremen, dem Respekt der europäischen Demokraten und dem Zorn des türkischen Staatschefs Erdogan, bewegt sich das Leben des Ex-Chefredakteurs der regierungskritischen Zeitung „Cumhuriyet“. Im pinkfarbenen Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln sitzt der 56-Jährige in seinem Büro in Berlin. In den Händen hält der Schriftsteller und Journalist einen Taschenkalender, in den er die vielen Termine seines rastlosen Lebens altmodisch von Hand einträgt. Zugleich ist er vernetzt mit vielen Menschen in ganz Europa. Im vergangenen Jahr ist über ihn ein regelrechter Auszeichnungsregen niedergegangen. So ziemlich jeden Menschenrechts- oder Pressefreiheitspreis hat er bekommen.