Bettina Schausten leitet als erste Frau das ZDF-Hauptstadtstudio. Am Sonntag hat sie Premiere bei der Sendung "Berlin direkt".

Berlin - Die schönsten Geschichten kann man sich nicht ausdenken, sie passieren einfach. So wie diese mit Bettina Schausten: Was machte die als Kind am liebsten? Sie spielte Fernsehnachrichten! Die kleine Bettina stellte sich dazu in ihrem Kinderzimmer im westfälischen Lüdingshausen neben ihre Kinderschiefertafel und präsentierte den Zuschauern auf großen Kartons ihr ganz persönlich ausgewähltes Weltgeschehen. Und am Ende, da klappte sie die Tafel um: das Wetter. Welchen Sender sie spielte? Natürlich das ZDF.

Bettina Schausten erzählt diese Geschichte nicht gerne und schon gar nicht von selbst. Wenn man sie fragt, ob sie stimmt, dann druckst sie ein bisschen herum, als sei ihr die Sache peinlich. Nicht wegen der Nachrichten und der Wetterkarte, die alten Pappkartons hat sie sogar aufgehoben. Aber: "Das klingt so ausgedacht." Die Vorstellung, jemand könne von ihr glauben, sie bastle auf diese Weise an ihrem Image, ist Bettina Schausten ziemlich unangenehm. Und abwegig ist sie auch.

Unauffälligkeit als Markenzeichen


Wenn es im deutschen Fernsehen eine Frau gibt, die aufs Geschichtenerfinden verzichten kann, dann ist es Schausten. Die 44-Jährige ist einer der wichtigsten politischen Nachrichtenmenschen auf dem Schirm - und sie ist mit Sicherheit einer der zurückgenommensten: uneitel, seriös, korrekt. Sie ist das Gesicht zu jeder Wahl, zu jedem Parteitag, zu jeder wichtigen Umfrage. Und seit dem 1. April ist Schausten das neue Gesicht ihres Senders in Berlin. Sie hat die Leitung des Hauptstadtstudios von Peter Frey übernommen. Am kommenden Sonntag (11. April) wird sie zum ersten Mal das Magazin "Berlin direkt" moderieren.

Optisch ist Unauffälligkeit ihr Markenzeichen - die dunklen Haare trägt sie konservativ, die Hosenanzüge sind nie zu frech, die Schuhe nie zu spitz oder zu hoch. Man könnte auch sagen: Wer Bettina Schausten im Fernsehen sieht, der weiß, jetzt wird es ernst. Mit dem Image der kühlen Herrin über schwere Stoffe hat die Journalistin kein Problem.

Sie glaubt daran, dass nicht alles, was gesendet wird, leicht sein muss. Gut verständlich allerdings schon: "Ich sehe uns als Politikerklärer", sagt Schausten. "Unsere Aufgabe ist es, den Zuschauern die Frage zu beantworten: Was geht uns das an?" Politik, vor allem Sachpolitik kann manchmal ganz schön sperrig sein - aber eine hübsche Verpackung allein ist noch lange nicht die Lösung. Aufdröseln, dranbleiben, genau hinschauen, nachfragen, das will Bettina Schausten bei "Berlin direkt" machen: "Man sollte die Zuschauer auch nicht unterfordern. Wir haben ein eher interessiertes Publikum."

Wer genau hinschauen will, der muss sich allerdings auch mal Zeit lassen, der muss den Mut haben, nicht immer gleich der Allererste sein zu wollen in der überhitzten Berliner Nachrichten-, Meinungs- und Gerüchteküche. Und er muss den Abstand wahren zu denen, die im politischen Raumschiff Berlin aufeinanderhocken und schnell einen gehörigen Wahrnehmungsabstand zur Wirklichkeit entwickeln.