Ein 36 Jahre alter Mann hat gestanden, seine Ex-Partnerin und deren neunjährige Tochter in Allmersbach im Tal umgebracht zu haben. Die Statistik zeigt: Immer wieder kommen Mörder und Totschläger aus dem nächsten Umfeld.
Allmersbach - Knapp 5000 Menschen leben in Allmersbach. Der beschauliche Flecken liegt im Rems-Murr-Kreis, umgeben von Obstbäumen und bewaldeten Höhen. Doch seit Sonntag ist der Ort durch ein grausames Verbrechen in den bundesweiten Schlagzeilen: Eine 41 Jahre alte Frau und ihre neunjährige Tochter sind tot. Ihre Körper wurden in einem Haus in einem ruhigen Wohngebiet entdeckt, beide hatten schon längere Zeit in Allmersbach gelebt und galten dort als gut verankert.
Gegen 10 Uhr hatte sich eine Mitbewohnerin aus dem Haus der Opfer bei der Polizei gemeldet und gesagt, dass den beiden etwas Schreckliches zugestoßen sein könnte. Als Polizisten sich dort umsahen, bestätigte sich der Verdacht: Die Frau und ihre Tochter waren tot. Sie müssen in der Nacht auf Sonntag gestorben gekommen sein – wann genau, ist noch unklar.
Hausdurchsuchungen in Kreis Ludwigsburg bleiben erfolglos
Sofort galt der 36 Jahre alte Ex-Freund der Getöteten als dringend tatverdächtig. Er war mit einem Auto mit Vaihinger Kennzeichen davongefahren. Die Polizei startete eine groß angelegte Fahndung, bei der auch ein Hubschrauber im Einsatz war. Um den Mann dingfest zu machen, rückten zudem Spezialeinsatzkräfte aus – Fotos aus Mundelsheim (Kreis Ludwigsburg) zeigen schwer bewaffnete Beamte mit Schutzausrüstung. Sie sollen dort zwei Häuser gestürmt haben; doch sie fanden den Tatverdächtigen nicht. Ein Polizeisprecher bestätigt auf Anfrage lediglich, dass es „im Kreis Ludwigsburg SEK-Maßnahmen gegeben hat“.
Der nicht vorbestrafte Mann – es handelt sich nicht um den Vater des Mädchens – stellte sich schließlich am Sonntag gegen 16 Uhr der Polizei, indem er sich auf einem Revier in Böckingen (Kreis Heilbronn) meldete. Am Montag teilte die Polizei mit, dass er gestanden habe, die Frau und deren Tochter getötet zu haben. Zum genauen Ablauf der Tat macht die Polizei keine Angaben – teils, weil sie kein Täterwissen verraten will und teils, weil die Untersuchungen der Kriminalpolizei noch laufen.
Stalking, häusliche Gewalt – manchmal stehen am Ende Mord und Totschlag
Dass das Leben von Frauen durch ehemalige Ehemänner oder Partner gefährdet wird, ist keine Seltenheit. Dem Bundeskriminalamt zufolge kommen die Täter in einem Viertel aller Fälle von Mord, Totschlag oder „Tötung auf Verlangen“ aus dem Familienkreis. Fast ein weiteres Drittel der Opfer war dem Täter auf freundschaftlicher oder bekanntschaftlicher Ebene verbunden.
Werden Partner zu Mördern, geht der Bluttat oft eine Zeit des Psychoterrors und der Misshandlungen voraus. Wie etwa im Fall der 22 Jahre alten Katharina K. aus Backnang (ebenfalls Rems-Murr-Kreis), die im November 2017 umgebracht wurde. Ihr Ex-Freund hatte sie schon während der On-Off-Beziehung geschlagen, gewürgt und einen GPS-Tracker in ihrem Auto installiert. Schließlich erwürgte er Katharina K., während ihre beiden Kinder nebenan schliefen.
Ex-Freundin eines Täters: „Da war kein Gefühl in seinen Augen“
Im Prozess gegen den Backnanger Täter sagte auch seine Ex-Freundin aus. Sie erinnerte sich an einen heftigen Streit mit dem heute 26-Jährigen, bei dem er begann, sie zu würgen. „Ich dachte, jetzt ist kurz vor Sense“, schilderte sie vor Gericht. „Da war kein Gefühl in seinen Augen – einfach nur kalt.“ Doch im letzten Moment ließ er von ihr ab, sie überlebte. Katharina K. hatte dieses Glück fünf Jahre später nicht. Der Revisionsprozess gegen den Mann, der sie getötet hat, läuft derzeit vor dem Stuttgarter Landgericht.
Ob es auch im Vorfeld des jüngsten Falles aus Allmersbach Drohungen oder Gewalt gegeben hat, werden die Ermittlungen zeigen müssen. Doch die traurige Gewissheit ist, dass es weitere Fälle geben wird, in denen Frauen von ihren Partnern oder ehemaligen Partnern umgebracht werden. Im Jahr 2018 wurden laut einem Bericht der „Zeit“ deutschlandweit 122 Frauen von ihrem Partner beziehungsweise Ex-Partner getötet. Im Schnitt geschieht es also etwa drei Tage. Tötungsversuche ereignen sich laut dem Bayerischen Rundfunk etwa alle 30 Stunden.