Unter den Lokalpolitikern entspinnt ein Streit um Wald, der wahlweise aus Bäumen oder Schildern bestehen soll. Dabei wollen im Kern doch alle das Gleiche.

Vaihingen - Ob man dem politischen Gegner nun gleich Populismus vorwerfen muss, sei dahingestellt – schließlich ging es in der Sache um das Gleiche. Nur der Ansatz war eben ein anderer, als jüngst im Vaihinger Bezirksbeirat die Bürgerlichen gegen die Grünen krachten. Im Kern ging es mal wieder um die Gründgensstraße, und im Kern wollten alle Lokalpolitiker jedweder Fraktion doch nur Gutes für die Anwohner, deren Sträßchen gern als Schleichweg von Vaihingen in Richtung Sindelfingen genutzt wird, als Abkürzung zur Pascalstraße. Doch ob das Gute mit echtem Wald oder doch lieber mit Schilderwald gelingen möge, darüber zerstritten sich die Geister.

 

Jedenfalls suchten die Grünen ihr Ziel mit noch mehr Grün zu erreichen. Die 450 Meter zwischen den letzten Häusern an der Gründgensstraße und der Einmündung zur Pascalstraße, die ohnehin durch Wald führen, könnte man doch noch verstärkt zu einem Teil eben dieses Waldes machen.

Die CDU vermutet ein politisches Manöver der Grünen

Der Asphalt solle zurückgebaut werden, formulierten sie in einem Antrag. Eine Spur könne ja erhalten bleiben, aber auf jeden Fall sollte man einen Fahrradweg in beide Richtungen einrichten. Dadurch könne die stetig voranschreitende Bodenversiegelung zumindest an dieser Stelle wieder rückgängig gemacht werden.

Das Ganze sei sinnig insofern, als dass in Vaihingen seit Jahren gebaut wird, ohne dass es im Stadtbezirk zu Ausgleichsmaßnahmen kommen würde. Dabei bedeute das erstens Lebensraumverlust für Flora und Fauna, zweitens einen Verlust in der Grundwasserneubildung, drittens eine Beeinträchtigung der Luftgüte mangels Feinstaubbindung und viertens eine kleinklimatische Aufheizung.

Vor allem die CDU sah darin ein politischen Manöver und schmetterte den Populismusvorwurf durch den Raum. Die übrigen bürgerlichen Parteien äußerten sich etwas vornehmer, in der Sache aber ebenso unerbittlich. Die Gründgensstraße – so hielten sie übereinstimmend fest – könnte im Rahmen der Eiermann-Diskussion noch eine wichtige Rolle spielen.

Schilderwald soll echten Wald ersetzen

Auf dem Gelände der ehemaligen IBM-Zentrale verrotten die denkmalgeschützten Gebäude des 60er-Jahre-Stararchitekten Egon Eiermann zwar gerade vor sich hin. Aber ein Investor plant, diese zu sanieren und im Gegenzug das gesamte Gebiet mittels Nachverdichtung zu Geld machen zu dürfen. Die Stadt sieht die Möglichkeit eines neuen Stadtteils, die Vaihinger Lokalpolitiker in der Vergangenheit aber immer wieder das Problem der verkehrlichen Anbindung, etwa mit dem Bus.

Dieser könnte in Form der Linie 84 und in einer Schleife durch die Gründgensstraße wieder zurück nach Vaihingen rollen. Dereinst jedenfalls, falls es notwendig werden sollte. Der Schleichweg sollte deshalb erst einmal nicht zugepflanzt, sondern die Autofahrer mit Schildern von ihrem widrigen Tun abgehalten werden, forderten die Christdemokraten in einem Gegenantrag. Es gebe keinen erkennbaren Grund, weshalb es nicht schon bisher eine Anliegerregelung in dem Wohngebiet gebe. Was die Grünen jedoch prompt zum Anlass nahmen, auf den ohnehin überbordenden Stuttgarter Schilderwald zu verweisen.

Letztlich standen die Grünen mit ihrer Forderung alleine da, mit Ausnahme eines einzelnen Piraten. Bei der anschließenden Abstimmung über den Anlieger-frei-Antrag opponierten sie zwar nicht, enthielten sich aber dennoch ihrer Stimme. Und der Vorstoß der CDU wurde mehrheitlich angenommen.