Die Spvgg Möhringen trennt sich von Karl-Heinz Fuhrmann. Hintergrund ist offenbar ein Generationenkonflikt innerhalb der Mannschaft, welcher nun der Verlust mehrerer Leistungsträger droht. Der neue Trainer steht indes bereits fest.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Möhringen - Nein, dieses Ergebnis kann ihm keiner mehr nehmen. Tabellendritter! Der krasse Außenseiter Spvgg Möhringen als Favoritenschreck. Eine bisherige graue Maus, die unter ihm, dem Trainer Karl-Heinz Fuhrmann, plötzlich die Liga rockt. In der eigenen Abteilungsleitung, merkte der Coach seinerzeit launig an, werde manch einem schon angst und bange. Hilfe, womöglich gar noch Aufstiegsgefahr?

 

Vergangen sind seit diesem Erfolgsmärchen gerade einmal zwölf Monate. Zwölf Monate, nach denen sich an der Hechinger Straße nun erneut ein komisches Gefühl einstellt – diesmal allerdings umgekehrt bei Fuhrmann selbst, und dies aus weitaus weniger erfreulichem Anlass. Der 61-Jährige hat den Beweis dafür, wie schnelllebig das Fußballgeschäft ist: Er ist seinen Job beim Bezirksligisten los. Peng. Aus und vorbei. Der Verein hat beschlossen, die Zusammenarbeit zu beenden und den bisherigen Zweite-Mannschaft-Trainer Thomas Otto als Nachfolger zu installieren. Zurück bleiben ein vergrätzter Fuhrmann und eine explosive interne Stimmung. Denn durchs aktuelle Spieleraufgebot scheint ob der Entscheidung ein tiefer Graben zu gehen.

Oldies gegen Youngsters

„Es hat nicht mehr so harmoniert und nicht mehr so gepasst“, sagt Peter Kohler, der zusammen mit seinem Namensvettern Thomas Kohler sowie Roland Strobel die Chefetage der Möhringer Kicker bildet. Details will er nicht nennen. Doch ist zu hören, dass das Team zunehmend in zwei Lager gespalten war. Auf der einen Seite die Fuhrmann-Fans, die Oldies und Stützen wie ein Steven Jordan, Manuel Klopfer oder Marvin Kuhn. Gestandene Größen, die stets offen kommuniziert haben, dass es für sie zuvorderst einen Grund gibt, dem Verein die Treue zu halten: eben Fuhrmann. Auf der anderen Seite die nachrückende junge Garde, in der sich einige immer weniger damit abfinden wollten, ihren Platz oft nur auf der Ersatzbank zu haben. Leistungsprinzip hin, Leistungsprinzip her. Der ein oder andere, ätzt ein interner Kritiker, komme da halt „gerade eben aus der A-Jugend raus, taucht nur sporadisch im Training auf, meint dann aber, dass er am Wochenende spielen muss“.

Zugespitzt hat sich der Generationenkonflikt mit der Fuhrmann’schen Winterpausen-Marschroute, im Zuge des stark gefährdeten Klassenverbleibs ein Quartett Ehemaliger im ebenfalls bereits gereifteren Alter zu reaktivieren (Mendi, Zydeck, Steffen Müller, Rätzke). Der Trainer hatte die tabellarische Rettung im Auge, nachdem seiner Sensationself der vorigen Runde ein Absturz widerfahren war. Kohler und die Seinen sahen derweil die fernere Zukunft in Gefahr. Ihre Sorge: was, wenn die Gefrusteten unter den Youngsters ihre Drohung wahr machen und gehen? Gerade jene Fraktion sollte ja aber mittelfristig die neue personelle Basis sein.

Vergeblicher Umstimmungsversuch

Laut Kohler braucht es „eine Verjüngung der Mannschaft, einen personellen Neuaufbau“. Über den Beschluss, diesen Weg ohne Fuhrmann bestreiten zu wollen, haben er und seine Mitstreiter zunächst den Kapitän Jordan und den Spielleiter Christian Kuchar informiert – und ernteten dabei, so Jordan, heftigen Widerspruch. „Wir haben zwei Stunden lang versucht, die Abteilungsleitung mit Gegenargumenten umzustimmen“, sagt der Routinier. Vergeblich.

Fuhrmann selbst stößt indes vor allem die Verfahrensweise sauer auf. „Es war zum zweiten Mal nach Januar ein Gespräch hinter meinem Rücken über mich“, moniert er. „Von daher war da nun sowieso keine Vertrauensbasis mehr da, wie man sie für eine Zusammenarbeit braucht.“ Als die Möhringer Führungsriege schließlich eine Woche später auch ihn zum „informellen Austausch“ einbestellte, war zu Fuhrmann bereits durchgesickert, was ihn erwartete – unter diesen Umständen in seinem Empfinden „Kindergeburtstag“. Ein „fragwürdiges Herumgeeiere“, bei dem er „jegliche Wertschätzung“ vermisse. Bei seiner überraschenden Verpflichtung vor dreieinhalb Jahren noch mit Hurra empfangen: ein Mann mit A-Lizenz beim Bezirksliga-Hinterbänkler! Was für ein Coup! Nun aber schmucklos aussortiert.

Thomas Otto als Nachfolger

Dazu passt für Fuhrmann denn auch eine weitere Begebenheit: Sein Angebot, die Leitung des inzwischen trotz Corona-Wettbewerbspause wieder aufgenommenen Trainingsbetriebs fortzuführen, läuft sein Vertrag doch noch bis 30. Juni, habe der Verein abgelehnt. Auch diese Aufgabe kommt nun bereits dem neuen Mann an der Seitenlinie zu, dem internen Aufsteiger Thomas Otto. Das Einstandspräsent für jenen: trotz einer verkorksten aktuellen Runde mit Verletzungsnöten, Personalsorgen und Absturz in den Tabellenkeller übernimmt er wohl einen Bezirksliga-Job. Nach den Verbandsplänen mit Saisonabbruch, deren Absegnung auf dem Verbandstag am 20. Juni nur noch als Formsache gilt, gibt es heuer wie berichtet keine Absteiger.

Die spannendere Frage ist, welches Personal Otto (41, zuvor Spvgg Stetten) fürs nächste Spieljahr dann noch zur Verfügung stehen wird. Haben statt den Jungen nun die Alten genug? Einer bereits definitiv. Der Spielmacher Kuhn hat prompt seinen Abschied erklärt. Sein Weg dürfte zum Landesligisten TV Echterdingen führen. Ebenso fix ist, dass der Torhüter Maximilian Roeck nach Flensburg zieht – er beginnt dort eine Ausbildung bei der Marine. Beerben soll ihn zwischen den Pfosten Patrick Löchner (zuletzt TV Zuffenhausen).

Und der Haudegen Jordan? Der „überlegt noch“, wie er sagt. „Zu 80 Prozent“ höre er auf. Einstweilen merkt der 35-Jährige grimmig an: „Schade für die Spvgg Möhringen. Wahrscheinlich wird sie nie wieder einen Trainer mit solch einer Qualität haben.“