Die Verpflichtung von Manuel Rath soll ein Signal sein. Bei dessen Noch-Verein ist man derweil angesäuert.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Musberg/Rohr - Wie sagt Michael Hilbert, der Fußballchef des TSV Musberg? „Wenn du auf Tabellenplatz drei stehst, wäre es schwierig, intern zu vermitteln: Jetzt wollen wir in der nächsten Saison Fünfter oder Zehnter werden.“ Anders formuliert: der Vorjahresaufsteiger bläst nach seinem starken Premierenjahr in der Stuttgarter Bezirksliga mittlerweile unverblümt zum Angriff – und zwar schon jetzt, noch während der Corona-Zwangspause. Und auch im wortwörtlichen Sinn. Eben für den Angriff ist den Musbergern eine bemerkenswerte Verpflichtung geglückt: Manuel Rath, Toptorjäger der Kreisliga A, wechselt an den Turnerweg. Im Wettstreit um die Dienste des 25-Jährigen haben Hilbert und die Seinen selbst höherklassige Konkurrenz ausgestochen. Nicht nur das: auch dessen bisherigen Verein TSV Rohr, bei dem man sich angesäuert zeigt.

 

Hilbert sieht den Transfer als Signal im Bestreben, „nicht nur eine Eintagsfliege in der Liga zu bleiben“. Zumindest den Älteren im Leinfelden-Echterdinger Stadtteil dürfte das bislang letzte Gastspiel in der Spielklasse in zwiespältiger Erinnerung sein: Damals, vor 20 Jahren, spielte die eigene Mannschaft als Neuling ebenfalls eine furiose Runde – ehe in der nächsten der Absturz folgte. Das soll nicht noch einmal passieren. Vor allem für die Offensive kann sich der künftige neue Trainer Jaroslav Kostenko erwartungsfroh die Hände reiben: In Lukas Zug hatten die Musberger ja bisher schon einen höchst treffsicheren Akteur in ihren Reihen. Nun kommt Rath hinzu.

25 Tore in 14 Spielen

Letzterer bringt aus Rohr die Empfehlung von 25 Saisontoren mit, dies bei nur 14 Einsätzen. Macht im Schnitt 1,8 Treffer pro Begegnung. Zuvor netzte Rath eben für den TSV Rohr sowie den SV Vaihingen auch in der Bezirksliga jeweils zweistellig ein. Gebuhlt hatten um ihn zuletzt unter anderen die Landesligisten SV Bonlanden und SV Böblingen. Warum dann nach Musberg? Laut Hilbert wollte der Spieler „zu einem ambitionierten Verein“. „Unser Konzept hat ihm gefallen.“

Grummelnd merkt Hilberts Rohrer Amtskollege Holger Schroeder an: wohl nicht nur das. Er jedenfalls macht keinen Hehl daraus, dass er die Version mit „allein der sportlichen Perspektive wegen“ nicht glauben mag. „Es ist ja nicht so, dass die Musberger ihren Spielern nur einmal pro Woche Ponyreiten bieten“, sagt er – „es sind die Finanzen.“ Anders als zu früheren Zeiten, als den Rohrern selbst der Ruf des Geldbeutel-Vereins anhaftete, mache man da nicht mit.

Wortbruch beim bisherigen Verein?

„Enttäuschend“ findet Schroeder Raths Weg, weil es eine mündliche Vereinbarung gegeben habe. Jene habe gelautet: im Aufstiegsfall gemeinsam in die Bezirksliga. Eben aufsteigen werden die Rohrer, wenn die aktuelle Saison auf dem Verbandstag am 20. Juni wie erwartet abgebrochen wird. Als hoher Titelfavorit gestartet, führen sie ihre Staffel mit fünf Punkten Vorsprung an.

In Rath verlieren sie nun nicht nur ihren fußballerisch wichtigsten Spieler, sondern auch den Kapitän. „Ein herber Verlust“, sagt Schroeder. Aber auch eine zusätzliche Motivation. „Die anderen Jungs der Mannschaft“, schätzt er, „werden den Ehrgeiz haben, ihm zu zeigen, dass er sportlich die falsche Entscheidung getroffen hat.“ Alle weiteren Leistungsträger bleiben den Rohrern nach jetzigem Stand erhalten. Wiedersehen werden sie ihren scheidenden Teamkollegen spätestens in den beiden Derbys der kommenden Runde – wann auch immer diese beginnen wird. Die Eckdaten sind wegen Corona derzeit völlig offen.