Nach den zuletzt enttäuschenden Ergebnissen muss Carmine Napolitano gehen. Der Neue heißt Stephan Tregel.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Vaihingen - Als am Mittwochabend sein Handy klingelte und der Fußball-Abteilungschef Peter Breuer um einen spontanen Gesprächstermin bat, da hat Carmine Napolitano bereits geahnt, was die Stunde geschlagen hat. Wenig später hatte der 45-Jährige die Gewissheit: Er ist seinen Trainerjob beim Bezirksligisten SV Vaihingen los. Der Filderclub hat sich von seinem Aufstiegscoach getrennt. „Eine aus menschlicher Sicht schwere Entscheidung. Aber die sportliche Situation hat uns dazu veranlasst, zu handeln und einen neuen Impuls zu setzen“, sagt Breuer. Als Tabellenvorletzter stecken die Schwarzbachkicker tief im Abstiegskampf – in dem nun ein Rückkehrer zum Retter werden soll. Stephan Tregel, bis vergangenen Sommer noch B-Jugendtrainer des Vereins, tritt Napolitanos Nachfolge an.

 

Der Vorwurf: zu wenig Punkte

Nur zwölf Punkte aus 17 Spielen – das war das laut Breuer letztlich schlagende Argument, an dem man nicht mehr vorbeigekommen sei. Mit dieser Ausbeute könne man „einfach nicht zufrieden sein“, zuvorderst nicht mit jener der vergangenen verlängerten englischen Woche. In jener hatten die Vaihinger nur einen der eingeplanten sechs Zähler geholt. Die 2:3-Heimschlappe gegen das Schlusslicht Münster stellte dabei den Tiefpunkt dar. Spätestens damit waren alle eh schon napolitano-kritischen Geister mit Munition versorgt.

Eigentlich komisch, aber wahr: das Gefühl, dass seine Arbeit skeptisch beäugt wird, ist man in Napolitanos gesamter seit Dezember 2015 währenden Amtszeit nie so recht los geworden. Vielleicht ja auch deshalb, weil der Coach schon bei seinem damaligen Dienstantritt nicht als gemeinsamer Wunschkandidat galt. Ein Standing, das sich durch den folgenden Kreisliga-Absturz freilich nicht verbesserte – und an dem dann selbst der eher überraschende sofortige Wiederaufstieg vom vorigen Jahr nur bedingt etwas zu ändern vermochte. Eben jener, so Napolitanos Einschätzung, sei ihm nun praktisch mit zum Verhängnis geworden. „Es ist eine sehr junge und ja neu aufgebaute Mannschaft, die halt Zeit zum Reifen braucht“, sagt er. Stattdessen sei mit dem zurückgekehrten Erfolg die interne Erwartungshaltung sogleich wieder nach oben geschnellt. Seine Überzeugung: vor allem zwei Personen hätten sein Aus vorangetrieben. Dass er damit nicht Breuer, sondern dessen Abteilungsvorstandskollegen Klaus Hubrich und Jens Acher meint, gilt als offenes Geheimnis. Dieses Trio teilte ihm den aktuellen Beschluss mit.

Der Neue komt aus dem Junioren-Bereich

Alles in allem geht Napolitano mit offenkundiger Bitterkeit. Den kuriosen Vorschlag seiner Gegenüber, er möge sein Ende nach Außen hin als eigenen Rücktritt deklarieren, hat er ausgeschlagen. Das Ruder soll nun an seiner Stelle, wie erwähnt, Stephan Tregel herumreißen. Dessen Verpflichtung ist allemal eine mutige Entscheidung, handelt es sich für den 31-Jährigen doch um die überhaupt erste Trainerstation bei einem Aktiventeam. Bislang war er ausschließlich im Juniorenbereich engagiert, darunter insgesamt sechs Jahre lang in Vaihingen. Mit den B-Junioren holte er vor Jahresfrist den Bezirkspokal. Danach übernahm Tregel in der Verbandsstaffel die A-Jugend der SV Böblingen – wo er vor drei Wochen nach einem enttäuschenden Saisonverlauf allerdings hinwarf.

Seine erste Trainingseinheit bei seiner neuen Mannschaft leitete Tregel bereits am Donnerstagabend. Das Punktspieldebüt folgt am Sonntag just mit dem Derby schlechthin beim Sportplatznachbarn TSV Rohr. Das Ziel für die insgesamt verbleibenden elf Partien? Klar, der Klassenverbleib. Und dass dieser unter Tregel gelingen wird, da ist sich zumindest einer „ zu hundert Prozent sicher“: Napolitano. „Den hätte diese Mannschaft mit mir geschafft und wird sie auch ohne mich schaffen – dafür ist sie zu gut“, knurrt der frisch Geschasste.