Bezirksrathaus Stuttgart-Stammheim Ein Generationenwechsel mit Übergangsphase

Die Sitzungen leitet noch bis Ende Januar Susanne Korge. Dann übernimmt Julian Deifel offiziell die Geschäfte. Foto: Marta Popowska

Julian Deifel folgt als neuer Stammheimer Bezirksvorsteher auf Susanne Korge. Ungewöhnlich dabei: Der 29-Jährige und die 66-Jährige arbeiten noch drei Monate als Doppelspitze zusammen.

Susanne Korge geht, Julian Deifel kommt: Im Stammheimer Bezirksrathaus vollzieht sich aktuell ein Generationenwechsel. Nach zwölf Jahren im Amt verabschiedet sich die 66-Jährige Bezirksvorsteherin und macht Platz für den 29-jährigen Fellbacher. Einmalig in der Stadt ist dabei die geradezu luxuriöse Übergabesituation der Amtsgeschäfte. Drei Monate arbeiten sie gemeinsam.

 

Susanne Korge sagt, sie wisse nicht, ob es so eine Situation schon einmal gab. Seit Julian Deifel am 1. November an seinem Schreibtisch im Stammheimer Rathaus Platz genommen hat, sitzt sich die vorübergehende Doppelspitze gegenüber. Die beiden haben sich sozusagen bestens im Blick. Oft klaffen Monate, wie zuletzt in Weilimdorf, zwischen den Amtsübergaben.

Sie erzählt, er hört zu

Julian Deifel sieht daher die Vorteile: „Das normale Tagesgeschäft lag bislang noch bei ihr, und es ist einfach gut, vieles mitzukriegen. Wenn ein Telefonat eingeht und man ein Ohr dran hat, was die Themen der Leute sind, wie reagiert wird. Da tut man sich schon leichter, als wenn man komplett ins kalte Wasser geworfen wird“, sagt er, aber „ich werde sicherlich auch manches anders machen.“

„Gott sei Dank“, wirft Susanne Korge ein und lacht. Im Moment sei die Situation, dass sie viel erzähle und er zuhöre. Denn die Stammheimerin kennt die Verwaltung im Bezirk wie kaum eine andere. Bereits 1999 fing sie als Sachbearbeiterin für Sozialhilfe in Stammheim an, mit kurzer Unterbrechung im dortigen Jobcenter. 2008 wurde sie stellvertretende Bezirksvorsteherin, und ab 2011 lenkte sie das Geschehen schließlich als Bezirksvorsteherin. Was sie bei ihrem Amtsantritt unterschätzt hat: „Wie lange Bauprojekte dauern. Es ist unglaublich, dass man für eine Sanierung zwölf Jahre braucht“, sagt sie im Hinblick auf das historische Rathaus, ihr „Schmuckkästle“. Das wurde im Oktober fertig, und sie darf das Ergebnis noch bis Ende Januar genießen.

Deifel ist Betriebswirt aus Fellbach

Loslassen falle ihr nicht schwer, denn ihre Woche sei auch so ausgefüllt mit Privatem und Ehrenämtern. „Es fällt auch leicht, wenn man das Amt in gute Hände geben kann“, betont sie. Ansonsten lebe sie in Stammheim und sei erreichbar für ihren Nachfolger. Julian Deifel bringt einen anderen Hintergrund mit. Der Fellbacher ist Betriebswirt. Zuletzt leitete er die Stabsstelle Einzelhandelskoordination der Stadt Fellbach und war Geschäftsführer des Stadtmarketings. „Ich habe das gern gemacht, ich komme aus Fellbach, und meine Familie betreibt ein Einzelhandelsunternehmen“, sagt er. Im Vorstand des Stadtmarketings bleibt er ehrenamtlich, doch reduziert er seine weiteren ehrenamtlichen Tätigkeiten.

Die Aufgabe als Bezirksvorsteher von Stammheim biete ihm neue Perspektiven und die Möglichkeit, seine Erfahrung einzubringen. „Ein Bezirksvorsteher ist immer auch ein Stück weit ein Wirtschaftsförderer. Die Stärkung der Nahversorgung und die Stammheimer Mitte sind wichtige Themen, die ich mit meinem Hintergrund gerne angehe“, sagt er. Ansonsten möge er den Umgang mit Menschen, im Beruf und auch im Ehrenamt als Leiter des Ferienwaldheims oder als Arena-Guide im VfB-Stadion. Sitzungen leitet noch bis Ende Januar Susanne Korge. Dann übernimmt Julian Deifel offiziell die Geschäfte. Feierlich als Bezirksvorsteher bestellt wird er Ende Februar.

Weitere Themen

Weitere Artikel zu Stuttgart-Stammheim