Es war eines ihrer wichtigsten Anliegen, seit Susanne Korge 2011 in Stammheim ihren Dienst angetreten hat: Die Sanierung des historischen Rathauses an der Kornwestheimer Straße. Nun ist es zur Freude der scheidenden Bezirksvorsteherin eingeweiht worden. Die Renovierung war aufwendige und teuer.
Die Mängel habe sie von Beginn an dokumentiert, sagt Korge. „Der Sandstein bröckelte und Dachziegel landeten auf der Straße. Lange schmückten Fangnetze das Haus.“ Doch das war längst nicht alles. Das 1908 erbaute Gebäude war innen wie außen in die Jahre gekommen, inklusive der Elektrik und Heizung. Besonders spürbar war für die Stammheimerinnen und Stammheimer die nicht vorhandene Barrierefreiheit.
Denkmalschutz hat die Renovierung verzögert
Mit dem Architekten Josef Ruf vom Büro Dimension5 habe man großes Glück gehabt, betonte Korge. Denn die Planung war kompliziert. „Mehrfach hatten wir wegen der Denkmaleigenschaft nachgefragt“, erinnert sie sich. Mitten in der Konzeptionsphase wurde das Haus 2018 dann doch unter Denkmalschutz gestellt. „Die Planung war damit Makulatur“, sagte sie. Offensichtlich fand man eine Lösung. Aus den 2,85 Millionen Euro wurden letztlich rund 4,5 Millionen Euro Sanierungskosten und die Renovierung verschob sich erneut um einige Jahre.
Stuttgarts OB Frank Nopper betonte, das Bezirksrathaus sei nicht irgendein Rathaus. „Es ist ein Stammheimer Schmuckstück“, sagte er über das 115 Jahre alte Gebäude. Nopper unternahm einen historischen Exkurs, denn das „Rathaus des damals noch selbstständigen zum Oberamtsbezirk Ludwigsburg gehörenden Stammheim wurde nach den Plänen des Ludwigsburger Architekten Gottfried Gabler gebaut. Fast etwas großspurig. „Wie bei vielen Rathausbauten in dieser Zeit ging es damals aber gerade darum, die Bürger zu beeindrucken, besonders natürlich die von auswärts“, sagte er. Susanne Korge habe mit ihrer Beharrlichkeit dafür gesorgt, dass die Generalsanierung letztlich auch erfolgt sei.
Trauzimmer ist der eleganteste Raum im Gebäude
Nichts ist von den einstigen Mängeln mehr zu sehen. Die Festreden fanden im historisch aufgearbeiteten Trauzimmer statt, das mit seinen in dunklem Holz verkleideten Wänden und den hellen Dielen aus Lärchenholz der eleganteste Raum im neuen alten Rathaus ist. Treppenhaus und Türen sind ebenfalls in die Originaloptik versetzt worden. „Die Solnhofener Platten sind traditionell in Rathäusern zu finden“, sagte der Architekt Josef Ruf über den neuen Boden.
Der Bezirksbeirat Stefan Kulle (CDU) betonte seine Freude über den Aufzug und die Barrierefreiheit. Susanne Korge findet: „Ende gut, alles gut. Das Rathaus ist vom Schandfleck zum Schmuckkästle geworden.“ Ein bisschen darf sie es noch genießen. Demnächst tritt ihr Nachfolger Julian Deifel seine Stelle als neuer Bezirksvorsteher an.