Die Weichen für zwei wichtige Projekte sind gestellt: Am Bahnhof soll ein 70 Meter hoher Turm entstehen, das Valeo- und das Hubele-Kienzle-Areal werden überplant. damit bringt Bietigheim-Bissingen zwei stadtbildprägende Vorhaben auf den Weg.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Bietigheim-Bissingen - Auf den letzten Metern des Jahres hat der Gemeinderat Bietigheim-Bissingen noch zwei wegweisende Projekte angestoßen. Die Stadt an Metter und Enz wird an exponierter Stelle Neuland betreten: mit einem etwa 70 Meter hohen Gebäude, das seit der Gemeinderatsitzung am Dienstagabend auch schon seinen Kosenamen hat. Als „Langen Jürgen“ bezeichnete Georg Mehrle (FDP) den projektierten Turm – eine Melange aus dem Bonner „Langen Eugen“ und dem Vornamen des Bietigheim-Bissinger Oberbürgermeisters Kessing. Wie auch immer die Menschen den Turm auf dem Güterbahnhofsareal nennen werden: das Gebäude dokumentiert den Gestaltungswillen der Stadt. Den zeigt sie auch beim zweiten Projekt, dem östlich der Stuttgarter Straße gelegenen Valeo- und Hubele-Kienzle-Areal. Acht Büros werden nun mit der städtebaulichen Planung des Gebiets beauftragt.

 

Der Turm ist nicht zu übersehen

Übersehen kann man den hohen schlanken Turm künftig nicht. Er wird nicht nur die Blicke der Pendler, die mit der Bahn nach Bietigheim-Bissingen kommen, auf sich ziehen. Auch aus großer Entfernung wird man das Hochhaus sehen können. Der Projektname „Hochh(in)aus“, den ihm seine Planer vom Büro KMB gegeben haben, sagt keck, das dieser Wirkung auch ausdrücklich erwünscht ist. Der Oberbürgermeister Jürgen Kessing ist überzeugt, dass er sich „optimal in die Stadtsilhoutte einfügen wird“. Wird der Turm gebaut, markiert er auch das Ende einer Brache an zentraler Stelle in der Stadt. Denn mit dem fast einmütigen Abstimmungsergebnis – zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen – votierte der Rat dafür, einen Bebauungsplan zu erstellen, der den Turm enthält.

2007 hatte die Stadt das Gelände zwischen Carl-Benz-, Bahnhofstraße und Bahnschienen gelegene 1,5 Hektar große Gelände für 940 000 Euro vom Bund gekauft und den Abriss der Gebäude auf dem früheren Bundeswehrareal forciert. Nun sei man nicht nur der Beseitigung eines „städtischen Schandfleck“, wie es aus den Reihen der Verwaltung einmal hieß, einen Schritt näher: Sie kann auch die Nachfrage nach hochwertigen, repräsentativen Büro- und Praxisflächen bedienen, wie es in der Beschlussvorlage heißt. Die unteren der 18 Etagen sind dafür vorgesehen, in den oberen Stockwerken sollen Wohnungen entstehen. Die Stadt will das ehrgeizige Projekt zusammen mit der Bietigheimer Wohnbau vorantreiben.Der Rest des Güterbahnhofsgeländes ist für eine „nicht störende“ gewerbliche Nutzung vorgesehen. Sie soll fünfgeschossig sein. Auch vereinzelte Wohnnutzung sieht die Planung vor, Einzelhandel schließt sie aus. Erschlossen werden soll das Areal über die Carl-Benz-Straße und den westlichen Bahnhofsvorplatz. Neben dem Turm soll auf dem heutigen Parkplatz ein öffentliches Parkhaus mit fünf Ebenen gebaut werden. 300 Autos sollen dort Platz haben.

Wohnbebauung für das Valeo-Areal

Auch für das ehemalige Industrieareal, ebenfalls das Erscheinungsbild der Stadt prägend, wurden am Dienstag Pflöcke eingeschlagen. Nachdem sich die Räte im Februar auf kein Konzept für das Gelände zwischen Freiberger, Garten- und Stuttgarter Straße (B 27) einigen konnten, haben sie sich in einer Klausursitzung nun auf eine Stoßrichtung bei der Überplanung des Areals verständigt. Es soll bis auf ein Hotel und einige Grundstücke im Bereich der B 27 als reines Wohngebiet genutzt werden. Zum jetzigen Stand soll es für den Autoverkehr über die Gartenstraße und über einen Halbanschluss an die B 27 erschlossen werden. Es soll in allen Planungen darauf geachtet werden, dass Schleichverkehr vermieden wird. Berücksichtigt werden soll zudem der Bau eines Kinderhauses und von Häusern, die für neue Wohnformen im Alter geeignet sind. Zudem ist das Schaffen von finanzierbarem beziehungsweise sozialem Wohnraum geplant. Der Baumbestand soll erhalten bleiben. Nach dem Dissens vom Februar entschieden die Räte nun einstimmig, nach diesen Vorgaben zu planen.