DIe Firma Südweststrom will den Kauf einer Offshore-Anlage in der Nordsee wohl platzen lassen. Damit sind die Bietigheimer Stadtwerke auch nicht mehr mit im Boot.

Bietigheim-Bissingen - Die Beteiligten wollen am liebsten gar nicht viel Wind um die Sache machen. Dabei würde mit dem Scheitern des Kaufs des Nordsee-Windparks Bard 1 in diesem Jahr schon das zweite Projekt des Stadtwerkeverbunds Südweststrom ins Wasser fallen. Und erneut wäre Bietigheim-Bissingen mit betroffen – wie im Übrigen unter anderem auch die Göppinger und die Nürtinger Stadtwerke.

 

Interessant sei der Offshore-Windpark nach wie vor, räumt Südweststrom ein. Seit mehr als zwei Jahren ist die Stadtwerke-Kooperation in Verhandlungen mit den Bauherren der Anlage, die 90 Kilometer nordwestlich der Insel Borkum entsteht. Aber nun dauert ihr die Fertigstellung doch zu lange: Erst Ende 2013 oder Anfang 2014 sollen die Rotoren auf hoher See verkauft werden. „Unsere Gesellschafter möchten aber jetzt in Projekte investieren und ihr Kapital nicht so lange zurück halten“, erklärt Alexander Raithel, der Pressesprecher von Südweststrom. Die endgültige Entscheidung über das Nordsee-Projekt wird zwar erst in der Gesellschafter-Versammlung am 20. November fallen, doch der Ausstieg gilt als sehr wahrscheinlich.

Steinkohlekraftwerk für Gesellschafter uninteressant

Im Sommer ist bereits der Plan von Südweststrom gescheitert, in Brunsbüttel an der Elbe für rund drei Milliarden Euro das größte Steinkohlekraftwerk Deutschlands zu bauen. Übernimmt sich der Stadtwerkeverband mit solchen Vorhaben? Nein, sagt Raithel. Dass das Steinkohlekraftwerk für die Gesellschafter uninteressant wurde, habe nicht an der Größe des Projekts gelegen, sondern an neuen politischen Rahmenbedingungen.

Als Rückschlag will Raithel auch das wahrscheinliche Scheitern der Übernahme des Windparks nicht bezeichnen, auch wenn es sich dabei für die Verhältnisse von Südweststrom „schon um ein großes Projekt“ handele. Doch sei es nicht die einzige Anlageoption, um die Südweststrom sich bemühe. Schließlich wolle man den Stadtwerken ein breites Spektrum an Beteiligungsmöglichkeiten bei Projekten zur Stromerzeugung bieten. Aktuell baue der Verband zum Beispiel einen Onshore-Windpark in Suckow (Mecklenburg-Vorpommern).

Keine Auswirkungen auf die Stadt

In Bietigheim-Bissingen zeigt man sich auch nicht allzu beunruhigt. Rainer Kübler, der Geschäftsführer der Stadtwerke, will sich zwar zu dem Thema nicht äußern. Aber der Oberbürgermeister Jürgen Kessing betont: „Es ist ja noch nichts endgültig entschieden.“ Selbst wenn der Kauf des Nordsee-Windparks platze, habe das keine Auswirkungen auf die Stadt. „Wir sind so breit aufgestellt, dass uns das nicht weiter stört“, betont der OB. Seit 50 Jahren gewinne man saubere Energie aus einem Wasserkraftwerk an der Enz und neuerdings auch aus Solarpaneelen und Biogasanlagen.

Zudem sei erst jüngst das Fernwärmenetz erweitert worden. Heute gehen die neuen Abschnitte in Betrieb. Insgesamt 4100 Meter neue Fernwärmeleitungen sind in den vergangenen zwei Jahren verlegt worden. Als erstes werden städtische Gebäude wie das Kronenzentrum, das Hornmoldhaus und das Arkadengebäude mit der Wärme geheizt, die mit neuen Blockheizkraftwerken produziert wird. Neben der Innenstadt werden auch das Wohngebiet Kreuzäcker und die neue Eisarena mit Fernwärme versorgt.

Ganz so unbedeutend dann doch nicht

Ganz so unbedeutend scheint das Nordsee-Projekt für Südweststrom dann aber doch nicht zu sein: Man werde es weiter beobachten und vielleicht später kaufen, sagt Raithel – dann allerdings mit einer anderen Gesellschaftergruppe. Denn die jetzige würde beim Scheitern des Kaufs aufgelöst.