Die Besitzer wollen an jemanden verkaufen, der das Gebäude erhält. Die Stadt hat bisher kein Interesse signalisiert. Klar ist, dass das Gasthaus dort mittelfristig schließen wird.

S-Süd - Am Stammtisch ist alles wie immer. Die Männerrunde diskutiert lautstark, während in der Küche die Vorbereitungen fürs Abendgeschäft laufen. Doch die Ochsenwirtin Angelika van der Kolk blickt in eine ungewisse Zukunft. Die Dinkelacker-Brauerei, die die Gasträume im Ochsen am Bihlplatz gepachtet hat, hat ihrerseits das Pachtverhältnis mit dem Gastronomenpaar Angelika van der Kolk und Willi Warsow zum Sommer gekündigt. Schweren Herzens, wie Tobias Distler, Prokurist bei Dinkelacker, betont. Damit wird das Gasthaus auf unbestimmte Zeit leer stehen. Solange nämlich unklar ist, wie es mit dem Gebäude selbst weitergeht, wird es den Eigentümern schwer fallen, einen neuen Pächter zu finden.

 

Das Herzblut und die Emotionen, mit denen die Pächter das Objekt betrieben hätten, habe einfach nicht gereicht, um die wirtschaftliche Existenz des Betriebes zu sichern, sagt Distler. „Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem wir unsere eigenen Interessen wahrnehmen müssen“, begründet er die Kündigung von Seiten der Brauerei Dinkelacker.

Angelika van der Kolk hofft dennoch, dass die Brauerei ihnen ermöglicht, bis Ende des Jahres am Bihlplatz zu bleiben. „Ich bin Wirtin aus Überzeugung. Ich brauche die Menschen um mich“, sagt sie. Dass sie ihren Beruf liebt, ist unbestreitbar. Wenn sie von den Gerichten, die sie anbietet, spricht, dann gerät die 64-Jährige ins Schwärmen. Ob es die handgeschabten Spätzle sind oder die Zutaten, die sie für ihr Metzgergulasch verwendet, van der Kolk ist es wichtig, dass es den Gästen schmeckt und diese sich wohlfühlen. Die Dankesbekundungen in ihren Gästebüchern sind einer ihrer größten Schätze.

„Der Erhalt des Gebäudes steht im Vordergrund“

Ihre Gäste rechnen ihr diese Großzügigkeit hoch an. „Ich habe einmal mitbekommen, wie ein Gast in den Ochsen kam, der kein Geld hatte. Er hat gefragt, ob er dennoch etwas zu Essen bekommen könne. Die Wirtin hat ihn einfach gefragt, was er möchte“, erzählt Ischo Rosenberg.

Für van der Kolk ist der Ochsen ihre Lebensaufgabe. Gemeinsam mit der mittlerweile verstorbenen Schwester hat sie den Betrieb vor knapp zehn Jahren übernommen. Dass all das bald vorbei sein soll, mag die Wirtin sich gar nicht wirklich vorstellen. Am liebsten würde sie noch zehn Jahre lang sechs Tage die Woche täglich zwölf Stunden im Ochsen arbeiten. Jetzt hofft sie, dass sie in einem anderen Lokal in der Innenstadt neu anfangen kann.

Im Ochsen selbst ist das nicht möglich. Das haben ihr die Besitzer bereits signalisiert. Zumal diese ihr natürlich auch keine Garantie geben könnten, wie es mit dem Gebäude weiter geht. Alfred Göltz, einer der Erben des Gebäudes, bestätigt, dass die Erbengemeinschaft derzeit auf der Suche nach einem Käufer für das Objekt ist.

„Wir überstürzen nichts, aber das Gebäude wird sicherlich veräußert“, sagt Göltz. Zwar steht das Haus aus dem 19. Jahrhundert nicht unter Denkmalschutz, aber die Erben hoffen auf einen Käufer, der das Haus saniert. „Der Ochsen war das Leben meiner Tante, das haben wir immer respektiert. Wenn es zum Verkauf kommt, werden wir diejenigen bevorzugen, die das Haus ausbauen wollen. Der Erhalt des Gebäudes steht im Vordergrund“, betont Göltz. In Heslach macht unterdessen eine Unterschriftenliste die Runde, die den Erhalt des Stadtbild prägenden Gebäudes fordert. Die Initiatoren hoffen darauf, dass die Stadt das Gebäude kauft. Diese hat aber bisher kein Interesse signalisiert.